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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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stieß laut den Atem aus. Cochrane schaute ihn an, dann warf er einen flüchtigen Blick auf die zuckende Gestalt hinter dem Bettgitter.
    »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist«, sagte er leise. »Er hat viel mitgemacht. Er hat seine Ruhe verdient.«
    Dann verließen sie das Zimmer, fuhren hinauf, zurück ins Licht, in die frischgehaltene Luft, in den Blumenduft, der aus den blühenden Gärten hereinkam. Und in Comyns Kopf wisperte die Stimme, so wie er sich vage an sie erinnerte: O Gott, warum transuranisch … Ihm war übel, und es war eine Übelkeit, wie sie ihn vielleicht sein ganzes Leben lang nicht mehr verlassen würde.
    Sydna wartete. Cochrane und Stanley beschäftigte ihr Vorhaben viel zu sehr, als daß sie darauf geachtet hätten, wie sie Comyn am Arm nahm und hinaus auf die Terrasse über dem Garten führte, wo das gefilterte Sonnenlicht ein wenig der Kälte aus seinen Knochen taute. Sydna drückte ihm ein Glas in die Hand und blickte ihm abwartend ins Gesicht, bis er es bemerkte und zu reden anfing.
    »Nein, erzählen Sie mir nicht davon!« sagte sie scharf. »Nein.« Sie stellte sich dichter neben ihn und murmelte: »Lassen Sie sich nichts anmerken. Man kann uns von den Fenstern beobachten. Comyn, wollen Sie jetzt weg? Ich kann Sie noch fortbringen.«
    »Was ist passiert?« fragte er und hob die Brauen.
    »Sie waren eine lange Zeit da unten. Inzwischen sind schon einige der Familie angekommen. Comyn …«
    »Wieviel haben Sie mittlerweile getrunken?«
    »Nicht genug. Hören Sie zu, ich hab’ Sie hier hineingezogen. Ich hab’ meine Meinung vom Stapel gelassen und Sie hier heraufgeschleppt. Ich werde versuchen, Sie wieder zurückzubringen, solange ich es noch kann.«
    Er starrte düster in die Leere. »Sie haben wohl Angst, ich könnte mir wirklich ein Stück des Kuchens abschneiden wollen?«
    »Sie hirnverbohrter Narr! Sie kennen uns Cochranes nicht! Es geht um eine große Sache, da wird so mancher nicht mit heiler Haut herauskommen. Wollen Sie jetzt zur Erde zurück?«
    Comyn schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
    Sie kniff die Augen leicht zusammen und sagte erbarmungslos: »Sind Sie sicher, daß Sie Ihren Freund Paul Rogers jetzt immer noch finden wollen?«
    Comyn war froh, daß er darauf nicht sofort antworten mußte, denn Sydnas Aufmerksamkeit galt im Augenblick dem schmalen luftdichten Lastwagen, der vom Palast zur Schleuse fuhr.
    Stumm blickten sie ihm nach, als er die Kuppel verließ und über den Serpentinenweg auf die weite Ebene hinausfuhr und schließlich zum fernen Punkt wurde, es eine Weile blieb, bis er sich auf den Rückweg machte.
    Und dann blühte auf dem Mare Imbrium eine Blume atomaren Feuers auf, das bis zur Erde sichtbar war. Die Feuerbestattung eines Helden, die eine ganze Welt miterleben konnte. Comyn öffnete die geballten Hände, und Sydna steckte ihm schnell etwas zu.
    Es war ein Schocker. »Also, dann kommen Sie. Ich mache Sie mit meiner Familie bekannt.«
     

 
6.
     
    Es war das lächerlichste Zimmer, das er je betreten hatte: verhältnismäßig klein und mit viel zuvielen Möbelstücken, wie es vor drei Generationen Mode gewesen war. Ein langes, schon etwas zerschlissenes Sofa, wuchtige Sessel und mehrere kleine Tischchen standen darin. Eine Wand war aus Filterglas, doch die anderen Wände waren in aufdringlichem Blumenmuster tapeziert. Und dann gab es noch einen offenen Kamin mit einem reichverzierten Sims darüber. Ein Kamin, ausgerechnet in diesem supermodernen Palast auf dem Mond!
    Sechs oder sieben Personen saßen herum. Sie unterbrachen abrupt ihr Gespräch, als Sydna mit Comyn eintrat, und starrten ihn unfreundlich an. Er kam sich vor wie bei einem Spießrutenlauf. Stanley saß in einer Ecke neben einem Mädchen mit teigigem Gesicht. In der Nähe, neben dem Kamin, stand ein verstellbarer Liegesessel, und der Greis darauf war der Mittelpunkt.
    »Das ist der Mann, Großvater«, sagte Peter Cochrane. Das Bestattungsfeuer auf dem Mare Imbrium schien etwas in ihm ausgebrannt zu haben. Er sah aus, als wäre er völlig erschöpft von einem Versuch, das Unmögliche möglich zu machen.
    Eine Stimme erklang vom Liegesessel. »Sie da, kommen Sie her zu mir.«
    Comyn trat an den Sessel und blickte hinunter auf den sehr alten Mann, der ihn aus Augen musterte, die an schwelende Kohlen erinnerten.
    »Sie sind Jonas Cochrane«, sagte Comyn.
    Das alte runzlige Gesicht war so zusammengeschrumpft, daß die Knochen sich unter der Haut hervorhoben. Die in einem langen Leben erworbene

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