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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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»Blödsinn! Tot ist er keinen Cent wert.«
    »Darf ich Ballantyne jetzt sehen?« fragte Comyn barsch.
    Cochrane drehte sich um. »Ja. Sie wollen es ja nicht anders. Sydna, bleib hier. Für einen Tag hast du schon genug angestellt.«
    »Ich hatte nicht die geringste Absicht, euch zu begleiten – und ich brauche einen Drink!«
    Comyn folgte Peter Cochrane einen Korridor entlang. Stanley ging mit ihnen. Am Gangende befand sich eine metallene Schiebetür und hinter ihr ein Aufzug, der sanft surrend durch das Lunargestein in die Tiefe fuhr. Comyn brach der Schweiß aus. Sein Hemd klebte klamm auf dem Rücken. Sein Herz hämmerte in unregelmäßigen Schlägen und erschwerte ihm das Atmen. Die Furchen in Peter Cochranes Gesicht waren tief eingezeichnet. Er sah so aus, als hätte er längere Zeit nicht mehr geschlafen. Stanley stand abseits von ihnen. Er war in seine eigenen Gedanken versunken, aber immer wieder flog sein Blick von Comyn zu Peter Cochrane und zurück. An seinem Kinn hob sich ein Muskelstrang ab.
    Der Fahrstuhl hielt an, und sie stiegen aus. Es war nichts Geheimnisvolles an diesem Keller unter der Cochrane-Burg. Hier waren die Pumpanlagen für Wasser und Luft, die Generatoren, die gewaltigen Vorräte, die für Leben und Luxus in dieser künstlichen Luftblase auf der Mondoberfläche nötig waren. Der Felsboden unter ihren Füßen vibrierte im Rhythmus der pochenden Pumpen.
    Cochrane schleppte sich dahin, als zwinge man ihn, an einer Hinrichtung teilzunehmen. Comyn dachte, daß er möglicherweise schon zu oft hier gewesen war. Die kaum merkliche Furcht, die das dunkle Gesicht zeichnete, übertrug sich vage auf ihn. Stanley schlurfte hinter ihnen her.
    Vor einer Tür blieb Peter Cochrane stehen. Ohne einen der beiden anzusehen, sagte er: »Willst du nicht lieber hier warten, Bill?«
    »Nein«, antwortete Stanley.
    Immer noch zögerte Peter Cochrane und betrachtete scheinbar finster seine Hand, als sie sich auf die Klinke legte.
    »Na, machen Sie schon auf!« Comyns Stimme klang rauh und kaum lauter als ein Flüstern.
    Cochrane öffnete die Tür.
    Dahinter war ein aus dem Fels gehauener Raum. Offenbar hatte man in aller Eile den größten Teil der Vorräte, die hier aufbewahrt gewesen waren, herausgeholt, und genauso eilig das ganze Zeug hierhergeschafft, das ihn nun zu einer Kombination aus Labor, Krankenzimmer und Gefängniszelle machte. Starke Lampen erhellten ihn mit erbarmungsloser Grelle. Zwei Männer hielten sich hier auf – und noch etwas.
    Comyn erkannte den jungen Mann aus dem Krankenhaus auf dem Mars. Er war inzwischen sichtlich gealtert. Den anderen hatte er noch nie gesehen, aber Anspannung und etwas wie Grauen zeichneten seine Züge genau wie die des Arztes. Mit der Heftigkeit überreizter Nerven fuhren beide herum. Das Öffnen der Tür hatte sie unwillkürlich erschreckt. Der Blick des jungen Arztes fiel auf Comyn, und seine Augen weiteten sich.
    »Sie wieder!« sagte er. »Wie sind Sie …«
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, unterbrach ihn Cochrane. Er vermied es, auf das weiße Bett mit den Seitengittern zu blicken.
    Schleier schoben sich vor Comyns Augen. Er war ein paar Schritte weitergegangen, denn das weiße Gitterbett hinter den beiden Männern, hinter den Apparaturen und den Labortischen hatte ihn angezogen. Das grelle Licht war darauf gerichtet, und ringsum schien alles zu verschwimmen: die Männer, die Stimmen, die Gefühle.
    Irgendwo, weit entfernt auf einer anderen Welt, sagte der Arzt: »Keine Veränderung. Roth und ich sind fertig mit …«
    Nein! Auf dem Mars war es schon schlimm genug gewesen. Ich habe ihn schreien gehört! Habe gesehen, wie er gestorben ist! Als ob das nicht gereicht hätte! Niemand sollte so was ansehen müssen!
    Eine andere Stimme meldete sich. »Ich habe Ihnen den Befund vorhergesagt. Ich habe ihn überprüft, soweit es überhaupt möglich ist. Über die Limits meiner Instrumente kann ich nicht hinaus. Für das hier brauchen wir einen völlig neuen Zweig der Wissenschaft.« Die Aufregung in seiner Stimme war stärker als die Furcht oder sonst etwas.
    »Das weiß ich, Roth, das weiß ich.«
    Stimmen, Menschen, Spannung, Furcht – immer schneller wirbelte alles um ihn, verdunkelte sich zu einem Schleier um dieses grelle Licht. Comyn streckte die Hände aus, ohne zu wissen, was er tat, und umklammerte die kühle Querstange am Kopfende des Bettes. Daran hielt er sich fest, bis alle Wärme und Kraft aus ihm flossen und nur Grauen zurückließen.
    Das Ding

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