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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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draußen die Telefonleitung zerrissen. Sie wachsen zum Küchenfenster herein, winden sich um den Ofen und um den Eisschrank und blockieren die Badezimmertür. Er kann an nichts Eßbares herankommen, er kann nicht um Hilfe rufen, und er muß seine Notdurft in den Ec ken des Wohnzimmers verrichten; dabei schlägt er den Wein mit einem Drahtkleiderbügel ab. Sie erreichen ihn …
    Er blinzelte und schlug den Sportteil von The Chronicle auf.
    Mitten auf der Golden Gate Bridge hielt der Bus plötzlich an. Man hörte nervöses Autohupen, und im Bus hörte man, wie einige Uhren aufgezogen wurden.
    Niemand sprach.
    Es vergingen volle drei Minuten, und der Chor der Autohupen schwoll an zu einer Hindemithschen Orchestrierung. Endlich setzte der Bus sich schwankend in Bewegung und fuhr mit niedriger Gangschaltung die ganze Straße herunter bis zum Zollhaus, das von Polizisten umgeben war. Die Busfahrerin sprach mit einem, dann drehte sie sich auf ihrem Sitz um und erklärte die Ursache der Verzögerung: Heute morgen gegen acht Uhr und dreiundzwanzig Minuten hatte die gesamte zweite Klasse der Lincoln-High-School sich das Leben genommen, indem sie sich bei den Händen gefaßt hatten und vom Mittelteil der Brücke (auf der Seite nach San Francisco hin) heruntergesprungen wa ren.
    Jemand sagte: »Verdammte Teenager«, und verschiedene Fahrgäste brachten mit Zunge und Zähnen kurze, saftige, glucksende Laute hervor.
    Drei Männer in schwarzen Anzügen berichteten verschiedene Versionen über das Massenspringen, während Paul im Aufzug zum sechsten Stockwerk hinauffuhr. Er ging rasch den Flur entlang, nickte dem neuen Mädchen an der Schalttafel zu, ebenso einem Buchhalter und dem Art-Director. Er öffnete die Tür zu seinem Büroraum und schlug sie hinter sich zu. Er hängte seinen Mantel über den Aktenschrank, ließ sich in seinen Stuhl fallen und durchblätterte den aufgetürmten Stoß von rosa Zetteln auf seinem Schreibtisch.
    »Anruf Rich. betr. Milch-Entwurf.« – »Gebühren für den Copywriter’s Club fällig. Sie sind dran!« – »Ein Mädchen, das sich als ›Natalie‹ bezeichnete und sagte, Sie wüßten Bescheid, hat um acht Uhr fünf und vierzig angerufen.«
    Natalie. Wie hat sie die Nummer rausgekriegt? Ei ne Besuchskarte auf dem Schreibtisch gefunden? Vielleicht hat sie entdeckt, daß sie Brustkrebs hat. Gestern abend hat sie in der Duschzelle etwas von orientalischen Männern erzählt, die Prostatakrebs hätten. Und er hatte gesagt, Krebs würde durch Rundfunk- und Fernsehwellen hervorgerufen, so wie bei dem Fisch, den jemand in einem Behälter zu nahe an einem Fernsehgerät stehen gelassen hatte; der Fisch war an den Strahlen gestorben. Da fing sie an zu kichern und ihn zwischen den Beinen mit Gesichtsseife zu waschen …
    Er zeichnete jeden Notizzettel mit seinen Anfangsbuchstaben ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück; da machte Clayton Kickard die Tür auf und kam hereingewirbelt; er zog einen großen Bogen Pauspapier hinter sich her.
    »Hier ist der Entwurf für Meltzer, Paul. Sag mal, hast du diese verrückten Kinder von der Brücke herunterspringen sehen, als du von Sausalito herübergekommen bist?«
    Er schwenkte das Blatt, als ob er ein Bettuch lüften wollte, und brachte es dann auf Pauls Schreibtisch in die richtige Stellung.
    »Du hast es auf den Kopf gestellt«, sagte Paul.
    »Nein, bloß die Kaffeekanne ist auf den Kopf ge stellt. Hab ich mit Absicht so gemacht. Damit die Leu te wirklich stehenbleiben.«
    »Schrecklich.«
    »Das mit den Kindern, meinst du das? Ja. Über hundert. Die ganze zweite Klasse.«
    »Dieser Entwurf ist schrecklich.«
    »Damit die Leute wirklich stehenbleiben. Und dein Text käme … direkt hier drüber.« Clayton machte eine großzügige Handbewegung. »Massenhaft Leser.«
    »Das tut’s nicht, Gayton. Es bringt mich nicht dazu, daß ich kaufen möchte.«
    »Kaufen?«
    »Vergiß nicht: ›Es geschieht nichts, solange nichts gekauft wird.‹ Ich werde dir eine neue Textüberschrift geben …« Paul spannte ein Blatt gelbes Durchschlagpapier in die Schreibmaschine und schrieb: S CHENK DIR MAL M ELTZERS K AFFEE EIN , DANN SAGST DU : J A , NUR DEN ALLEIN !
    »Das bedeutet ja, daß ich einen ganz neuen Entwurf machen muß«, sagte Clayton.
    »Mach ihn nur ganz im Groben. Dann zeige ich ihn heute nachmittag Collier.«
    Clayton rieb sich die Stirn, als ob er nach Geschoßlöchern darin suchen wollte. Paul knickte den Entwurf in der Mitte von oben nach unten, faltete ihn zur

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