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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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Italien. Wo in Frankreich die wichtigen Kreszenzen auf die Exportmärkte geeicht wurden, haben italienische Gemeinden ihre Spezialitäten und deren Eigenheiten lange gehegt und gepflegt. Noch immer präsentiert sich das önologische Italien eher als loser Verbund und wartet mit ganz unterschiedlichen Weinen auf. Sie entstehen aus rund 1000 verschiedenen Rebsorten. Zieht man von diesen etwa 500 als lokale Kuriositäten ab, ist das immer noch eine stolze Bilanz.
    Tatsache ist, dass heute einige der weltbesten Weine aus Italien kommen, und dennoch wollen viele das noch nicht so recht glauben. Während der 250 Jahre, in denen Frankreich die Qualität und Reputation seiner Gewächse vorantrieb und seine erstklassigen Reben vermehrte, blieb der Weinbau in Italien eine Privatangelegenheit. Wein war eine Selbstverständlichkeit, ein Grundnahrungsmittel wie Brot und wurde infolgedessen bis weit ins letzte Jahrhundert hinein nicht an nationalen, geschweige denn an internationalen Standards gemessen. Als solche Vergleiche schließlich doch stattfanden, blieb es nicht aus, dass das Land als Lieferant von einfachem Wein abgestempelt wurde, der für wenig Geld im Supermarkt angeboten oder als etwas ganz anderes ausgegeben wurde. Bis zum heutigen Tag werden unvorstellbare Mengen per Tankwagen in andere Teile der EU geschafft. Dass sogar im Land selbst heimlich und illegal Partien aus verschiedenen Regionen zusammengepanscht werden, fördert nicht gerade das Image des italienischen Weins.
    Mit immer noch komplizierteren Etiketten haben sich die Italiener lange Zeit ebenfalls keinen Gefallen getan. Auch der geneigteste Nichtitaliener kapitulierte früher oder später vor der Litanei klangvoller Wortungetüme, in der nicht nur der Name des Weins und seines Erzeugers, sondern auch der des Guts – und häufig eine zusätzliche Fantasiebezeichnung für den Gütegrad – gleichberechtigt nebeneinander standen.
    In den letzten Jahren haben sich Einstellung und Praxis radikal gewandelt. Fröhlich experimentieren Erzeuger mit unkonventionellen Ideen, Rebsorten und Kellertechniken und bringen die oft eigenwilligen Resultate gern mit Designer-Etiketten, teils auch in ungewöhnlichen Flaschen in den Handel. Ihren nicht minder extravaganten Preisen werden die Produkte jedoch leider nicht immer gerecht. Auf der anderen Seite haben diese »revolutionären Umtriebe«, die die Regeln des DOC-Systems bewusst aushebeln, mitunter geradezu überragende Weine entstehen lassen, die zu Bannerträgern des neuen Italien avancierten.
    Als gleichermaßen bedeutend erwiesen sich neue Entwicklungen auf offizieller Ebene. Mit dem 1992 verabschiedeten Weingesetz wurde ein hierarchisches System von Gütesiegeln eingeführt: Ganz oben stehen dabei die DOCG-Etiketten (Denominazione di Origine Controllata e Garantita), direkt gefolgt von den DOC-Weinen (Denominazione di Origine Controllata), von denen es über 325 gibt und auf die 20 Prozent der italienischen Produktion entfallen. Vor den vini da tavola , Tafelweinen, wurde die Kategorie IGT (Indicazione Geografica Tipica) eingeschoben. Sie gilt für Weine aus einem größeren Ursprungsgebiet und stellt weniger hohe Anforderungen an die Qualität als das DOC-Siegel. Diese Kategorie hat Weinen, die früher in der anonymen Flut der vini da tavola untergingen, zu einer klareren Identität verholfen. Sie ermöglicht darüber hinaus bessere Produktionskontrollen, da anders als für vini da tavola Ertragsobergrenzen vorgeschrieben sind. Dennoch bietet sie dem Verbraucher nur bedingt Orientierung, kann er doch an ein Erzeugnis mit wenig Charakter und Substanz ebenso geraten wie an ein Gewächs erster Güte.
    Das DOC-System wurde 1963 in Anlehnung an das französische AC-System zur Reglementierung der italienischen Qualitätsweinerzeugung eingeführt. Es spezifiziert gesetzlich verbindlich die Merkmale, Herkunft, Rebsorten und Ertragsmengen, den Alkoholgehalt, die Bereitungsmethoden und die Lagerungszeit eines bestimmten Weins oder einer Gruppe von Weinen, so wie sie vom Konsortium der jeweiligen Erzeuger gemeinsam mit einer Expertenkommission in Rom festgelegt wurden. In früheren Ausgaben dieses Buchs wurden die einzelnen DOC-Vorschriften detailliert wiedergegeben. Allerdings sieht es in der Praxis so aus, dass die meisten guten Erzeuger diejenigen Regeln befolgen, die ihrer Meinung nach zur Qualität oder zum typischen Charakter des Weins beitragen, und umgekehrt jene missachten, die ihnen dafür als ungeeignet

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