Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Zusammenschlüsse, die neben ihrem eigenen Weingut einen Kellereibetrieb und ein Handelsgeschäft umfassen. Sie kaufen die Trauben von Kleinwinzern und bereiten deren Wein, wobei sie sehr oft ihre eigenen Domaineabfüllungen als Spitzenweine bewerben. Kleinwinzern bleibt als Alternative zum Vertrag mit einem Erzeuger- négociant bzw. nur einem négociant noch der Anschluss an die örtliche Genossenschaftskellerei. Die erste in Frankreich entstand im Elsass um die Wende zum 20.Jahrhundert. Heute haben Genossenschaften einen so hohen Stand wie in kaum einem anderen Anbaugebiet dieser Welt. Sie arbeiten teilweise auf allerhöchstem Niveau und bieten einige der Weine mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis in der ganzen Region an. Trotzdem füllen wie andernorts in Frankreich immer mehr Winzer selbst ab.
VENDANGE TARDIVE
Mit der Vendange Tardive, der Spätlese, wollen die Elsässer Winzer in Prestige-Sphären vordringen, die bislang Burgund und Bordeaux vorbehalten waren. In einem heißen Sommer und Herbst wie 1989, 1990, 1994, 1998, 2002 und 2005 erreichen die Trauben einen so hohen Zuckergehalt, dass im Wein nach Beendigung des Gärprozesses eine beträchtliche natürliche Süße verbleibt.
Sein Alkoholgehalt ist in der Regel höher als der einer deutschen Auslese. Die daraus resultierende Kombination aus Stärke, Süße und konzentriertem Fruchtgeschmack kennzeichnet nach wie vor den Elsässer Stil. Zur Einführung der Vendange-Tardive-Bestimmungen trugen entscheidend die Hugels in Riquewihr bei.
Sehr reife Trauben mit außerordentlich hohem, meist mithilfe der Edelfäule erreichtem Zuckergehalt erbringen Weine von enormer Kraft, die als Sélection de Grains Nobles (SGN) etikettiert werden.
2001 verschärfte man die Bestimmungen und erhöhte den Mindestalkoholgehalt für jede Rebsorte. Muscat und Riesling für eine Vendange Tardive müssen nun mit einem potenziellen Alkoholgehalt von mindestens 14 Prozent (vorher 13,1 Prozent) und Pinot gris sowie Gewurztraminer mit 15,3 Prozent (vorher 14,4 Prozent) gelesen werden. Für eine SGN liegt die Latte für Muscat und Riesling bei 16,4 Prozent, für Pinot gris und Gewurztraminer sogar bei 18,2 Prozent.
Diese Änderungen waren überfällig, denn dank Grünlese und Klimawandel bereitete es den Weinbauern keine Schwierigkeiten mehr, hohe Mostgewichte zu erzielen. Kurz: Es entstanden viel zu viele Vendanges Tardives und sogar SGN.
Die besten Erzeuger gingen zwar stets über die rechtlichen Mindestanforderungen hinaus und konzentrierten sich auf Qualität, doch manche négociants und coopératives erfüllten die Vorschriften nur knapp und kelterten Tropfen, die weit hinter der einst von Hugel und Co. vorgegebenen Qualität zurückblieben.
Deshalb werden die Erzeugnisse vermutlich noch reicher und süßer werden, während der Abstand zwischen einem Pinot gris Grand Cru und einem Pinot gris Vendange Tardive zunehmen dürfte. Schade nur, wenn Winzer ihre Passion für späte Lese so weit treiben, dass ihre trockenen Abfüllungen darunter leiden.
Elsass: führende Erzeuger
Domaine Agapé *–**
Riquewihr. 9ha. www.alsace-agape.fr
Vincent Sipp gründete 2007 seine eigene Kellerei. Er bietet eine breite Palette ausgewogener, schwungvoller Weine. Am besten geraten ihm die Grand-Cru-Rieslinge.
Lucien Albrecht **
Orschwihr. 30ha. www.lucien-albrecht.fr
Jean Albrecht ist der wichtigste Anteilseigner am Grand Cru Pfingstberg, dem er beeindruckende Gewächse aus Riesling, Pinot gris und Gewurztraminer entlockt. Seine einfacheren Abfüllungen sind fein, fruchtig und stets preisgünstig.
Jean Becker *–**
Zellenberg. 18ha.
Die Beckers sind seit 1618 Winzer in Riquewihr. Ein Viertel ihrer Rebflächen besteht aus Grands Crus (Froehn in Zellenberg und Sonnenglanz in Beblenheim). Außerdem besitzen sie Weingärten in Riquewihr, Ribeauvillé und Hunnawihr. Die Familie scheint ein Händchen für Gewurztraminer zu haben.
Léon Beyer **–***
Eguisheim. 21ha. www.leonbeyer.fr
Zwar bereiten die Beyers schon seit 1580 Wein im Elsass, doch das heutige Familienunternehmen geht auf das Jahr 1867 zurück. Alle ihre Reben stehen in Eguisheim. Ihre Spitzenabfüllungen sind körperreich, kraftvoll, trocken und eindeutig als Essensbegleiter gedacht. Die Besten laufen unter der Marke Cuvée des Comtes d’Eguisheim und altern vorzüglich.
Domaine Paul Blanck & Fils ***
Kientzheim. 38ha. www.blanck.com
1922 gegründetes Spitzengut mit Anteilen an den Grands Crus Winneck-Schlossberg,
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