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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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all jener gedrängt, die Mutmaßungen über seine Verderbtheit anstellten – und er hatte auf ebendieser Treppe gestanden, ihnen zum Abschied zugewinkt und seinen unverderblichen Traum vor ihnen verborgen gehalten.
    Ich dankte ihm für seine Gastfreundschaft. Dafür dankten wir ihm immer – ich und die anderen.
    »Auf Wiedersehen«, rief ich. »Danke fürs Frühstück, Gatsby.«
    In der Stadt schlug ich mich eine Weile mit einer endlosen Liste von Aktiennotierungen herum und schlief dann in meinem Drehstuhl ein. Kurz vor zwölf weckte mich das Telefon. Ich schrak hoch, und auf meiner Stirn brach der Schweiß aus. Es war Jordan Baker; sie rief mich häufig um diese Uhrzeit an, weil ihre Wege zwischen Hotels und Clubs und Privathäusern zu unberechenbar waren und man anders kaum mit ihr Verbindung aufnehmen konnte. Normalerweise kam ihre Stimme so frisch und kühl durch die Leitung, als flöge ein Stück Rasen von einem grünen Golfplatz durch mein Bürofenster, doch an diesem Morgen klang sie trocken und hart.
    »Ich bin bei Daisy ausgezogen«, sagte sie. »Ich bin jetzt in Hempstead und fahre heute Nachmittag nach Southampton.«
    Wahrscheinlich war es taktvoll gewesen, bei Daisy auszuziehen, aber es ärgerte mich auch, dass sie es getan hatte, und bei ihrer nächsten Bemerkung wurde ich stocksteif.
    »Du warst gestern Abend nicht sehr nett zu mir.«
    »Spielte das unter diesen Umständen denn eine Rolle?«
    Ein Augenblick Schweigen. Dann –
    »Wie dem auch sei – ich möchte dich gerne sehen.«
    »Ich dich auch.«
    »Wie wär’s, wenn ich nicht nach Southampton führe, sondern heute Nachmittag in die Stadt käme?«
    »Nein – heute Nachmittag lieber nicht.«
    »Wie du meinst.«
    »Es geht heute Nachmittag nicht. Verschiedene…«
    So redeten wir eine Zeitlang, und auf einmal redeten wir nicht mehr. Ich weiß nicht, wer von uns mit einem scharfen Klicken den Hörer auflegte, aber ich weiß, dass es mir gleich war. Ich hätte an jenem Tag um keinen Preis am Teetisch sitzen und mit ihr plaudern können, und wenn ich in diesem Leben nie wieder mit ihr plaudern würde.
    Ein paar Minuten später rief ich bei Gatsby an, doch dort war besetzt. Ich versuchte es viermal, bis mir ein aufgebrachter Mitarbeiter der Telefonzentrale mitteilte, die Leitung müsse für ein Ferngespräch aus Detroit frei gehalten werden. Ich holte meinen Fahrplan heraus und kringelte den Drei-Uhr-fünfzig-Zug ein. Dann lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und versuchte nachzudenken. Es war gerade zwölf.
    Als mein Zug an jenem Morgen an den Aschehügeln vorbeigefahren war, hatte ich mich bewusst auf die andere Seite gesetzt. Ich nahm an, dass den ganzen Tag eine Menge Schaulustiger dort sein würden, während kleine Jungen im Staub nach dunklen Flecken suchten und ein redseliger Mann wieder und wieder erzählte, was passiert war, bis es ihm selbst immer weniger real erschien und er es nicht mehr erzählen konnte und Myrtle Wilsons tragisches Ende vergessen war. Jetzt möchte ich ein wenig zurückgehen und berichten, was in der Werkstatt geschah, nachdem wir sie am Abend zuvor verlassen hatten.
    Nur mit Mühe konnte Myrtles Schwester Catherine ausfindig gemacht werden. Sie musste an jenem Abend wohl ihr Abstinenzgelübde gebrochen haben, denn als sie eintraf, war sie sternhagelvoll und unfähig zu begreifen, dass der Krankenwagen sich bereits auf dem Weg nach Flushing befand. Als man es ihr endlich klargemacht hatte, fiel sie augenblicklich in Ohnmacht, als wäre dies der unerträgliche Teil der Geschichte. Irgendein netter oder neugieriger Mensch lud sie in sein Auto und chauffierte sie hinter dem Leichnam ihrer Schwester her nach Flushing.
    Bis weit nach Mitternacht brandeten immer neue Menschenströme gegen die Fassade der Werkstatt, während George Wilson drinnen auf der Couch vor- und zurückschaukelte. Eine Zeitlang stand die Tür zum Büro offen, und jeder, der in die Werkstatt kam, warf unweigerlich einen Blick dort hinein. Schließlich sagte jemand, das sei eine Schande, und schloss die Tür. Michaelis und ein paar andere Männer waren bei ihm – zuerst vier oder fünf, später zwei oder drei. Noch etwas später musste Michaelis den letzten Fremden bitten, fünfzehn Minuten zu bleiben, damit er selber nach Hause gehen und eine Kanne Kaffee kochen konnte. Danach war er bis zum Morgengrauen mit Wilson allein.
    Gegen drei Uhr veränderte sich Wilsons unzusammenhängendes Gemurmel – er wurde ruhiger und begann von dem gelben Wagen zu

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