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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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Ranke, die halb im Sand verborgen gewesen war, um eins seiner Beine gelegt und begonnen, durch seinen Stiefel hindurch Wurzeln zu treiben. Beim Herumwälzen hatte er eine weitere Ranke berührt, die ihn jetzt am Arm umklammert hielt. Er schrie auf, als die kleinen Wurzeln durch die Haut drangen.
    Marko packte Halrans freie Hand und zog, doch dadurch wurden die Ranken nur so weit aus dem sandigen Boden gezerrt, bis die wirklich dicken Stränge freilagen. Die Ranken ließen freilich nicht locker, und eine weitere legte sich um das andere Bein Halrans.
    Halran schrie: »Sie reißen mir den Arm aus!«
    Marko ließ los und zog sein Beil heraus. Drei Hiebe durchtrennten die Ranken, die Halran umklammert hatten. Aus den Stücken tropfte ein grünlich weißer Saft, dann fielen sie kraftlos zu Boden und sahen wie die gewöhnlichen, harmlosen Schlingpflanzen aus.
    Halran taumelte vom Rand der Bucht zurück und setzte sich nieder, um die Rankenstücke abzuschneiden, die immer noch an dem Arm und den Beinen hingen. Zuerst mußte die Hauptranke von den Würzelchen abgetrennt werden, die von ihr durch die Kleidung getrieben worden waren. Dann mußte er Stiefel und Jacke ablegen, wobei die Wurzeln in der Haut blieben. Schließlich mußten die Würzelchen eins nach dem anderen herausgezogen werden. Sie hinterließen kleine Löcher, aus denen reichlich Blut floß.
    »Ich bin so gut wie tot!« sagte Halran. »Ich werde verbluten oder zumindest nicht fähig sein, die Reise fortzusetzen.«
    »So ernst sieht es gar nicht aus«, sagte Marko. »Ich hatte von diesem Zeug gehört, hatte es aber noch nie zu Gesicht bekommen. Ich hätte nie gedacht, daß es so rasch Wurzeln schlägt.«
    »Ich wußte Bescheid«, sagte Halran, »nahm aber irrtümlicherweise an, an dieser Stelle seien nur so wenige, daß sie keine Gefahr darstellten. Oder vielleicht war ich so durstig, daß ich nicht mehr denken konnte. Ich eigne mich einfach nicht für das harte Leben in der freien Natur. Da drüben liegt ein Geschöpf, das es erwischt hat.« Er zeigte nach Westen, wo am Ufer der Bucht die Knochen eines Dromsors verstreut zwischen dem Gerank der Schlingpflanzen lagen.
    Als Marko sah, daß Halran, von den unbedeutenden Löchern abgesehen, in Ordnung war, ging er zur Stelle, an der Halran getrunken hatte. Er schlug alle Ranken ab, die er sehen konnte und wühlte den Sand auf, um die unter der Oberfläche bloßzulegen. Dann trank er und verzog das Gesicht, als er das Wasser schmeckte. Seewasser zu trinken, mochte auf Kforri nicht zum Tode führen, doch zuviel konnte die Verdauung durcheinanderbringen.
    Danach führte Marko die Kamele über den Pfad, den er ausgehauen hatte, zum Wasser. Halran war hinter dem Pferd her, das ausgerissen war, als er die Zügel losgelassen hatte. Das Tier war aber so erschöpft, daß es keine großen Anstalten zur Flucht machte.
    Als sie aßen, sagte Halran: »Sie sind ein merkwürdiger Bursche, Marko. Auf dieser Reise haben Sie mir zweimal das Leben gerettet, und dennoch haben Sie keinerlei Bedenken, dem Kerl den Kopf abzuschneiden, mit dem ihre Frau durchgegangen ist, und Ihre Frau selbst wollen Sie ja auch umbringen. Und es würde Ihnen nicht mehr ausmachen, als eine von denen dort zu töten.« Er zeigte zu den behaarten Spinnen hin.
    »Für mich ist das gar nicht merkwürdig«, sagte Marko. »Sie sind mein bester Freund, während mir Mongamri in böswilliger und heimtückischer Absicht Schaden zugefügt hat. Es ist nicht mehr als recht und billig, daß ich ihn töten will. Ich erklärte mich aber einverstanden, den Plan aus Rücksicht auf Sie aufzugeben.«
    »Das stimmt. Ich hatte es vergessen.«
     
    Sie zogen die Ostküste des Mittelmeers entlang nach Norden und erblickten manchmal das weiße Dreieck eines Segels oder die schwarze Rauchfahne eines Dampfers am Horizont. Unter Markos Herzenswünschen befand sich auch der, einmal auf einem Dampfschiff mitzufahren, obwohl manchmal deren bronzene Kessel explodierten und schreckliches Unheil anrichteten. Aber schließlich, setzte ihm Halran auseinander, waren sie erst vor einem halben Jahrhundert erfunden worden und eben noch nicht vollkommen. Als Marko während seines Jahresurlaubs den Hafen von Chef besucht hatte, waren ein paar dieser Schiffe an den Molen gelegen. Er wäre gern an Bord gegangen, um sich ein wenig umzusehen, war aber zu schüchtern gewesen, um die Erlaubnis einzuholen.
    Marko fuhr fort, Halran mit Fragen zu überschütten, zum Teil, weil die Gelegenheit günstig war,

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