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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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Cabernet zurecht. Nicht alles ist leicht auszusprechen, doch mit jedem Jahr wächst der Anreiz, den Wein wenigstens auszuprobieren. Wo man früher mit ledrigen Tanninen kämpfen oder lange nach Frucht suchen musste, offerieren junge, modern gesinnte Kellermeister heute robuste, ausgezeichnet strukturierte Gewächse mit vollen, individuellen Geschmacksnuancen. Portugal unterscheidet sich nicht nur in seinen Rebsorten von Spanien, sondern auch in seinem Meer, dem Atlantik: Das portugiesische Klima ist vom Ozean geprägt.
    So konservativ Portugal ist, es erfand als erstes Land in unserer modernen Zeit – und, wenn man den Port nimmt, auch in der alten – einen neuen Weinstil für den Export. Und bekam das gleich so gut hin, dass daraus einer der größten Verkaufsschlager überhaupt wurde. Der Wein hieß Mateus Rosé. Er stellt zusammen mit seinen Konkurrenten nach wie vor einen beträchtlichen Anteil der portugiesischen Weinexporte.
    Wie sehr die Portugiesen an Altem festhalten, kann man daran ermessen, dass weder die Weine im Mateus-Stil noch der Port im eigenen Land je wirklich Fuß gefasst haben. Mit der raschen Entstehung einer städtischen Mittelschicht und einer Supermarktgesellschaft außerhalb von Lissabon und Porto werden die Portugiesen aber nun nach und nach an internationalere Gewächse gewöhnt. Gleichwohl haben wir es nicht mit einem kleinen Licht zu tun: Portugal liegt in der Rangliste der weinproduzierenden Länder an zehnter Stelle, obwohl auf dem Inlandsmarkt heute weniger als früher abgesetzt wird.
    Trotz seiner nicht gerade reformfreudigen Grundhaltung richtete Portugal als eines der ersten Länder ein nationales Appellationssystem ein. Das erste offizielle Anbaugebiet wurde 1756 am Douro ausgewiesen. Ein wahrer Sturm von geografischen Festlegungen brach 1908 mit dem Vinho Verde los. Für alle besseren Weine erließ Portugal Vorschriften über Bereichsgrenzen, Rebsorten, Bereitungsverfahren und Mindestnormen.
    Leider hemmten diese Vorschriften danach lange Zeit fortschrittliche Tendenzen und verzerrten die portugiesische Weinlandkarte derart, dass nicht mehr klar war, wo tatsächlich die hochwertigsten Kreszenzen des Landes entstanden. Glücklicherweise bereitete die gesetzliche Neuordnung, die mehr oder weniger mit Portugals EU-Beitritt einherging, der Verwirrung ein Ende. Heute verfügt das Land über ein vierstufiges System, das dem französischen ähnelt. Die besten Erzeugnisse werden als DOCs (Denominação de Origem Controlada) ausgezeichnet, von denen es derzeit 30 gibt. Dahinter folgen vier IPRs (Indicações de Proveniência Regulamentada), die nach einer fünfjährigen Probezeit in den DOC-Rang aufsteigen können. 1992 wurden acht Vinhos Regionais eingeführt. Die vierte Stufe bilden die Vinhos de Mesa (Tafelweine).
    In der langen Zeit, in der das ursprüngliche Herkunftssystem als überholt dahindümpelte, führten viele bessere Betriebe Markennamen ein, die keinen Hinweis mehr auf die Herkunft der Weine gaben. Heute muss jedoch eine Ursprungsbezeichnung auf dem Etikett angegeben werden, sofern es sich nicht um einen Vinho de Mesa ohne Jahrgang handelt. Eine weitere portugiesische Besonderheit war die Vormachtstellung von Handelshäusern gegenüber den eigentlichen Erzeugern. Durch EU-Subventionen hat sich das allerdings ins Gegenteil verkehrt. Einzelgüter sind nun die Stars: Quintas, die selbst Wein von eigenen Trauben bereiten, haben in den letzten 25 Jahren stark an Bedeutung gewonnen.
    Obwohl es früher relativ wenige große Kellereien außerhalb des Douro-Gebiets gab, wo Port entsteht, werden besonders in südlichen Anbaugebieten wie Palmela, dem Alentejo und Ribatejo immer größere Domänen aus dem Boden gestampft. Esporão etwa ist mit seinen 650 Hektar Rebland so ein Gigant. Trotzdem ist Portugal nach wie vor das Land der Kleinbauern. Für rund die Hälfte der Produktion zeichnen die vielen Genossenschaftskellereien verantwortlich. Und die anderen, die noch Wein übrig haben, nachdem sich ihre Familie und Freunde bedienen durften, verkaufen ihn an Händler. Etliche der größeren, besseren Handelshäuser erwerben Produkte aus jedem der großen Anbaugebiete, um sie abzufüllen. Regionale Typizität gibt es auf dieser Stufe kaum.
    Traditionell wurden in Portugal Weine einer der Kategorien verde und maduro zugeordnet. Der Vinho Verde ist die Bezeichnung für einen nicht ausgebauten Tropfen, die allerdings heute nur noch in der Provinz Minho im Norden verwendet werden darf,

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