Der große Sprung
…«
»Sicher«, brummte Comyn. »Aber der Ganove war keiner davon. Außerdem hassen Sie mich nicht so sehr.«
Stanley zuckte die Schultern. »Woher wollen Sie das wissen? Ganz abgesehen davon, sehe ich nicht, wie es wichtig sein könnte – außer für Sie.«
»Es ist aber wichtig«, sagte Jonas bedächtig. »Auch du bist ein Narr, Stanley, sonst würdest du es sehen. Wenn Comyn nicht gelogen hat, bedeutet es, irgend jemand ist dagegen, daß er mit den Cochranes spricht. Jemand zog es vor, lieber auf sein mögliches Wissen zu verzichten, als zu riskieren, daß er uns einweiht. Und das wiederum bedeutet …« Er hielt inne und blickte Comyn abschätzend an. »Sie haben Mut, aber das ist eine billige Tugend. Wie sieht es mit Ihrem Verstand aus? Wenn Sie meinem Gedankengang gefolgt sind, müßten Sie auch wissen, wie er weitergeht.«
»Natürlich«, versicherte ihm Comyn. »Jemand in Ihrem eigenen Lager ist dabei, Sie zu hintergehen, oder er hat Sie schon hintergangen.«
Empörte Stimmen wurden laut. Jonas’ grauhaariger Sohn sprang auf und schob grimmig seinen Kopf vor, daß er fast Comyn berührte. »Diese Behauptung allein reicht aus, um zu beweisen, daß Sie ein Lügner sind!« brüllte er. »Kein Cochrane würde je einen anderen verkaufen.«
Comyn lachte spöttisch.
Peters Gesicht wirkte noch düsterer als sonst, ja fast unheildrohend. »Ich pflichte Onkel George bei. Wenn Comyns Andeutung stimmte, müßte der Verräter etwas wissen, von dem wir keine Ahnung haben, und von dem er befürchtete, daß Comyn es uns sagen könnte. Aber das gibt es nicht, ich meine, daß jemand mehr weiß als wir herausgefunden haben. Ich untersuchte Ballantynes Schiff, die Logbücher und überhaupt alles. Stanley war dabei und Onkel George und dann kam noch Simon dazu.«
»Stimmt«, bestätigte der fröhlich wirkende junge Mann, der Peters Bruder war und im Augenblick noch vergnügter als angemessen war. »Wir waren gemeinsam dort, und niemand sonst durfte das Schiff betreten, bis wir fertig waren. Also ist ein Mehrwissen unmöglich. Ich würde mich für Peter jederzeit verbürgen. Außerdem ist es lächerlich. Alle Cochranes sind gleich beteiligt.«
Er bedachte Comyn mit abschätzendem Blick, und Comyn erkannte, daß der junge Simon Cochrane unter seiner jovialen Miene so gefährlich wie eine Giftschlange war.
»Es ist mir persönlich völlig egal, was unter Ihnen vorgeht«, erklärte Comyn. »Mich interessiert nur, ob Paul Rogers noch lebt, und wenn ja, ihn sicher zurückbringen.« Er schaute den alten Jonas fest an. »Es wird einen zweiten großen Sprung geben, und ich möchte dabei sein.«
Das war es. Komisch, dachte er, wie man mit einer verrückten Idee spielte, sich sagte, daß sie verrückt war und alles andere als ausgeführt werden durfte, und dann plötzlich erklärte man: »Ich möchte dabei sein«, und im Grund genommen hatte man die ganze Zeit gewußt, daß es so kommen würde.
Verärgert blickte Peter Cochrane ihn an. » Sie wollen mit? Wer, bilden Sie sich denn ein, daß Sie sind? Ein Ritter der Tafelrunde? Wenn Rogers oder sonst einer der drei anderen noch lebt, bringen wir ihn zurück.«
Comyn schüttelte den Kopf. »Nicht ohne mich! Ich habe kein Vertrauen in Sie!«
Erneut erhoben sich wütende Stimmen, aus denen Sally Cochranes empörtes Trompeten hervorstach. Der alte Jonas hob eine Hand.
»Ruhe!« befahl er. »Haltet alle den Mund!« Mit den erbarmungslosen Augen eines Adlers blickte er Comyn an. »Sie werden einen hohen Preis dafür bezahlen müssen, Comyn. Einen sehr hohen.«
»Es sieht ganz so aus.«
Es war unnatürlich still im Zimmer geworden. Das schwache Klingeln der Armreifen wirkte unwahrscheinlich laut, als Sally Cochrane sich nach vorn beugte. Alle beugten sich nach vorn, damit Ihnen nur ja kein Wort zwischen Comyn und dem alten Jonas entging.
»Ballantyne hat noch etwas gesagt, ehe er – starb?« fragt Jonas.
»Ja.«
»Wieviel, Comyn? Das Wort transuranisch genügt nicht.« Jonas setzte sich in seinem Sessel auf. Er war ein zähes Knochengerüst, in dem noch viel Kampfgeist brannte. »Und versuchen Sie nicht, mich zu erpressen, Comyn. Drohen Sie mir nicht mit United Tradelines oder sonst jemandem. Sie sind hier unter einer Glasblase auf dem Mond, aus der Sie nicht hinauskommen. Ist Ihnen das klar? Sie bleiben hier, solange es mir gefällt, und Sie können zu niemandem sprechen. Es ist nicht zum erstenmal, daß mir die Kuppel für so etwas sehr gelegen kommt. Also, sprechen Sie
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