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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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Jahreszeit auf so etwas einzulassen. Jetzt sind wir sicher dem Untergang geweiht …«
    »Still«, brummte Marko. »Ich höre jemand kommen.«
    Auf dem Gang erklangen leichte, schnelle Schritte. Jemand trat an das Gitter, und Marko erkannte Sinthi, das Mädchen, mit dem sie als erstes gesprochen hatten, das sie auf der Insel begrüßt hatte.
    »Sinthi!« sagte Marko.
    »Nicht so laut!« sagte sie. »Sie müssen fliehen, weil man beschlossen hat, Sie zu töten, und ich werde, wenn nur … und es muß gleich sein, sonst … deshalb gebe ich Ihnen …«
    »Hol erst einmal Atem, Mädchen«, sagte Boert Halran, der seine Mutlosigkeit abgeschüttelt hatte.
    Sinthi holte Luft und wiederholte: »Die Oberen haben beschlossen, Sie zu töten.«
    »Wieso?« fragte Marko. »Was haben wir getan? Gibt es hier keine Gerichtsverhandlung wie in zivilisierten Ländern? Sogar die Afkaner begriffen, daß wir harmlos sind.«
    »Ach, man hat Ihnen einen Prozeß gemacht.«
    »Den muß ich völlig übersehen haben.«
    »Nun, Sie müssen verstehen, daß die Prozesse hier ganz anders als die auf dem Festland sind. Sie stützen sich auf Weissagungen.«
    »Ach?«
    »Ja. Die Art der Weissagung wird mit Hilfe des Buches der Prophezeiungen bestimmt, indem ein Dolch zwischen die Seiten gestoßen wird, und das Buch wird sodann an der Stelle aufgeschlagen. In Ihrem Fall ergab sich die Methode der Marwan-Trance. Die Sibylle fiel in Trance und sah Sie beide mit den Hälsen auf der Altarschranke liegen, und die Stringiarchin schlug Ihnen mit Ihrer eigenen Axt die Köpfe ab, zum Ruhm Einsteins.«
    »Furchtbar«, sagte Marko.
    »Ich darf das gar nicht wissen, aber ich habe an der Tür gelauscht. Die Frauen hatten einen Streit. Mera sagte, daß sie zwar mit Dr. Halran fertig werden könnten, daß aber Meister Prokopiu zu groß sei und man nicht erwarten könne, daß er seinen Hals friedlich auf die Schranke legen würde. Er könnte sich losreißen und vielleicht ein Blutbad unter ihnen anrichten. Die Bischöfin Valri meinte, die Stringiarchin sei auf Grund ihres Alters nicht mehr kräftig genug, besonders in Hinsicht auf den Umfang von Meister Prokopius Hals, und außerdem könnte sie vielleicht danebenschlagen und die Altarschranke beschädigen. Klaer war grundsätzlich gegen die ganze Sache, weil sie es für barbarisch hält und auf Mnaenn seit über hundert Jahren keine Menschenopfer mehr dargebracht worden sind.«
    Marko fragte: »Warum haben sie die ganze Geschichte nicht einfach fallengelassen?«
    »Weil Katlin nicht nachgeben wollte. Sie ist sehr fromm, müssen Sie wissen. Sie gab jedoch zu, daß sie Ihren Kopf nicht mit einem glatten Schlag abtrennen könnte. Bei Anbruch des Tages wird man die Kriegerinnen herschicken, die Sie mit Armbrüsten erschießen sollen. Dann wird man Ihre Leichen hinaufschleppen und auf den Talismantisch vor dem Altar legen und Ihnen feierlich die Köpfe vom Rumpf trennen, vermutlich mit einer Säge.«
    »Ach du lieber Himmel!« sagte Halran. »Das ist furchtbar. Marko, tun Sie etwas! Denken Sie sich einen Ausweg aus! Bringen Sie uns hier heraus!«
    Marko sagte: »Sinthi, haben Sie davon gesprochen, uns zu befreien?«
    »Ich kann es.«
    »Wie?«
    Sinthi hielt einen Schlüsselbund in die Höhe.
    Marko sagte: »Was sollen wir tun, wenn wir draußen sind?«
    »Das weiß ich nicht. Ich dachte, Sie könnten die Strickleiter herablassen, hinabsteigen und einen unserer Fischerkähne nehmen.«
    »Wie groß sind die?«
    »Ach, man kann sie allein oder zu zweit rudern. Ich hatte aber vergessen, daß die Strickleiter von einem Trupp bewacht wird, weil im Fall eines Angriffs die Eindringlinge dort heraufkommen würden.«
    Halran sagte: »Ich fürchte, ein kleines Boot wird die Wellen auf der offenen See sowieso nicht überstehen. Wenn ich jedoch Helfer hätte und meinen Ballon füllen könnte …«
    Sinthi fragte: »Was brauchen Sie, um den Ballon füllen zu können?«
    »Ach, vielleicht ein Dutzend Leute und eine Menge Torf. Ich könnte die Anweisungen geben, wie der Ballon zu füllen ist, und irgendwann am Morgen wären wir zum Abflug bereit.«
    Marko brummte: »Ich kann direkt hören, wie die alte Stringiarchin sagte: Aber ja, selbstverständlich, meine Herren. Es sei denn …« Er wandte sich an Sinthi: »Wo befindet sie sich jetzt?«
    »Ich nehme an, sie schläft. Bis auf die Hexe, die den Tempel bewacht, haben sich alle zur Ruhe zurückgezogen. Deshalb konnte ich auch die Schlüssel so einfach entwenden.«
    »Ihr laßt das

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