Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
900
Mâcon
36 691
406 900
Beaujolais & Beaujolais-Villages
754 574
8 358 300
Beaujolais Crus (z. B. Fleurie)
324 800
3 562 500
Regionalappellationen
218 020
2 417 800
Gesamtmenge Rotwein
1 603 650
17 784 500
Gesamtmenge rot & weiß
2 608 050
28 923 270
Chablis
Chablis und die Handvoll weiterer verstreuter Zonen im Département Yonne sind das winzige Überbleibsel eines Anbaugebiets, das einst zu den größten Weinregionen Frankreichs zählte. Ein Rebenareal von 40000 Hektar um die Stadt Auxerre versorgte damals die Pariser Bevölkerung mit ihrer täglichen Weinration, bevor mit dem Bau der Eisenbahn die unschlagbare Konkurrenz im Midi auf den Plan trat. Ob man vom Namen der besten Lage, La Migraine, Rückschlüsse auf die Qualität des Weins ziehen soll, sei dahingestellt.
Weinbau so weit nördlich ist immer ein Risikogeschäft. Als zur sinkenden Nachfrage noch die Reblausinvasion hinzukam, wandte sich Auxerre anderen Formen der Landwirtschaft zu.
Chablis schrumpfte, verabschiedete sich aber nicht ganz von der Rebkultur. Als das Gebiet in den 1930er-Jahren erstmals als Appellation ausgewiesen wurde, standen nicht viel mehr als 400Hektar einschließlich der sieben Grand-Cru-Lagen unter Reben. Deren Qualität konnte allerdings niemand bestreiten.
Eine 45 Jahre alte halbe Flasche eines Les Clos von 1923 gehört zu den besten Weißen, die ich je getrunken habe.
Die Weinhändler von Beaune sorgten dafür, dass Chablis berühmt wurde. In den guten alten Tagen, als die Stadt mit dem klangvollen Namen ein Synonym für roten Burgunder war, stand Chablis in der Weinwelt für trockenen Weißwein. Echter Chablis aber blieb eine Seltenheit. Jahr für Jahr verwüsteten Spätfröste die Rebflächen und hielten die Weinbauern von einer Neubepflanzung ab. Das Blatt wendete sich erst, als man in den 1960ern neue Verfahren der Frostbekämpfung entwickelte. Die Einführung von Beregnungsanlagen als Ersatz für die Heizöfen zwischen den Stockreihen brachte den Weinbau in Chablis endlich aus den roten Zahlen. Binnen eines Jahrzehnts verdoppelte sich die Rebfläche, wobei jeder Hektar viel verlässlicher – und obendrein wesentlich mehr – Wein erbrachte als je zuvor. Und sie wächst weiter. Rund 4500 Hektar werden derzeit bewirtschaftet. Die alte Garde widersetzte sich natürlich der Vergabe des Appellationsstatus an so viel neues Land, vor allem, weil das Premier-Cru-Areal ebenfalls erweitert wurde. Mittlerweile aber sind die Grands und Premiers Crus mehr oder weniger festgelegt. Kennzeichnend für das beste Terroir in Chablis ist der Kimmeridgium-Boden, eine Mischung aus Kalk und Ton mit Muschelfossilien. Die später hinzugekommenen Flächen auf minderwertigem Untergrund liefern ansprechende Erzeugnisse, denen aber der Biss und die Rasse des ursprünglichen Chablis fehlt.
Nicht näher bezeichneter Gemeinde-Chablis fällt scharf, trocken und sauber aus. Ein guter Vertreter ist auf eine Weise fruchtig, wie man sie nur bei einem Chardonnay findet, ein misslungenes Exemplar dagegen schmeckt neutral und zu sauer oder zu flau. Etwas Wein aus minderwertigen Parzellen kommt unter der Appellation Petit Chablis auf den Markt.
Gelungene Exponenten zeigen Regionalcharakter und fallen mitunter sogar mild und saftig aus – allerdings nur, wenn sie von einem erstklassigen Erzeuger stammen. Manche wollen ihnen die Bezeichnung »Chablis« gänzlich verweigern.
Nicht mit ihnen vergleichen lassen sich die Chablis-Gewächse der Premier- und Grand-Cru-Klasse. Ihr Körper, Geschmack und Charakter weist sie als wesentlich hochklassigere Erzeugnisse aus. Manche sind der Auffassung, die besten Premiers Crus mit ihrem Geschmacksreichtum und der messerscharfen Säure seien die im positiven Sinne typischsten Chablis. Ein Grand Cru wird durch Fülle und Kraft abgerundet – manchmal sogar etwas zu sehr. Von ihrer besten Seite zeigen sich Grands Crus frühestens nach vier, bisweilen sogar erst nach zehn Jahren in der Flasche.
In den 1980er-Jahren wurde auch Chablis von der Eichenmode erfasst. Zum Glück ebbt die Welle allmählich ab und Güter, die ihre Grands Crus vorher in zu 100 Prozent neuer Eiche gebadet haben, gehen nun wieder mit mehr Fingerspitzengefühl zu Werke. Nun kann der geschickte Einsatz von Barriques und einem gewissen Anteil neuen Holzes dem Wein sicher Komplexität und Struktur verleihen. Die Schwierigkeit besteht aber darin, ihn bei aller Ehrfurcht gebietenden Eichenpracht nicht seiner Typizität zu berauben. Zahlreiche Güter
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