Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
andere ihr Eigen nennt und dazu viele Tafelweine ohne offizielles Gütesiegel im Angebot hat. Weiter gefasste regionale DOCs wie Langhe, Monferrato und Piemonte bieten nicht nur zahlreichen Weinen ohne bisherige DOC-Anerkennung einen legalen Raum, sondern erlauben auch das Verschneiden von zwei und mehr Sorten unter dem Namen einer offiziellen Denomination.
Nirgends in Italien ist die Verwendung französischer Eiche so umstritten wie in Piemont. Traditionalisten lassen beispielsweise Barolo, Barbera und Dolcetto von jeher in großen Fässern reifen, während Pioniere wie Elio Altare und Angelo Gaja seit den 1980 er-Jahren auch Barriques einsetzen. Es hat wenig Sinn, Partei zu ergreifen, schließlich findet man unter den Weinen der traditionellen Schule genauso großartige Exemplare wie unter den Vertretern der »Moderne«. Zudem verbinden die meisten Erzeuger heutzutage ohnehin das Beste aus beiden Welten. Die Qualität der gelesenen Trauben ist meist von viel größerer Bedeutung als der Behälter, in dem der Wein reift.
ITALIEN IN RUNDEN ZAHLEN
1 Regionale Weinproduktion in Hektoliter (2006–2007)
2 Anteil der DOC-Weine in Prozent
1
2
Piemont
2724000
84
Aostatal
18000
23
Lombardei
1080,000
47
Trentino-Südtirol
1220000
85
Venetien
7500000
42
Friaul
1020000
65
Ligurien
89000
14
Emilia-Romagna
6500000
35
Toskana
2800000
57
Umbrien
998000
31
Marken
1256000
48
Latium
2310000
7
Abruzzen
3800000
8,5
Molise
319000
4
Kampanien
1800000
44
Apulien
6500000
15
Basilikata
221000
1,6
Kalabrien
406100
21
Sizilien
6500000
4
Sardinien
859000
15
Italien gesamt
48000000
Die Weine Piemonts
Albugnano DOC. Rot- und Roséwein. Provinz: Asti. Gemeinden: vier im Monferrato-Bereich. Rebsorte: Nebbiolo (mindestens 85%). Fragwürdige Appellation für relativ leichten Nebbiolo.
Barbaresco DOCG. Rotwein. Provinz: Cuneo. Gemeinden: Barbaresco, Neive, Treiso. Rebsorte: Nebbiolo. Mit seinem Nachbarn Barolo hat er vieles gemeinsam: Kraft und Tiefe, jugendlich barsche, später dann sanfte, duftige Art. Seinen Stil und Schliff zu beschreiben ist schwierig, daher greife ich zu einem Vergleich: Wenn Barolo der italienische Hermitage ist, dann ist ein großer Barbaresco das Pendant des Côte Rôtie. Gewiss ist weder der eine noch der andere so langlebig und entfaltet sich dermaßen prächtig wie die Spitzengewächse von der Rhône. Doch neuere Abfüllungen, insbesondere (aber bei Weitem nicht nur) von Gaja, verleiten zum Schwärmen: üppig, kraftvoll, seidig, eindringlich … einfach denkwürdig.
Barbera d’Alba DOC. Rotwein. Provinz: Cuneo. Gemeinden: viele rund um Alba. Rebsorte: Barbera. Barbera-Weine sind in Piemont allgegenwärtig, aber die besten fallen unter eine der drei DOCs. Alba steht für körperreichen, langlebigen Barbera, obgleich der Stil ganz im Ermessen des Erzeugers liegt. Die Vorzugslagen in Alba sind allerdings der Nebbiolo-Traube vorbehalten, Barbera muss sich daher mit weniger guten Hängen bescheiden.
Barbera d’Asti DOC. Rotwein. Provinzen: Asti und Alessandria. Gemeinden: von Casale Monferrato bis Acqui Terme.
Rebsorte: Barbera. Kritiker sind sich uneins, ob der beste Barbera aus Alba oder doch aus dieser DOC kommt. Hier erbringt die Traube – oft in Spitzenlagen angepflanzt, da Nebbiolo keine so große Rolle spielt – seit einem Jahrzehnt überragende Weine.
Barbera del Monferrato Rotwein. Provinzen: Asti und Alessandria. Gemeinden: viele in den genannten Provinzen.
Rebsorten: Barbera 85–90%, Freisa, Grignolino und Dolcetto 10–15%. Da hier andere Sorten beigemischt werden dürfen und höhere Erträge zugelassen sind als in den beiden anderen Barbera-DOCs, ist diese von den dreien die am wenigsten ernste Version. Dennoch findet man sehr gute Vertreter.
Barolo DOCG. Rotwein. Provinz: Cuneo. Gemeinden: Barolo, Castiglione Falletto, Serralunga d’Alba, La Morra, Monforte d’Alba, Verduno und Teile anderer Gemeinden. Rebsorte: Nebbiolo. Wenn der Barolo den Gaumen auch zum Ringkampf fordert, ist der Genuss, wenn er sich schließlich ergibt, umso größer. Es erfordert etwas Übung, diesen kraftvollen, herben Wein zu verstehen. Lange Jahre maskiert er seinen Geschmack und viel von seinem Duft, um dann schließlich vielfältigste Eindrücke – Teer, Trüffeln, Veilchen, welke Rosen, Weihrauch, Pflaumen, Himbeeren – preiszugeben. Bei einem traditionellen Barolo-Wein dieser Art tritt die Reife nach etwa zehn Jahren ganz plötzlich ein, und man hat nicht viel davon, wenn man ihn länger als weitere fünf
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