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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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obwohl eigentlich auch Rosé-Schaumwein darunterfällt. Maduro bedeutet »reif« und impliziert einen langen Ausbau im Fass oder Zementtank sowie in der Flasche. Die Unterscheidung zwischen verde und maduro wird allerdings zunehmend aufgeweicht, denn immer mehr Rot- und Weißweine kommen jung auf den Markt.
    Die wahre Tugend des traditionellen portugiesischen Weins ist seine Struktur, die ihm jahrzehntelange Haltbarkeit beschert. Die anfänglich extrem austrocknende Adstringenz weicht mit der Zeit einer angenehmen Textur, wenn sich die Kantigkeit zu samtigen Rundungen abschleift, ohne dass sich die darunter verborgene »eiserne Faust« lockert. Seine Schwäche ist der Mangel an Geschmack und das für einen so kraftvollen Wein fast nicht existente Bouquet. Auf dem heimischen Markt haben diese Erzeugnisse zwar nach wie vor ihre Abnehmer, doch die meisten zukunftsorientierten Quintas und Händler setzen auf modernere, jung trinkbare Alternativen, die trotzdem in der Flasche gut altern.
    Eine spezielle Bezeichnung gibt es für lang ausgebaute Weine aus selektiertem Traubengut. Die Garrafeira ist mit der Reserva vergleichbar, verweist aber zusätzlich darauf, dass man es mit der besten »privaten« Abfüllung des Händlers zu tun hat, die einige Jahre im Fass und in der Flasche gereift wurde, um ab Verkauf sofort trinkreif zu sein.
    Das Besondere an der portugiesischen Weinlandschaft ist, dass die besten Erzeuger und Genossenschaften moderne Bereitungsverfahren übernommen haben, um zu gewährleisten, dass ihre Produkte gegenüber denen aus anderen europäischen Anbauländern konkurrenzfähig sind, dass sie aber gleichzeitig ihren rund 500 einheimischen Rebsorten hartnäckig treu bleiben. Dadurch bekommen die Weine eine enorme Persönlichkeit. Andererseits wird dem nichtportugiesischen Weinfreund die Auswahl durch die Kombination unbekannter Anbaugebiete und Rebsorten erschwert. Nachdem er sich gerade im französischen und italienischen System zurechtgefunden hat, verspürt er wenig Lust, sich auch noch mit dem portugiesischen herumzuschlagen. Das hat die Ausbreitung und Popularität des Weins auf den internationalen Märkten bislang verhindert.

Anbaugebiete und Weinstile in Portugal
    Portugals Weine werden nachfolgend in ungefährer Reihenfolge von Nord nach Süd beschrieben. Die Überschriften entsprechen den Bezeichnungen für die offiziell anerkannten Anbaugebiete beziehungsweise DOCs. Portwein siehe > .
    Vinho Verde und der Minho
    Das nördliche Anbaugebiet erstreckt sich von Porto aus nach Norden und Osten fast bis Vila Real. Das Gebiet heißt genauso wie der Wein, den es hervorbringt und der der wohl eigenständigste und erfolgreichste Beitrag Portugals zum globalen Weinkeller ist. »Grün« bedeutet beim Vinho Verde nicht die Farbe des Weins: 55 Prozent sind rot, die Weißen sehen aus wie zitronengetöntes Wasser. Grün steht für seine knackige Frische. Sie scheint direkt von den Pergolen, an denen er über Mais und Gemüse wächst, auf Flaschen gezogen worden zu sein.
    Traditionell hängen die Reben wie Girlanden zwischen Bäumen oder werden an Pergolen mit Granitpfeilern und Querbalken aus Kastanienholz erzogen. Trauben so hoch über dem Boden wachsen zu lassen hat mehrere Vorteile. Es verlangsamt die Reife und sorgt für das gewünschte Gleichgewicht zwischen Zucker und Säure. Es wirkt dem drohenden Pilzbefall in einem kühlen, regnerischen Klima entgegen. Und es erlaubt den Anbau anderer Produkte darunter. In neuen Weinbergen werden die Reben allerdings an niedrigeren Systemen erzogen. Sie lassen sich so leichter maschinell bearbeiten und erbringen reifere Gewächse, die sich im Ausland besser verkaufen.
    Die traditionelle Bereitung von Vinho Verde fördert den biologischen Säureabbau. Wegen des kühlen Klimas, der kultivierten Trauben und der hohen Erziehungssysteme enthalten sie sehr vielApfelsäure. Die natürliche Umwandlung von Apfel- zu Milchsäure macht die Säure weicher und bringt durch die Entstehung des Nebenprodukts Kohlensäure ein ganz leichtes Prickeln ins Spiel. In manchen Landgaststätten erinnert der Inhalt der offenen Weinkrüge an sehr trockenen, perlenden, ziemlich trüben Apfelmost.
    Heute werden allerdings nur mehr wenige Erzeugnisse für den offenen Ausschank traditionell bereitet. Fast kein Vinho Verde durchläuft noch den biologischen Säureabbau in der Flasche, weil sich dadurch ein Bodensatz bildet. Die große Mehrheit der auf Massenproduktion ausgerichteten Kellereien lässt

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