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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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von Arbeitsteilung.«
    »Ich werde ihn mir vorknöpfen«, sagte ich, »daß er denkt, ihm fällt ńe Brücke auf den Kopf.«
    »Daran zweifle ich nicht. Und nun müssen Sie mich entschuldigen. Ich bin müde.« Er langte zur Klingel auf der Armlehne seines Stuhls. Der Draht war an ein schwarzes Kabel angeschlossen, das an den tiefen, dunkelgrünen Kästen entlangführte, in denen die Orchideen wuchsen und verwesten.
    Er schloß die Augen, öffnete sie noch einmal zu einem kurzen, scharfen Blick und ließ sich wieder in seine Kissen sinken.
    Seine Lider sanken herab, und er schenkte mir nicht mehr die geringste Aufmerksamkeit. Ich stand auf und nahm meine Jacke von der Lehne des feuchten Korbstuhls und ging damit durch die Orchideen davon, öffnete die zwei Türen und stand draußen in der frischen Oktoberluft und tankte Sauerstoff. Der Chauffeur drüben bei der Garage war weg. Der Butler kam den roten Pfad entlang, mit leisen, leichten Schritten und einem Rücken so steif wie ein Bügelbrett. Ich zwängte mich in meine Jacke und ließ ihn herankommen.
    Er blieb etwa zwei Fuß vor mir stehen und sagte feierlich:
    »Mrs. Regan hätte Sie gern gesprochen, bevor Sie gehen, Sir.
    Und was das Geld betrifft, so wurde ich vom General angewiesen, Ihnen einen Scheck in jeder gewünschten Höhe auszustellen.«
    »Auf welche Weise angewiesen?«
    Er blickte verdutzt, dann lächelte er. »Ah, ich verstehe, Sir.
    Sie sind Detektiv. Durch ein besonderes Klingelzeichen.«
    »Schreiben Sie seine Schecks?«
    »Ich habe dieses Privileg.«
    »Dann sind Sie ja vorm Bettelstab sicher. Ich brauche jetzt kein Geld, danke. Weshalb möchte Mrs. Regan mich sprechen?«
    Seine blauen Augen musterten mich ruhig. »Sie hat eine falsche Vorstellung vom Zweck Ihres Besuchs, Sir.«
    »Wieso weiß sie von meinem Besuch?«
    »Von ihren Fenstern aus blickt sie aufs Treibhaus. Sie hat uns hineingehen sehen. Ich habe ihr erzählen müssen, wer Sie sind.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte ich.
    Seine blauen Augen wurden frostig. »Wollen Sie mich über meine Pflichten belehren, Sir?«
    »Nein. Aber ich würde mich sicher totlachen, wenn ich wüßte, worin sie bestehen.«
    Wir starrten uns einen Moment lang an. Er ließ noch mal seine blauen Augen spielen und wandte sich ab.

3
    Dieses Zimmer war zu groß, die Decke war zu hoch, die Türen waren zu riesig, und der weiße Teppich, der von Wand zu Wand reichte, glich dem Neuschnee am Lake Arrowhead.
    Der ganze Raum war voll von hohen Spiegeln und kristallenem Zeugs. Die elfenbeinfarbenen Möbel waren chrombeladen, die gewaltigen elfenbeinfarbenen Vorhänge kräuselten sich noch weit vor den Fenstern auf dem weißen Teppich. Durch das Weiß wirkte das Elfenbein schmutzig und das Weiß durchs Elfenbein tot. Hinter den Fenstern lagen die dunkelnden Vorberge. Bald würde es regnen. Die Luft war schon drückend. Ich setzte mich auf den Rand eines tiefen, weichen Sessels und blickte auf Mrs. Regan. Sie war einen Blick wert. Sie war das pure Unheil. Sie lag ausgestreckt auf einer supermodernen Chaiselongue, die Slipper abgestreift, und ich starrte auf Beine in hauchdünnsten Seidenstrümpfen. Sie schienen zum Draufstarren arrangiert zu sein. Sie waren bis zum Knie sichtbar und eins noch ein gutes Stück darüber. Die Knie, weder knochig noch spitz, hatten Grübchen. Die Waden waren makellos, die Fesseln so lang und schlank, daß ihre melodische Linie für eine ganze Tondichtung ausgereicht hätte. Sie war groß und kräftig und langgliedrig. Ihr Kopf lehnte an einem elfenbeinfarbenen Seidenkissen. Ihr Haar war schwarz und voll und in der Mitte gescheitelt, und sie hatte die heißen, schwarzen Augen des Porträts in der Halle. Sie hatte einen schönen Mund und ein schönes Kinn. Sie hatte einen verdrossenen Zug um die Mundwinkel, und die Unterlippe war voll.
    Sie hatte ein Glas. Sie nahm einen kräftigen Schluck und starrte mich über den Rand des Glases kühl prüfend an. »Sie sind also ein Privatdetektiv«, sagte sie. »Ich dachte, die gäbe es nur in Büchern. Oder in Form kleiner, schmieriger Männer, die um Hotels herumschnüffeln.«
    Das konnte mich nicht reizen, und so ließ ich es vom Winde verwehn. Sie stellte ihr Glas auf die platte Armlehne der Chaiselongue und ließ einen Smaragd aufblitzen und strich über ihr Haar. Sie sagte träge: »Wie hat Ihnen Dad gefallen?«
    »Gut hat er mir gefallen«, sagte ich.
    »Ihm hat Rusty gut gefallen. Sie wissen doch sicher, wer Rusty ist?«
    »Hmhm.«
    »Rusty war

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