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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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Schreibtischecke, wo Sie es hören können.«
    Paul ließ es fallen.
    »Und jetzt das hier«, sagte Gerner und schüttelte ein glänzendes Fünfundzwanzig-Cent-Stück aus einem winzigen kastanienbraunen Samtbeutel.
    Paul ließ es fallen.
    »Na und?«
    »Das erste klang ungefähr ›plinky-plink‹«, sagte Paul. »Und das zweite klang deutlich ›clink-clickity-itity-itity‹.«
    »Verdammt richtig.«
    »Man kann sie wirklich unterscheiden, wenn man sie nur ansieht.«
    »Verdammt richtig.«
    »Eine wunderschöne Münze!« Paul hielt die clink-clickity-itity-itity an das Licht.
    »Silber, mein Lieber, und keine Spur Kupfer darin. BU.«
    B. U. Paul dachte an die Boston University.
    »BU«, wiederholte Gerner. »Brillant Unbenutzt. Staatsmünze, mein Lieber, keine Spur Kupfer darin.«
    »Keine verdammte Spur, Mr. Gerner.« Paul ließ die Münze wieder fallen. Sie machte »clink«, ehe Gerner sie erwischte, als sie hochprallte, und sie liebevoll in den kleinen Samtbeutel steckte.
    »Das Unglück für unser Land hat angefangen, als die verdammte Regierung anfing, Sandwich-Münzen mit einer Kupferschicht innen zu prägen.« Er klopfte auf einen kleinen Münzenturm von BU-Halbdollars. – »Odeon, wissen Sie, nach welchem Motto mein Vater lebte und starb?«
    »Nein, Mr. Gerner.«
    »›Es geschieht nichts, solange nichts verkauft wird.‹ Er hat es nicht gewußt, aber diese wenigen einfachen Worte wurden zur Seele und Substanz dessen, was Sie tun, was ich tue und was alle in der Agentur tun. Verkaufen. Keine geistreichen Texte, keine phantasievolle Kunst, nicht schwache Avancen, sondern –« er ließ beide Fäuste mit genügender Kraft auf den Schreibtisch fallen, um zwei Pennystücke in die linke Hand zu nehmen, »– starke Annoncen! Annoncen, die verkaufen! Annoncen, die wahr klingen!«
    »Ja, Mr. Gerner.« Fast wäre Paul von Dem Stuhl gerutscht. Er berührte die Plakette an seinem Rockaufschlag, drückte die Knie zusammen und zwängte sich wieder auf den keilförmigen Sitz. Gerner umfaßte das Mikroskop mit beiden Händen, stellte es sacht an eine Seite, dann legte er zur Bemäntelung den Korrekturabzug einer Annonce über das Münzen-Mosaik auf seinem Schreibtisch.
    »Wissen Sie darüber Bescheid?«
    Paul erkannte sofort, daß es eine von Jerry Millers Annoncen für die Ahornblatt-Schallplattenserie war. »Nur in großen Zügen«, sagt er.
    »Wenn ich jemals eine Sandwich-Münze gesehen habe, dann ist das hier eine!«
    »Hat es nicht den richtigen Klang?«
    »Den hat es verdammt nicht. Hier, sehn Sie mal!«
    Der Stuhl half Paul auf die Füße. Er ging im Halbkreis um Gerner herum, bis er hinter ihm stand, und sah ihm über die Schulter. Der Entwurf war sauber, das Druckbild geschickt, der Text verlockend, klar und knapp.
    »Ich fürchte«, sagte Paul mit Ernst, »daß diese Art Zeug einfach keine Schallplatten verkauft.«
    »Es würde nicht mal zwei Dollar für fünf Cent verkaufen!« Gerner riß den Korrekturabzug durch, knüllte beide Hälften zu Kugeln und ließ sie kaum rechtzeitig genug fallen, um ein Niesen zu unterdrücken. »Gesundheit!« sagte Paul.
    »Die verdammte Zentralheizung!« Gerner wischte sich die Handflächen an den Hosen ab. Paul hob die zwei Papierknäuel auf und arrangierte sie nachdenklich auf der Standfläche des Mikroskops.
    »Ich lasse Sie den Bericht über die Ahornblatt-Schallplatten machen«, sagte Gerner.
    »Jerry Miller ist …«
    »Dieser verdammte Miller hat seinen letzten verdammten Zug aus seiner verdammten Blumenvase getan! Und wenn Sie meinen, der Bericht wäre zu schwierig für Sie, Odeon …«
    »Durchaus nicht, Mr. Gerner.«
    »Gut. Wir haben eben ein neues Aktenbündel bekommen. Zeug aus Kanada.« Gerner wandte sich um und zog rasch einen dicken Manila-Umschlag aus der offenen Schublade des Aktenschranks. Paul wählte inzwischen mit Sorgfalt zwei BU-Halbdollarstücke aus und ließ sie in seine Tasche gleiten.
    »Dies wird Ihnen genug Background-Information über die Angelegenheit geben. Und sehen Sie zu, ob Sie diesen Kerl namens Stier aufspüren können.«
    »Kerl namens Stier?«
    »Richard Stier. Das ist der, der diese Sex-Oper geschrieben hat, die in Kanada so ein verdammtes Getue ausgelöst hat. Wir werden nächstens sein erstes Plattenalbum von unserer Dienststelle aus loslassen, und Sie müssen genug von seiner verdammten Biographie zusammenkriegen, damit Siedie Rückseite des Umschlags damit füllen können. Sie wohnen doch in Sausalito, oder?«
    »Ja.«
    »Er hat da

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