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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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Gebäude nicht schwer bewachen?«
    »Warum auch? Unter uns gibt es so gut wie keine Verbrechen. Die Zellen hier stehen seit Monaten leer. Die Klippen bewachen wir allerdings, um uns vor Überraschungsangriffen zu schützen.«
    »Wo schläft die Stringiarchin?« fragte Marko.
    »Im vierten Flügel, am Ende des zweiten Stockwerks. Sie gehen die Treppe hinauf, gehen nach links um die Ecke und durch den Saal dort, eine weitere Treppe hinauf und wieder zurück zur Mitte …«
    Marko ließ Sinthi den komplizierten Weg langsam mehrmals erklären, bis er glaubte, ihn sich eingeprägt zu haben. Sie hatte die verwirrende Eigenschaft vieler Frauen, »hinauf« oder »hinunter« zu sagen, wenn sie von horizontaler Bewegung sprach, und Marko mußte seinen Geist ziemlich anstrengen, um ihre Anweisungen in Himmelsrichtungen umzusetzen.
    Sie sagte: »Sie haben doch nicht etwa vor, Katlin etwas zuleide zu tun? Ich mag sie zwar nicht, will aber trotzdem nichts mit einer etwaigen Ermordung zu tun haben.«
    »Wir haben nichts dergleichen vor«, sagte Marko. »Wenn ich mir etwas mit einer scharfen Spitze verschaffen kann, werde ich sie überreden, ihren Leuten den Befehl zu geben, uns bei der Abreise zu helfen.«
    Er streckte die Hand nach dem Schlüsselbund aus, doch Sinthi wich vom Gitter zurück und sagte: »Ich habe noch eine Bedingung.«
    »Ja?«
    »Sie müssen mich mitnehmen.«
    »Oh.« Marko warf einen Blick auf Halran, und der sagte: »Mein liebes Kind, ich fürchte, daß unser Ballon das Gewicht nicht tragen kann.«
    »Aber mich und einen von Ihnen würde er doch tragen, nicht wahr?«
    »Wir werden uns nicht trennen«, sagte Marko.
    »Wenn Sie mich nicht mitnehmen, gibt es keine Schlüssel«, sagte Sinthi.
    »Ach, kommen Sie«, meinte Marko. »Warum wollen Sie denn unbedingt fort?«
    »Weil ich das Leben hier nicht ertrage. Ich langweile mich zu Tode. Ich möchte nicht aus dem Feuer weissagen und mein Leben lang in die Flammen starren, bis ich Visionen habe. Ich halte das alles sowieso für Unsinn. Ich möchte wie die Mädchen auf dem Festland eine Hausfrau sein, einen eigenen Mann, ein eigenes Haus haben.« In ihren Augen glänzten Tränen.
    Marko überlegte und sagte dann: »Ich würde mich freuen, Sie mitzunehmen, aber Dr. Halran weiß, wovon er spricht. Es hat keinen Sinn, zu dritt aufzusteigen, nur um fünf Minuten später ins Meer zu fallen. Ich werde Ihnen was sagen …«
    Er schwieg, und sie fragte: »Was wollen Sie mir sagen?«
    »Ich schwöre bei allen Göttern, daß ich mein Bestes versuchen werde, um zurückzukommen, um Sie zu holen, wenn Sie uns hier heraushelfen.«
    »Also …«
    »Hören Sie«, sagte Marko. »Ich komme aus Vizantia, und Sie haben doch sicherlich gehört, wie sehr Vizantiner bemüht sind, ihr Wort zu halten?«
    »Ja, ja, aber ich fürchte doch, daß Sie doch nicht so ehrlich sind, wie Sie behaupten.« Sie zögerte. »Na gut, ich werde es tun. Aber wenn Sie ein falsches Spiel mit mir treiben, werde ich Sie auf jede in Mnaenn bekannte Art verfluchen und verzaubern.«
    Marko lächelte. »Ich dachte, Sie halten nichts von der Zauberei?«
    »Ich bin auch nicht gänzlich ungläubig. Einer dieser Zauber wird vielleicht Erfolg haben. Hier, nehmen Sie die Schlüssel. Geben Sie mir aber genug Zeit, damit ich wieder in meinem Schlafsaal bin, bevor Sie ausbrechen. Ich möchte nicht mit Ihrer Flucht in Verbindung gebracht werden.«
    »Reicht es, wenn ich bis fünfhundert zähle?«
    »Wenn Sie langsam zählen, schon. Und jetzt auf Wiedersehen und alles Gute!«
     
    Marko zählte bis fünfhundert und probierte die Schlüssel aus, bis er den gefunden hatte, der die Gittertür öffnete. Er ging hinaus und drehte sich dann zum Philosophen um.
    »Wir können nicht so durch die Gänge stapfen«, flüsterte er und zeigte auf seine schweren Stiefel und Halrans flache, aber kräftige Schuhe.
    Sie zogen ihr Schuhwerk aus, nahmen es in die Hände und gingen los. Marko hielt sich an Sinthis Anweisungen und führte seinen Gefährten über Steinstufen hinauf, um Ecken herum und durch nicht enden wollende Gänge. Es war kein Laut zu hören, und der einzige Lichtschein kam von Lampen, die in großem Abstand an den Wänden befestigt waren und deren Flammen klein gestellt waren.
    Sie blieben vor einer großen, geschlossenen Flügeltür stehen. Halran murmelte: »Ich bin sicher, sie sagte, wir sollen uns hier rechts halten, das heißt, wir müssen durch diese Tür.«
    »Nein, nein«, sagte Marko. »Sie meinte, wir sollen weiter

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