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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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so dünn besetzt zu finden.“
    „Es tut mir leid“, murmelte Tlile und erhob sich, um sich ebenfalls zu säubern.
    „Es ist meine Schuld“, entgegnete der Politruk freundlich.
    „Es liegt am Krieg“, sagte Tlile und griff nach einem Tuch und tupfte die Feuchtigkeit von den Innenseiten ihrer Oberschenkel. „Kurz nach dem Bau traf die Nachricht von der zweihundert Jahre zurückliegenden Vernichtung Tjuanas auf Simbatrill ein, und die Hälfte der Besatzung und die meisten Wissenschaftler wurden nach Linnister geschafft, der als Ersatz für Tjuana zum Raketenabschußzentrum bestimmt worden war. Die Forschungen ruhten, und schließlich wurde auch die übrige Besatzung abberufen. Gelandet sind wir vor vier Monaten, nach dreißig Jahren Flug.“
    „Die Lage ist bedrohlich“, nickte der Politruk.
    „Sie sind Optimist“, sagte Tlile höflich.
    „An Bord der sechs Segler im Orbit um die Sonne“, berichtete der Politruk und zog die kurze Hose wieder an, „befinden sich strategisch wichtige Industrien. Compgesteuerte Raketenfabriken und genug elektronische Hard- und Software, um zehntausend Geschosse auszurüsten.“
    Um weiter Krieg zu führen, dachte Tlile. Gegen Welten, Lichtjahrtausende entfernt. Gegen einen Feind, den niemand von meiner Generation je gesehen hat und von dem nur die Raumschergen wissen, die alten, die auf ihren tausendjährigen Reisen im Eisschlaf bis tief in die Sternprovinzen des Gegners eingedrungen sind.
    „Erzählen Sie mir von den Marathons“, bat der Politruk.
    „Es wird Sie gewiß langweilen“, sagte Tlile wohlerzogen.
    „Das Gebirge“, ertönte die Stimme des Raumschergen, der die Kontrollen des Jets beobachtete und Verbindung mit den Compagenten aufrechterhielt, die den Jet wie Mücken umschwärmten.
    „Gleich sind wir da, und wären die Gipfel golden, dann könnte dies hier Algneta sein. Aus purem Gold bestanden dort die Berge, und da waren diese häßlichen Knochenmänner, Eingeborene, so dürr wie Vogelscheuchen und mit Gesichtern, die an ein verbranntes Nudelgericht erinnerten. Heilig sollten diese Berge aus Gold gewesen sein, aber wir benötigten das Metall für die Beschichtung der Planeten-Planeten-Raketen, die am Äquator von Algneta gebaut wur den. Es kam zum Kampf, und wir mußten das Gold der Ber ge beschmutzen.“
    So werden die Sterne geplündert, sagte sich Tlile, während sie ihre Gedanken sammelte. Umgepflügt wird der Boden bis in fünftausend Metern Tiefe. Berge trägt man ab und läßt ganze Ozeane verdampfen. Und die Schätze, die man zutage fördert, die schickt man auf große Fahrt zu den Sonnen des Feindes, mit Gefechtsköpfen aus Antimaterie und Datenbefehlen. Wann werden die ersten Raketen des Feindes über Simbatrill erscheinen? Oder über Myrion Cri? Doch vielleicht sind schon die Compagenten aufgestiegen und umkreisen Mater auf ruheloser Suche nach den Geschossen, die aus dem interstellaren Raum in immer neuen Wellen heranrollen. Vielleicht ist Myrion Cri bereits zerbrochen und verbrannt.
    „Der Krieg geht weiter“, sagte der Raumscherge, der selbst beim Liebesakt nicht von der Seite des Politruks gewichen war.
    „Der Krieg geht weiter“, versicherte Tlile. Vor dem Jet wölbten sich jetzt die Bleichknochenberge empor, hier und da von Flammenzungen umflackert, die aus den Kratern der Vulkane leckten. Unter ihnen lagen die sanft ansteigenden Kieshügel zwischen Wüste und Gebirge. Violett schimmerte es herauf. „Unsere Forschungen sind aufgrund der kurzen Zeit noch nicht sehr weit fortgeschritten, und noch haben wir Simbatrills ökologisches System nicht voll entschlüsselt. Auf die Marathons haben wir uns konzentriert und auf ihren Lebenszyklus. Die Flechten dort unten, die violetten Gewächse … Sie speichern den Wasserdampf, der aus den Vulkanen dringt und des Nachts mit einem Teil der atmosphärischen Gase zu Boden schneit. Außerdem nutzen sie das Kohlenoxidgas und eine Reihe Mineralien, die sie aus der Vulkanschlacke gewinnen. Wenn sie sich entwickeln, kriechen sie die Berge hinauf und metamorphieren.“ Tlile lenkte die Aufmerksamkeit des Politruks auf die perlweißen Kugeln, die wie Rogen an den Berghängen klebten. „Die Hülle der metamorphierten Flechten besteht aus Silizium mit einem Schmelzpunkt von 1450 Grad. Im Innern der Kugeln befinden sich neben Wasserdampf und Kohlenoxid auch eine Reihe Gase, die leichter sind als die Luft. So können sie aufsteigen, wenn ihre Zeit kommt, und über den Vulkankratern schweben. Jeder Ausbruch

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