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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Stadt?«, fragte Daisy hartnäckig. Gatsbys Augen schweiften durchs Zimmer zu ihr. »Ah«, rief sie, »du siehst so schön kühl aus.«
    Ihre Blicke trafen sich, und sie schauten einander an, als seien sie allein auf der Welt. Dann riss Daisy sich zusammen und blickte vor sich auf den Tisch.
    »Du siehst immer so schön kühl aus«, wiederholte sie.
    Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte, und Tom Buchanan sah es. Er war fassungslos. Sein Mund öffnete sich ein wenig, und er blickte zu Gatsby und dann wieder zu Daisy, als hätte er eben in ihr jemanden wiedererkannt, dem er vor langer Zeit einmal begegnet war.
    »Du erinnerst mich an die Reklame mit den Männern«, fuhr sie unbekümmert fort. »Kennst du die Reklame mit den Männern –«
    »Also schön«, unterbrach Tom sie rasch, »ich habe nichts dagegen, in die Stadt zu fahren. Kommt – wir fahren alle in die Stadt.«
    Er stand auf, während seine Augen weiter zwischen Gatsby und seiner Frau hin- und herschnellten. Keiner rührte sich.
    »Nun kommt schon!« Seine Geduld bekam kleine Risse. »Was ist denn los? Wenn wir in die Stadt wollen, sollten wir jetzt aufbrechen!«
    Als er das Glas mit dem restlichen Ale an die Lippen führte, zitterte seine Hand, so sehr versuchte er, sich zu beherrschen. Daisys Stimme half uns, aufzustehen und auf den gleißenden Kiesweg hinauszutreten.
    »Wollen wir denn sofort losfahren?«, wandte sie ein. »Einfach so? Ohne dass hier noch jemand eine Zigarette rauchen kann?«
    »Wir haben alle das ganze Mittagessen hindurch geraucht.«
    »Ach, sei doch nicht so«, bettelte sie. »Es ist zu heiß zum Streiten.«
    Er antwortete nicht.
    »Wie du willst«, sagte sie. »Komm, Jordan.«
    Sie gingen nach oben, um sich fertigzumachen, während wir drei Männer dastanden und mit den Füßen die heißen Kieselsteine hin und her schoben. Im Westen hing schon ein silberner Mondbogen am Himmel. Gatsby fing an zu reden und besann sich dann eines Besseren, doch da hatte Tom sich schon zu ihm gedreht und schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Ja bitte?«
    »Haben Sie Ihre Stallungen hier auf dem Grundstück?«, fragte Gatsby bemüht.
    »Ein paar hundert Meter die Straße hinunter.«
    »Oh.«
    Eine Pause.
    »Keine Ahnung, warum wir jetzt in die Stadt fahren müssen«, platzte Tom wütend heraus. »Frauen haben immer die komischsten Ideen…«
    »Nehmen wir etwas zu trinken mit?«, rief Daisy aus einem Fenster im ersten Stock.
    »Ich hole Whiskey«, antwortete Tom. Er ging hinein.
    Gatsby wandte sich steif mir zu:
    »Ich kriege in diesem Haus kein Wort heraus, alter Knabe.«
    »Daisy hat eine indiskrete Stimme«, bemerkte ich. »Sie klingt…«
    Ich zögerte.
    »Ihre Stimme klingt nach Geld«, sagte er unvermittelt.
    Das war es. Jetzt erst begriff ich es. Sie klang nach Geld– das war der unerschöpfliche Charme in ihrem Steigen und Fallen, das Klimpern darin, der Zimbelklang… Hoch droben in einem weißen Palast, des Königs Tochter, die goldene Maid…
    Tom kam aus dem Haus und schlug eine Literflasche in ein Tuch. Gleich hinter ihm folgten Daisy und Jordan mit kleinen enganliegenden Hüten aus einem metallisch schimmernden Stoff auf dem Kopf und leichten Mänteln über dem Arm.
    »Nehmen wir meinen Wagen«, schlug Gatsby vor. Er strich über das grüne Lederpolster. »Ich hätte ihn in den Schatten stellen sollen.«
    »Herkömmliche Gangschaltung?«, fragte Tom.
    »Ja.«
    »Dann nehmen Sie doch mein Coupé und lassen mich mit Ihrem Wagen in die Stadt fahren.«
    Der Vorschlag missfiel Gatsby.
    »Ich glaube, es ist nicht mehr viel Benzin im Tank«, wandte er ein.
    »Reichlich«, sagte Tom übermütig. Er schaute auf die Tankanzeige. »Und wenn’s doch zur Neige geht, halte ich bei einem Drugstore an. Im Drugstore kann man heutzutage alles kaufen.«
    Eine Pause folgte auf diese scheinbar nur so dahergesagte Bemerkung. Daisy schaute Tom stirnrunzelnd an, und über Gatsbys Gesicht glitt ein unergründlicher Ausdruck, vollkommen fremd und entfernt vertraut zugleich, so als wäre er mir einmal in Worten beschrieben worden.
    »Komm, Daisy«, sagte Tom und schob sie mit der Hand zu Gatsbys Wagen. »Du kannst mit mir in diesem Zirkuswagen hier fahren.«
    Er öffnete den Schlag, aber sie wand sich aus seiner Armbeuge heraus.
    »Nimm du Nick und Jordan mit. Wir fahren im Coupé hinter euch her.«
    Sie trat nahe an Gatsby heran und berührte mit der Hand sein Jackett. Jordan, Tom und ich setzten uns vorne in Gatsbys Wagen, Tom probierte die Gänge durch, und

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