Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
darin besteht zu entscheiden, welche Art von Wein denn nun hergestellt werden soll. Auf der anderen Seite steht die Meinung Professor Peynauds von der Universität Bordeaux, der sagte: »Das eigentliche Ziel der modernen Weinbaukunde ist, jede Behandlung des Weins überhaupt zu vermeiden.«
Nachfolgend werden einige wichtige moderne Techniken und Meinungen vorgestellt, die die Weinqualität beeinflussen.
Sie richten sich nach der Abfolge der bei Weinbau und -bereitung stattfindenden Arbeitsschritte. Manche Prozesse sind weißen Weinen vorbehalten, andere roten, wiederum andere gelten für beide. Die einzelnen Stufen der Bereitung werden auf den > bis > beschrieben.
Die Rebe
Ein Winzer im Clos de Vougeot hat keine Wahl, welche Rebsorten er pflanzen soll, denn hier gibt es seit Jahrhunderten nur ein Meer von Pinot noir und nichts anderes. Ein Winzer im Médoc hat sehr wohl die Wahl zwischen einem halben Dutzend Sorten. Je nachdem, ob er sich für die strengeren oder die milderen Sorten entscheidet, fällt sein »Stil des Hauses« aus.
Ein Winzer der Neuen Welt ist, was dies betrifft, so frei wie ein Vogel. Nur sein eigener Geschmack und seine Einschätzung des Marktes lassen ihn entscheiden. Diese Wahlmöglichkeit und die Debatten, die sich daran entzündet haben, sind der Grund, warum Weinliebhaber heute viel bewusster auf die Sorte achten. Immer mehr Weine werden deshalb nach ihrer Rebe benannt und der Aufstieg so mancher Traubensorte rückte ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Was ist das nun, eine Traubensorte? Es ist eine Selektion aus der unendlichen Anzahl von Formen, die eine Pflanze durch natürliche Mutation annehmen kann. Grundsätzlich muss der Winzer zunächst einmal auf Eigenschaften wie Fruchtbarkeit, Klimafestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten achten, dann auf die Fähigkeit einer Sorte, ihre Frucht vor dem Ende der warmen Herbsttage zur Reife zu bringen, und erst an letzter Stelle kann er auf Geschmack und Charakter sehen.
Seit der Entdeckung des Weins hatte der Mensch viel, sehr viel Zeit, sich unter den verschiedenen Traubensorten die besten herauszusuchen. In der Gattung Vitis gibt es über 20 Arten.
Die Weinrebe, Vitis vinifera , eine wilde Waldpflanze aus Europa und Ostasien, ist nur eine davon. Sie schlang sich schon lange durch die Baumwipfel Frankreichs, ehe man begann, ihre Trauben auszupressen und gären zu lassen, eine Idee, die über Griechenland aus dem Nahen Osten ihren Weg nach Europa gefunden hatte.
Niemand kennt genau den Ursprung der Rebsorten, die sich in Frankreich, Spanien, Italien, entlang der Donau und im übrigen weinbauenden Europa hier und dort allmählich entwickelt haben. Es wird jedoch angenommen, dass sie aus lokalen Rebsorten ausgewählt, vielleicht auch mit besonders guten importierten Sorten gekreuzt wurden. In Deutschland beispielsweise entdeckten die Römer eine einheimische Traube, die sich perfekt an das kühle, nördliche Klima angepasst hatte: den Riesling oder vielmehr seinen Stammvater. Alle anderen Trauben des deutschen Stils sind Selektionen, Adaptionen oder Abkömmlinge dieser Urtraube.
Heute gibt es auf der Erde rund 4000 namentlich bekannte Sorten der Weintraube. Etwa 100 von ihnen haben einen deutlich erkennbaren Geschmack und Charakter, und wiederum ein knappes Dutzend davon hat internationale Verbreitung gefunden. Dieses Dutzend kann noch einmal auf eine Handvoll Sorten reduziert werden, die eine so ausgeprägte Persönlichkeit haben, dass sie die Grundlage des gesamten international anerkannten Weins bilden. Es sind dies die wichtigsten roten und weißen Trauben von Bordeaux und Burgund, der Riesling aus Deutschland, der Gewürztraminer aus dem Elsass, die Syrah von der Rhône und ihr aller Urahn, der Muskateller.
Klassische Trauben
Riesling
Johannisberg Riesling, Rheinriesling, White Riesling
Die klassische Traube Deutschlands bewirbt sich mit dem Chardonnay um den Titel der besten weißen Traube der Welt.
Der Riesling erbringt Weine von frischer, fruchtiger Säure, mit Transparenz in Klarheit und Geschmack. Schon sein Duft ist erfrischend. In Deutschland präsentiert er sich von blassgrün, leicht und spritzig (von der Mosel) bis zu goldfarben mit üppiger Fülle (besonders in der Rheinpfalz). In wärmeren Zonen ist er bemerkenswert vielfältig, am typischsten wahrscheinlich im Elsass, in Österreich, Oregon und Australien, während er in Kalifornien, wo er schneller reift, sein eigenartiges Zitrus- und Petrolbouquet
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