Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
überschwänglich wie ihr Erzeuger.
Das Spitzensegment bilden die konzentrierten Spätlesen vom superben Hahn, die den feinsten Rheingauer Gewächsen Paroli bieten.
Dr. Randolf Kauer *
Bacharach. www.weingut-dr-kauer.de
Dr. Kauer ist Dozent in Geisenheim. Sein Drei-Hektar-Biogut bereitet rassige Rieslinge nach Moselart, die Zeit brauchen, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Nur wenige Stöcke stehen in Spitzenlagen, doch der Standard ist hoch, außer in kühlen Jahren, wenn die Trauben nicht immer ausreifen.
Lanius-Knab **–***
Oberwesel. www.lanius-knab.de
Bevor das Gut Anfang der 1990 er entschieden die Qualität hochschraubte, standen die Weine von Oberwesel völlig im Schatten der Nachbargemeinde Bacharach. Jörg Lanius’ Gewächse empfehlen sich als rassige, reintönige Rieslinge.
Matthias Müller **
Spay. www.weingut-matthiasmueller.de
Der junge Matthias Müller hat bereits bewiesen, dass er zu Weinen imstande ist, in denen sich die wahre Klasse des Bopparder Hamms widerspiegelt. Der Schwerpunkt liegt hier auf reifer Frucht, Frische und harmonischer Säure.
August Perll *
Boppard. www.perll.de
Thomas Perll keltert überraschend reichhaltige, etwas exotische Tropfen mit mehr Frucht als Frische.
Ratzenberger **–***
Bacharach. www.weingut-ratzenberger.de
Jochen Ratzenberger hält das hohe Niveau, das sein Vater vorgegeben hat. Niedrige Erträge dank selektiver Lese.
Klassische, rassige Rieslinge nach Mittelrheinmanier mit klirrender Mineralität und bemerkenswert langem Leben. Exzellenter Sekt, der drei Jahre auf der Hefe liegt.
Weingart **
Spay. www.weingut-weingart.de
Weingart produzierte früher recht leichte Abfüllungen, in den letzten Jahren aber haben sie dank niedrigerer Erträge mehr Gewicht und Komplexität bekommen.
SEKT
Deutschland hat einen Weg gefunden, um seine enormen Überschüsse unreifer Weine zu verwerten: Es verarbeitet sie zu Sekt. Dieser Schaumwein kann entweder in der Flasche oder im Tank vergoren, aus allen Trauben aller Anbaugebiete und sogar aus Importwein bereitet werden.
Immerhin darf er als Deutscher Sekt nur dann etikettiert werden, wenn die Trauben auch in Deutschland angebaut wurden.
Viele der besten Sekte sind zu 100 Prozent aus Riesling erzeugt; mitunter wird sogar das exakte Ursprungsgebiet genannt. Allerdings gibt es immer mehr feine Abfüllungen von Burgundersorten im Süden Deutschlands. Das Qualitätsspektrum ist überaus groß. 95 Prozent der Sekte werden nach dem Charmatverfahren bereitet und sind größtenteils nichtssagend. Die besten Vertreter haben außer den Bläschen nichts mit Champagner gemeinsam, denn sie sind blumig und fruchtig und verströmen das unverwechselbare Rieslingaroma, während ein Champagner mehr Tiefe und Hefecharakter offenbart. Führende Erzeuger sind Heymann-Löwenstein, Kesselstatt, Selbach-Oster, Dr. Wagner (Mosel); Ratzenberger (Mittelrhein); Diel (Nahe); Hans Barth, Georg Breuer, Johannishof, Schloss Reinhartshausen (Rheingau); Raumland (Rheinhessen); Bergdolt, von Buhl, Koehler-Ruprecht, Rebholz, Wilhelmshof (Pfalz); Schloss Sommerhausen (Franken); Bernhard Huber, Franz Keller, Schloss Neuweier (Baden).
Rheingau
Der Rheingau begründete im frühen 19.Jahrhundert Deutschlands Ruf als Geburtsstätte von Weltklasseweißen. Das kompakte Anbaugebiet erstreckt sich am rechten Ufer des Rheins auf jenen 32 Kilometern, die der Fluss von Wiesbaden bis Bingen direkt nach Westen fließt. Die meisten Weinberge liegen an sanften Hängen mit südlicher Ausrichtung und sind durch den Taunus gut vor Luftströmungen aus dem Norden geschützt. Auf den Schiefer-, Löss- und Mergelböden schwingt sich die Rieslingtraube zu Weinen auf, die benso aristokratisch sind wie die berühmten Güter des Anbaugebiets. Sie nimmt 78 Prozent der Fläche in Beschlag; mit weitem Abstand folgt der Spätburgunder mit 13 Prozent.
Angesichts des einzigartigen Zusammenspiels aus Natur und Mensch wirken die jüngsten Probleme des Rheingaus umso unbegreiflicher. Seit Mitte der 1980 er-Jahre sind einige berühmte Kellereien mit glorreicher Vergangenheit ins Trudeln gekommen und haben den Besitzer gewechselt. Eines von ihnen, Schloss Groenesteyn, musste seine Tore sogar für immer schließen. Am stärksten zu schaffen machte den großen Gütern die schlechte Qualität ihrer Weine. Die meisten wurden von einer Handvoll ehrgeiziger Jungwinzer an der Spitze kleiner Familienbetriebe ausgestochen. Zum Glück rissen kritische Pressestimmen und der
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