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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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gaben viel darauf, ihr Wort zu halten, genau wie sie in der Liebe auf strenge Sitten hielten. Und schließlich war an dem Sprichwort, daß man mit den Wölfen heulen solle, auch etwas daran.
    Marko fühlte sich auf eine unangenehme Art von der Idee angezogen, die lockeren Sitten der Anglonier nachzuahmen. Da er aber in einer Gegend aufgewachsen war, wo derlei von einer hohen Mauer puritanischer Verbote umgeben war, sah er sich unfähig, einer Frau einen Antrag zu machen. Der bloße Gedanke, abgewiesen zu werden, jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.
     
    Marko trabte nach Lann hinein, in eine ausgedehnte alte Stadt, deren Bauten aus dem Kalkstein errichtet waren, der sich in der Gegend fand. Er suchte sich eine Unterkunft und durchstreifte dann in der Suche nach Mongamri die engen, gewundenen Straßen.
    Als erstes ging er zur Stadtbibliothek. Er ließ sich Mongamris Bücher geben und fand so den Namen seines Verlegers heraus. Er merkte, daß er gebildete Bewohner der Stadt ganz gut verstehen konnte, während er mit dem undeutlichen Dialekt der Arbeiterschicht nicht zurechtkam.
    Dann suchte er die Gegend, in der sich die Verleger angesiedelt hatten. Das war nicht so einfach, weil die Stadt kein vernünftiges System der Benennung und Zählung der Straßen hatte. Eine Straße konnte auf der Strecke von zehn Häuserblocks fünfmal den Namen wechseln.
    Marko fand schließlich das Büro des Verlegers und fragte nach der Adresse Mongamris. Er stellte sich als Freund vor, den Mongamri auf seinen Reisen kennengelernt hatte. Der Verleger gab ihm die Anschrift und war überhaupt nicht argwöhnisch, was Marko für einen Mangel an Vorsicht hielt. In Vizantia war man mit solchen Auskünften sehr vorsichtig, da der Besucher in eine Fehde verwickelt sein konnte und vielleicht ein Mitglied einer feindlichen Familie töten wollte.
    Er kehrte in seine Unterkunft zurück, um die Mittagsrast zu halten. Danach ließ er sich genau erklären, wie Mongamris Wohnung zu erreichen war, und machte sich eine Karte. Da das Haus weit draußen in den Vorstädten lag, nahm er das Pferd.
    Das Haus war klein und nicht so eindrucksvoll, wie Marko es erwartet hatte. Er hatte irgendwie gedacht, ein anglonischer Schriftsteller lebe wie ein Großgrundbesitzer in Vizantia. Das Haus war ein flacher Ziegelbau und lag in einer eher ärmlichen Gegend.
    Marko war sich noch immer nicht klar, was er mit den beiden anfangen wollte. Er wollte sie nicht töten, es sei denn, in Notwehr, war es aber seinem Verständnis von Ehre schuldig, dem ungetreuen Chet wenigstens so zu verprügeln, daß er es seiner Lebtag nicht vergessen würde. Was Petronela anging … wenn sie zu ihm zurückkehren wollte, könnte das bewerkstelligt werden, solange er sich in Anglonia aufhielt. Nach Vizantia konnte er sie nicht mit zurücknehmen, da sonst sein schmähliches Versagen, sie umzubringen, offenkundig würde. Vielleicht würde er auch nie dorthin zurückgehen …
    Marko öffnete die Lasche seines Axtfutterals und faßte nach dem Türklopfer. Es brauchte einige Selbstüberwindung, bis er sich dazu bringen konnte, den Klopfer gegen die Tür zu schlagen. Was sollte er sagen, wenn …
    Die Tür ging auf. Da stand die große, kräftige Petronela und sah wie irgendeine anglonische Hausfrau aus. Marko spürte die widersprüchlichsten Gefühle in sich aufsteigen.
    Petronela erkannte Marko trotz seines stoppeligen Schnurrbarts. Sie schrie auf und versuchte, die Tür zuzuschlagen, aber Marko hatte den Stiefel in den Spalt gezwängt.
    Petronela ließ die Tür los und rannte ins Haus hinein. Marko folgte ihr, weil er annahm, sie werde ihn zu Mongamri führen.
    »Chet!« kreischte Petronela auf anglonisch. »Er ist da!«
    Sie brachte Marko in ein Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Mongamri saß an seinem Schreibtisch, über den Papiere und Zigarettenstummel verstreut lagen, und korrigierte einen Stoß Druckfahnen. Als sich Marko in das Zimmer drängte, sagte er: »Aha! Du hier, was?«
    Marko sagte kalt und schneidend: »Ja, du Schwein, ich bin’s. Vielleicht bist du so gut und gibst mir eine Erklärung …«
    Mongamri nahm ein großes arabistanisches Messer, das als Brieföffner und Beschwerer Verwendung gefunden hatte. Er sprang Marko an und riß das Messer hoch.
    Marko wehrte mit dem linken Arm ab. Die Messerspitze drang durch Haut und Muskeln und traf den Knochen, während Marko mit der Rechten versuchte, die Axt herauszuziehen. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, Mongamri zu töten,

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