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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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drei Stockwerke überragte. An die große Mittelkuppel waren Flügel angebaut, die auf die acht Himmelsrichtungen ausgerichtet waren.
    Die Wachmannschaft trieb Marko und Halran in eine Tür am Ende eines dieser Flügel, dann durch einen langen Gang.
    Im Lampenlicht des Innern bot sich Marko eine bessere Gelegenheit, sich die Frauen anzusehen, die sie gefangengenommen hatten. Sie waren alle bewaffnet und trugen Brustpanzer, die den weiblichen Formen angepaßt waren, dazu bronzene Helme auf den Köpfen und Röcke. Einige führten Armbrüste mit sich, andere Lanzen. Alle waren mit Stichwaffen versehen, die ihnen von den Gürteln hingen: eher große Dolche als kleine Schwerter. Die Frauen sahen nicht sehr schrecklich aus, doch sagte sich Marko, daß er mit einem gut gezielten Stoß einer Lanze leicht zu töten war, mochte er auch doppelt so groß wie die Frauen sein.
    Die Frauen hatten ihre Gesichter nicht geschminkt, wie es in den Städten Anglonias üblich war, waren aber hübscher und anziehender als die schmuddeligen Frauen aus den Bergen Vizantias. Man sah häufig blaue Augen und helle Haare, und das wies auf anglonische oder eropische Herkunft hin.
    Sinthi war mitgekommen. Marko sah, daß sie grünliche Augen und braunes Haar mit einem stark rötlichem Schimmer hatte. Sie war ein gut gebautes, kräftiges Mädchen, das nicht gerade schön genannt werden konnte, aber auf eine frische, gesunde Art hübsch war.
     
    Marko wurde in einen Raum geführt, in dem eine ältere, schlanke Frau mit hartem Gesicht saß. Die weiblichen Soldaten nahmen rasselnd Stellung ein. Die Anführerin, die die Reisenden angeschrien hatte, legte Markos Axt auf den Arbeitstisch und machte Meldung. Marko verstand nicht alles, da sie schnell sprach und den Dialekt benützte, begriff aber, daß man ihn und Halran verdächtigte, etwas gegen den Fetisch im Schilde zu führen.
    Die schlanke alte Frau starrte die beiden Männer an und sagte dann zu Halran: »Ich bin die Stringiarchin Katlin. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, Fremder.«
    Halran fing an: »Es ist wie folgt, meine Dame. Ich bin der Philosoph Boert Halran und gehöre der Universität von Lann an. Ich habe einige Experimente von noch nie dagewesener Bedeutung durchgeführt …«
    Halran verlor sich in die Einzelheiten der Aerostatik und sprach immer verworrener, bis ihn Katlin unterbrach. Sie sagte: »Ich vermute, Sie sprechen Anglonisch, obwohl ich aus Ihrem Gerede nicht klug werde. Ich sage nur, daß ihr Philosophen ganz allgemein von uns wenig Mitgefühl zu erwarten habt, wenn ihr mit euren Erfindungen all das erreichen wollt, was wir durch Magie und Zauber bewerkstelligen, weil ihr uns auf diese Art nämlich den Lebensunterhalt rauben werdet. Na gut, Dickerchen, erzählen Sie Ihre Geschichte, und versuchen Sie sich kürzer zu fassen als dieser alte Schwätzer.«
    Marko sagte: »Meine Dame, ich heiße Marko Prokopiu und bin Dr. Halrans Assistent. Er hat diesen Ballon erfunden, und diese Tatsache wollte er Ihnen eigentlich mitteilen. Wir wollten damit nach Vien fliegen, aber wir wurden durch ein Unwetter vom Kurs abgebracht und waren gezwungen, auf Afka zu landen. Als wir die Afkaner überredet hatten, uns ziehen zu lassen, verhinderte eine Flaute unsere Rückkehr zum Festland, weshalb wir hier niedergehen mußten. Wir bitten ergebenst um Verzeihung, sollten wir Gesetze übertreten haben. Wir werden abreisen, sobald wir unseren Ballon wieder gefüllt haben, vorausgesetzt, daß der richtige Wind weht.«
    »Eine sehr glaubwürdige Geschichte«, schnarrte die Stringiarchin. »Ich werde bald erfahren, ob sie stimmt, und dann werde ich wissen, was ich mit Ihnen anfange. Schafft sie in eine Zelle, und holt die Obersibylle.«
    Die Kriegerinnen führten Marko und seinen Gefährten ab, durch Gänge hinunter und hierhin und dorthin um Ecken, bis Marko jede Orientierung verloren hatte. Sie stiegen eine Treppe hinab, traten durch eine Gittertür aus Bronze, die krachend hinter ihnen zufiel, und in eine Zelle mit einer ähnlichen Tür. Die Wachen schlossen auch diese Tür ab und marschierten davon. Die Gefangenen wurden der Dunkelheit überlassen, die nur vom schwachen Schein einer Laterne, die im Gang hing, ein wenig erhellt wurde.
     

 
10.
     
    Lange Zeit geschah nichts, und Marko meinte schon, daß der Morgen nicht mehr fern sein könne. Der sonst so lebhafte Halran hatte sich hingesetzt, hatte den Kopf in die Hände gestützt und jammerte: »Was war ich nur für ein Narr. Mich in dieser

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