Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
»Unter-Rhein«, sowieso nicht ableiten – die Zone liegt einfach nur ein Stückchen flussabwärts. Noch ewas weiter »unten«, also direkt im Norden, erstreckt sich die deutsche Pfalz. Hier entstehen die reichsten und einige der besten deutschen Rieslinge.
Wichtiger als die verschiedenen Teilbereiche des Elsass sind die einzelnen Lagen mit den besten Böden und Mikroklimata.
30 bis 40 davon genießen einen guten Ruf, der in Burgund schon vor langer Zeit gesetzlich verankert worden wäre, im Elsass aber erst 1983 offiziellen Status erhielt. Zwar war man schon viele Jahre lang immer kurz davor gestanden, an einige Weinberge das Grand-Cru-Siegel zu vergeben, doch erst Mitte der 1970er-Jahre befanden viele Erzeuger, dass es nun an der Zeit für eine Klassifizierung sei. Es wurde eine Liste mit 94 in Frage kommenden lieux-dits erstellt, von denen die ersten 25 im Jahr 1985 in den Rang eines großen Gewächses erhoben wurden. Die letzte Adelung wurde 2007 dem Kaefferkopf zuteil.
Damit haben nunmehr 51 Lagen das Gütesiegel erhalten, was auch für einige Zeit so bleiben wird. Insgesamt 5,5 Prozent der Gesamtrebfläche sind als Grands Crus ausgewiesen, doch liefern sie nur vier Prozent der Produktion, was an den vorgeschriebenen geringeren Erträgen und der Tatsache liegt, dass manche Winzer ihre Grand-Cru-Weine verschneiden und daher nicht als solche deklarieren.
Einige wenige Grands Crus sind auf Etiketten sehr präsent.
Schoenenbourg in Riquewihr steht wegen seiner Rieslinge in hohem Ansehen. Weitere Beispiele sind der Schlossberg in Kaysersberg, der Kitterlé in Guebwiller, der Eichberg und der Brand in Turckheim sowie der Rangen in Thann.
Grand-Cru-Weine dürfen nur reinsortig aus den »edlen« Trauben Riesling, Gewurztraminer, Pinot gris, Muscat und (seit 2001) Sylvaner gekeltert werden. Der Höchstertrag ist niedriger, der Mindestalkoholgehalt dagegen höher als bei anderen Elsässer Weinen. Seit 2001 haben Erzeuger innerhalb eines Grand Cru das Recht, eigene, strengere Bestimmungen als die der Basis-AC festzulegen. Manche Winzer behaupten, die Grand-Cru-Vorgaben gäben ihnen die Gelegenheit, den Terroir-Charakter ihrer besten Abfüllungen unter Beweis zu stellen, doch nicht alle großen Häuser stimmen dem zu. Erzeuger wie Trimbach, Beyer oder Hugel verzichten auf ihren Etiketten auf die Nennung des Grand Cru.
Trimbach macht allerdings mittlerweile eine Ausnahme für seinen Wein aus dem 2,7Hektar großen Grand Cru Geisberg, den er vom Couvent de Ribeauvillé gepachtet hat.
Für eine weitere Elsässer Erfolgsstory sorgte der Crémant d’Alsace, der schon seit Anfang des 20.Jahrhunderts erzeugt wird, dessen Popularitätskurve aber seit einiger Zeit steil nach oben geht. Der nach der méthode traditionnelle bereitete Schaumwein kann aus jeder Elsässer Traube gekeltert werden, obwohl in der Praxis Muscat und Gewurztraminer als zu aromatisch erachtet werden. Am häufigsten kommt Pinot blanc zum Einsatz; ferner darf etwas Chardonnay dazugegeben werden, was bei Stillweinen nicht möglich ist. Ein Crémant Rosé besteht zu 100 Prozent aus Pinot noir.
In den letzten zehn Jahren sind auch Rotweine wieder aus der Versenkung geholt worden. Für die Elsässer Erzeuger und Verbraucher haben sie aber wohl einen höheren Stellenwert als für die Welt draußen, wo reichlich Rote aus allen möglichen Anbauregionen zur Verfügung stehen.
Wichtigste Rotweintraube ist die Pinot noir. Früher waren Rote mit Farbe und Substanz selten, dank sorgfältiger Selektion von Pinot-noir-Klonen, gepaart mit guter Farbe- und Geschmacksextraktion, entstehen heute aber vollere, persönlichkeitsstärkere Abfüllungen. Mitunter ähneln sie sogar feinen Burgundern.
Erzeuger und Kellereigenossenschaften
Der Weinbergbesitz ist im Elsass noch stärker zersplittert als in anderen französischen Anbaugebieten. 5150 Weinbauern teilen sich 15450Hektar Weinberge; die Durchschnittsgröße einer Parzelle liegt bei gerade einmal drei Hektar. (Gleichzeitig werden allerdings 90 Prozent des erzeugten Volumens von 220 Erzeugern oder Unternehmen verkauft.)
Im Lauf der Geschichte gelangten einige führende Familien an größere Rebflächen, wenn auch nur selten mehr als 40 Hektar.
Mit erstaunlicher Übereinstimmung führen sie ihre Wurzeln auf das 17.Jahrhundert zurück, als der Dreißigjährige Krieg das Gebiet zerriss. Während des Neuaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg scharten diese Familien kleinere Erzeuger um sich und bildeten ungewöhnliche
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