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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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sein Ziel zu erreichen. Ich kenne nicht die genaue Zahl der Raketen, die Lourd bedrängten, doch es waren genug, um unsere Compagenten mit der Zeit aufzureiben. Nur deshalb zogen wir uns zurück. Und kaum hatten wir eine Lücke im Schwarm der Raketen entdeckt und uns auf Photonenschwingen davongemacht und wollten gerade die Eisherzen aufsuchen, da durchbrach ein Geschoß den Sperriegel und zerstörte Lourd.“ Langsam nickte der Politruk. „Zweihundertachtzig Jahre ist das jetzt her, doch für mich ist es wie gestern.“
    Gestern? dachte Tlile. Es gibt kein Gestern mehr. Kein Heute, kein Morgen. Wer einmal im Eisschlaf gelegen hat und von Stern zu Stern geflogen ist, zwei Jahrzehnte oder zwei Jahrtausende lang, ohne auch nur einen Tag zu altern, für den gibt es keine Zeit mehr.
    Wie der Politruk hier unten, so waren auch die anderen Politruks dort oben auf den Seglern, die Honoratioren von Lourd und die Bosse der Raumschergen, denen die Flucht gelungen war, alle waren sie hinausgefallen aus ihrer Welt und zu Gespenstern geworden.
    „Der Krieg geht weiter“, erklärte der Politruk.
    „Der Krieg geht weiter“, sagte Tlile.
    Und in Gedanken fragte sie sich: Was ist das für ein Krieg, wo ein Geschoß tausend und mehr Jahre braucht, um den Gegner niederzustrecken? Was ist das für ein Krieg, wo man auf Myrion Cri seit drei oder vier Jahrhunderten Planeten-Planeten-Raketen baut und abschießt, auf Sterne zielt, die keiner von uns je gesehen hat und die zehntausend Jahre Flug entfernt sind? Und wenn sie treffen, dann sprengen sie einen ganzen Planeten.
    Wir wollen töten, dachte Tlile, auch wenn unsere Opfer noch nicht einmal geboren sind. Und draußen im All, da nä hert sich kalter Stahl und schlafende Fusion, geschaffen von Menschen, die schon lange dem Staub angehören.
    „Durch den Verlust von Lourd“, murmelte der Politruk und führte Tlile hinaus in den Wohnraum seiner Suite im zwölften Krakenarm der unterirdischen Station, „entsteht eine empfindliche Lücke im Netz unseres Verteidigungssystems. Von Lourd aus bedrohten wir die Sterne 33 bis 38 des Feindes und hatten freie Bahn sogar bis zur Alterde, ungestört von Schwerkraftlöchern, Dunkelwolken und Radiostürmen. Vielleicht zwanzigtausend Raketen wurden vor der Vernichtung von Lourd gestartet, und natürlich hoffen wir, daß einige von ihnen im Lauf der Zeit die Planeten des Feindes erreichen und Rache üben.“
    „Doch wenn diese Planeten leer sind?“ bemerkte Tlile und warf den beiden Raumschergen, die an der Tür warteten und ohne die sich der Politruk in keine anderen Räumlichkeiten wagte, einen kurzen Blick zu. „Wenn der Feind gelernt und sie evakuiert hat? Wenn diese Kolonien aufgegeben wurden? Was dann? Niemand kann den Kurs der Raketen noch nachträglich korrigieren, denn es gibt kein Schiff, das sie erreichen kann.“
    Der Politruk gähnte. „Sie sind sehr intelligent“, stellte er fest.
    Tlile schlug die Lider nieder. „Ich bin dumm“, erwiderte sie bescheiden.
    „Die moderne Kriegführung“, sagte der Politruk und gähnte wieder, „hat das Problem schon seit langem gelöst. Wie der Feind auch. Die Lösung ist kostenintensiv, aber absolut. Wir kennen das Ausdehnungsgebiet des Feindes bis auf eine Toleranz von vier- bis fünfhundert Jahren. Unsere Raketen sind nur in sekundärer Hinsicht für die Kolonien des Feindes bestimmt. In Wirklichkeit feuern wir auf die Sterne. Auf alle Sterne, die im Einflußbereich des Feindes liegen. Jeder Planet, ob bewohnt oder unbewohnt, auf den die Raketen treffen, wird von den Antimaterie-Sprengköpfen vernichtet. So entgeht uns keine alte Kolonie des Feindes, und wir verhindern, daß er Gelegenheit bekommt, sich auf anderen Welten niederzulassen.“
    Tlile runzelte die Stirn. Ihr war heiß zumute, und die Wachsoldaten, die ihre Augen starr auf ihren bloßen Schoß gerichtet hatten, irritierten sie. „Doch woher wissen wir, ob unsere Raketen ihr Ziel gefunden haben? Vielleicht hat der Feind sie zerstört, und wir wiegen uns in Sicherheit, ohne zu ahnen, daß eben von jener Welt in diesem Augenblick neue Schwärme von Planeten-Planeten-Raketen aufsteigen.“
    „Eine Frage des Turnus“, erklärte der Politruk gelangweilt. „Jeder Stern wird nicht nur einmal beschossen. Es gibt da einen Modus, der schon seit zwei Jahrtausenden besteht. In gewissen Zeitabständen wiederholen wir die Angriffe.“
    „Ich verstehe nicht“, gestand Tlile.
    „Ich bewundere Ihren Verstand“, sagte der Politruk

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