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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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der er aufgestiegen war, richteten sie ihre Waffen in die Höhe.
    Der Ballon stieg rasch weiter und trieb nach Westen. Die Reisenden waren aber noch in Reichweite der Schußwaffen. Boert Halran lehnte sich über den Rand des Korbes, legte die Daumen seiner gespreizten Hände an die Ohren, wackelte mit den Fingern, streckte seine Zunge aus dem Mund und schrie: »Bäh, bäh!«
    Die Bogensehnen schnellten vor. Beide Männer duckten sich hinter den Korbrand. Zwei Bolzen schlugen in den Korb. Ein dritter prallte klirrend vom kleinen Torfofen über ihnen ab, während der Rest der Pfeile an ihnen vorbeipfiff. Als die Schützen die Waffen wieder geladen hatten, war der Ballon außer Reichweite. Zwei der Kriegerinnen versuchten es trotzdem mit Weitschüssen. Die Pfeile schnellten in die Höhe, wurden langsamer, schienen einen Augenblick stillzustehen und fielen zum Boden zurück.
    Mnaenn versank und wurde kleiner, bis die Menschen nur noch so groß wie Ameisen aussahen. Marko sagte: »Was haben Sie sich nur gedacht, als Sie die Frauen in so unwürdiger Weise verhöhnt haben?«
    Halran versetzte: »Wenn ich das nicht getan hätte, würden sie vielleicht auf die Ballonhülle gezielt haben, und die hätten sie auch leicht treffen können.«
    »Hätte uns der Luftverlust durch die Löcher wieder zu Boden sinken lassen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube kaum, daß uns ein, zwei winzige Löcher viel eher absteigen lassen, als wir ohnehin hinunter müssen. Aber ein solches Loch könnte zu einem Riß in der Hülle führen, und dann würden wir wie ein Stein fallen.«
    »Aha«, sagte Marko.
    »Ich bin Ihnen wieder zu Dank verpflichtet, Marko. Ich bin ein friedliebender Mensch, der seit seiner Kindheit nicht mehr im Zorn zugeschlagen hat. Wenn Sie mit Ihren eisernen Nerven und Ihren stählernen Muskeln nicht gewesen wären, würde ich jetzt so tot wie die Alten sein. Und ohne Ihre Geistesgegenwart wäre mein Kopf eine afkanische Trophäe.«
    Marko wurde rot. »Bitte, Herr Professor. Sie wissen, daß ich mir nichts auf die paar Kleinigkeiten einbilde. Ich konnte nicht anders, mußte es einfach tun. Wonach mir wirklich der Sinn steht, ist ein wohlverdienter akademischer Grad der Universität.«
    »Das ist wieder typisch für die widerspruchsvolle menschliche Rasse«, sagte Halran. »Als ich jung war, wollte ich ein großer Sportler und Abenteurer sein. Da ich ein dürrer, ungelenker kleiner Tersor war, konnte ich mir diese Gedanken natürlich aus dem Kopf schlagen. Und Sie, mit Kraft genug für zwei Männer, möchten lieber ein bleicher, engbrüstiger Gelehrter sein. Als die Götter den Menschen schufen, was ich übrigens bezweifle, hätten sie ihn so schaffen sollen, daß er wenigstens manchmal mit dem zufrieden ist, was er hat und sich nicht ständig nach etwas sehnt, das er nicht hat.«
    »Wenn sie das getan hätten, wären wir wahrscheinlich kaum über die Stufe der Tiere hinausgekommen«, sagte Marko. »Wohin treibt uns jetzt der Wind?«
    Halran entfaltete seine Karte. »Bei der Geschwindigkeit müßten wir die eropische Küste in sechs Stunden erreichen. Wir werden allerdings nicht den Teil Eropias berühren, den wir eigentlich zum Ziel haben. Wir werden irgendwo in der Gegend von Ambur oder Pari landen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich glaube, ich werde ohnmächtig.«
     

 
11.
     
    Marko verschlief fast die ganze nächste Etappe der Reise. Die eropische Küste glitt gegen Mittag unter ihnen vorbei.
    Das Land unter ihnen war jetzt dicht besiedelt. Wenn sie über eine Stadt oder ein Dorf schwebten, konnte Marko manchmal Gruppen von Eropiern sehen, die durcheinanderliefen und zum Ballon hinaufzeigten.
    Marko war traurig, weil er Sinthi nicht hatte mitnehmen können. Natürlich kannte er sie kaum, aber er hatte in ihr ein Mädchen gesehen, das für einen Mann wie ihn gerade das richtige zu sein schien. Vor allem hatte ihn die Tatsache beeindruckt, daß sie, wie sie selbst gesagt hatte, noch Jungfrau war. In Anglonia war es offensichtlich unmöglich, eine Sechzehnjährige zu finden, die dasselbe von sich sagen konnte.
    Der Nachmittag ging hin, und Ballast und Torf gingen zur Neige. Halran ließ das Schleppseil herab, und sein Ende schleifte über den Boden. Diese Vorrichtung regelte automatisch die Höhe. Wenn der Ballon sank, lag ein längeres Stück Seil auf dem Boden auf, und der Ballon stieg wieder, da er das Gewicht dieses Seilendes nicht mehr zu tragen hatte. Dadurch mußten sie nicht ständig Luft ablassen oder

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