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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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zum italienischen Methanol-Skandal im darauffolgenden Jahr –, doch der gute Ruf österreichischer Weine war dahin.
    Österreichs Behörden reagierten mit einer eilends verabschiedeten gesetzlichen Regelung der Weinwirtschaft. Das Gesetz von 1985 – es wurde schon ein Jahr später abgeändert – enthält das weltweit strengste Kontroll- und Überwachungssystem eines Anbaulands.
    Der Skandal hatte aber auch völlig unerwartete Folgen. Österreichs Verbraucher wandten sich nicht etwa von einheimischen Erzeugnissen ab, sie stiegen von Massenprodukten auf handgefertigte Gewächse familiengeführter Güter um. Dieser Trend fiel mit einem Run auf trockene Weiße zusammen. Das Ergebnis all dieser Umwälzungen war die Renaissance von Anbaugebieten wie der Wachau und des Kamptals, deren Winzer bis dato unbeachtet vom größeren Publikum hochwertige trockene Weißweine an loyale Privatkunden verkauft hatten. In der Steiermark entstand während der 1980 er-Jahre eine völlig neue Weinkultur, als einige Güter von Alltagstropfen in Zweiliterflaschen, den Dopplern, auf Qualitätsreben umstiegen.
    Anfang der 1990 er folgte eine Rotweinrevolution, in deren Verlauf sich Dutzende österreichischer Jungwinzer insbesondere im Burgenland einen internationalen Rotweinstil zu Eigen machten. Inspiration holten sie sich dabei zu einem großen Teil aus Italien, obwohl Frankreich die Hauptquelle der neuen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und in geringerem Umfang Syrah war. Österreichs Kellermeister kombinieren die Zuwanderer meist mit einheimischen Sorten zu ausgefeilten Cuvées, wie sie ihre Verschnitte nur zu gern nennen. Im Gegensatz zur Mehrheit feiner österreichischer Kreszenzen, die unter dem Namen der Lage beziehungsweise des Rieds herausgegeben werden, bekommen die Mischwerke Fantasiebezeichnungen wie Comondor, Bella Rex oder Perwolff nach dem Vorbild italienischer Kreationen wie Sassicaia oder Darmagi. In den 1990 ern wurden viele Rote noch einer geballten Ladung Eiche ausgesetzt, doch nach der Jahrtausendwende lag der Schwerpunkt eher auf klarer Frucht und Eleganz.
    Österreich ist nach wie vor in erster Linie ein Weißweinland; die meisten Winzer blieben in dieser Hinsicht der Tradition treu. Die Weinwirtschaft gründet sich auf leichte bis körperreiche trockene Weiße von autochthonen Sorten wie dem Grünen Veltliner. Er wächst auf 36 Prozent der österreichischen Gesamtrebfläche von 51000 Hektar und erbringt Weine mit Anklängen an weißen Pfeffer, Linsen und andere vegetabile Aromen. Bei hohen Reifegraden aber treten an deren Stelle Noten von Rauch und sogar exotischen Früchten. Größter Vorteil der Traube ist ihre Wandlungsfähigkeit: Sie liefert trockene Vertreter mit zehn bis 15 Prozent Alkohol ebenso wie beeindruckende Dessertweine. Bei internationalen Blinddegustationen haben sich Grüne Veltliner im direkten Vergleich mit einigen der weltbesten Chardonnays hervorragend geschlagen.
    Den größten Beifall auf dem internationalen Parkett aber erzielen die Rieslinge. Die edle deutsche Traube muss wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach Österreich gelangt sein. Bis heute hat man allerdings erst 1300 Hektar mit ihr bestockt. Auf dem Urgesteinsboden der Wachau, durch den sich die Donau zwischen Melk und Krems ein felsiges Bett gegraben hat, erbringt sie großartige trockene Provenienzen, die mit den feinsten Versionen aus Deutschland und dem Elsass mithalten. Die einheimische Nachfrage nach Wachauer Spitzenrieslingen ist so groß, dass Importeure aus dem Ausland bei führenden Erzeugern um jede Flasche betteln müssen. Namen wie Franz Hirtzberger, Emmerich Knoll, F. X. Pichler und Franz Prager werden von österreichischen Weinliebhabern mit großer Ehrfurcht genannt. Ähnlich vorzügliche Weine entstehen in anderen niederösterreichischen Anbaugebieten, vor allem in Senftenberg und Stein im Kremstal sowie in Langenlois-Zöbing im Kamptal. Eine vergleichbare Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage gibt es bei den besten steirischen Interpretation von Sauvignon und Morillon (ein Synonym für Chardonnay, die im 19. Jahrhundert den Weg nach Österreich fand). Hier sind Polz, Tement und Konsorten fast schon chronisch ausverkauft.
    Obwohl vom Skandal 1985 fast ausschließlich Süßweine betroffen waren, hat sich in den letzten Jahren auch in diesem Bereich viel getan. Im Weinbaugebiet Neusiedlersee-Hügelland im Burgenland wird nachweislich schon seit 1617 Süßwein erzeugt. Über viele Jahre seiner Geschichte

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