Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
höflich.
    „Und wenn eben jene Welt doch vernichtet wurde? Vor vierhundert Jahren? Ist es dann nicht Verschwendung, sie mit einem neuen Raketenschwarm anzugreifen, obwohl von dort keine Gefahr mehr droht?“
    Zum ersten Mal lächelte der Politruk. „Es wäre Verschwendung“, gab er zu, „ wenn es diese bestimmte Welt nicht mehr geben würde. Doch wer kann sicher sein? Würden Sie Ihr Leben davon abhängig machen?“
    Ich weiß nicht, dachte Tlile. Ich weiß es nicht. Dieser Krieg … Wann hat er begonnen? Aus welchen Gründen? Und wann endet er? Wenn er endet … Und sogar die Alter de kann schon in Myriaden Trümmer zerbrochen sein, ohne daß wir es wissen und während wir noch immer Raketen auf Raketen bauen.
    „Der Krieg geht weiter“, sagte der Politruk.
    „Der Krieg geht weiter“, nickte Tlile und verließ den Raum.
     
    TIEF IM RAUM, ZEHNTAUSEND JAHRE NUR
     
    Wie ein Strudel aus Grau und Stein, hier weißbenetzt von Gasen, kondensiert in Kälte und Finsternis, dort schimmernd von Gold und zackig im Bruch, eine Hülle, vier Dimensionen weit, benetzt vom Licht der Sterne und von innen her erstrahlt durch den Glanz der einen Sonne, so windet sich das Trümmergewirr in stillen Pirouetten durch Raum und Zeit, erfüllt von eigentümlichen Drehungen und dem Zittern, wenn der Photonenwind bläst. Mit Heftigkeit.
     
    JAGDFIEBER. WENN STAUBKÖRNER TANZEN
     
    … damit sich ihm nichts entgegenstellt, weicht er aus den Wanderdünen, die wie schmale Schneisen die Wüste durchziehen und die Geschwindigkeit auf halbe Kraft verringern, und achtet mit wachen, scharfen Sinnen auf den Kurs der Perlweißkugeln. Gesättigt, von vulkanischen Gasen aufgepumpt, im Griff des heftiger werdenden Sturmes, so steigen sie weiter empor bis zu den Luftströmungen, die über die Berge pfeifen und weit, weit hinten in der Wüste an Macht verlieren in der Wärme der Sonne.
    Flink driften die Kugeln am Himmel dahin, sandwärts, trudelnd, steigend und fallend, schneller in diesem Augenblick noch als der Silberleib.
    Er schnauft mit klaffenden Ventilen, hungrig, von Schwäche angegriffen, die selbst das Licht auf seiner Haut nicht mehr dämpfen kann. Es scheint sich zu strecken, noch flacher zu werden, taucht unter dem Wind hinweg, der ihm Staub entgegenbläst. Seine Beine prasseln auf den Boden, berühren ihn nur kurz, um den mächtigen Körper vorwärtszuschnellen, lösen sich, berühren ihn erneut, und in ihm hämmern die Kolben und erfüllen jede Zelle mit ihren Vibrationen.
    Seine Geschwindigkeit wächst.
    Die Luft selbst stemmt sich ihm entgegen, doch er besitzt Muskeln aus Stahlfedern. Er bemerkt, daß die weißen Kugeln nun über ihm schweben, noch zu hoch, um danach zu greifen, aber er ist ungeduldig und öffnet den Spalt auf seinem Rücken und läßt die lange, zusammengerollte Zunge hinaufschnellen, den gelenklosen Arm, der klebrig ist wie halbgetrockneter Leim. Fehl geht sein Griff, und die Zunge mit den metallenen Stützverstrebungen fallt zurück, wird eingerollt und schmiegt sich lauernd in das Katapult.
    Weiter läuft er. Staubkörner spritzen auf, nach allen Seiten, umgeben ihn mantelgleich, wie ein Umhang aus Sand, der stetig größer wird. Deutlicher fühlt er nun die Leere in seinem Innern, die Blase aus abgekühlter Luft, in die das zigarrenförmige stählerne Organ reicht und darauf wartet, gefüttert und gefüllt zu werden.
    Noch ist es früh, aber die Nacht war kalt und hat seine Reserven dahinschmelzen lassen. Er weiß, er muß sich beeilen, will er nicht langsamer werden und schließlich gelähmt stehenbleiben und bis zum Anbruch der Nacht von der fotosynthetischen Fürsorge seiner Silberhaut leben, um dann endgültig zu sterben, im Sand zu rosten im Lauf der Jahreswechsel. Schande droht, wenn es ihm nicht gelingt, noch vor dem letzten Schritt den Narbenzacken zu erreichen und sich dort niederzulegen. Bei den Vorfahren, deren Silberhaut sich wie eine Decke über ihre Gebeine breitet.
    Heiß ist es endlich geworden, backofenheiß, so daß sich die Schmierflüssigkeiten in seinem mächtigen Leibe ausdehnen und dünner werden und Enzyme sie verdicken müssen. In der Hitze verliert die kalte Luftströmung, auf der die Kugeln reiten, ihre Macht. Die Kugeln sinken.
    Perlweiß schweben sie zu Boden, aus dem Graublau, der Helligkeit der schorfigen Sonne.
    Zarte Molekülgruppen stürzen voran. Er nimmt sie auf. Zartbitterplatin. Süßes Uran. Nickel und Kupfer und Silber und Gold.
    Wie von selbst springt die Zunge

Weitere Kostenlose Bücher