Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
Vom Netzwerk:
eine Woche nach Warm Springs, dann weiter zu den Yakimas am Lost-Horse-Plateau und dann östlich nach –«
    »O. K., O. K. Jetzt wissen Sie, daß ich weiß, daß Sie’s wissen.«
    »Magdelaine«, sagte Knowles und sah auf seine Uhr, »ich finde wirklich, es wäre besser, wenn wir jetzt keine Zeit mehr verschwendeten.«
    »Na schön«, meinte Magdelaine. »Vielleicht ist die Zeit jetzt günstig für Sie, die Sache zu erklären.«
    »Ich werde mich bemühen, es kurz zu machen und mich auf das Wesentliche zu beschränken.« Knowles feuchtete seine Lippen an und heftete den Blick auf das Kissen unter Pauls Kopf. »Der Vorfall auf dem Mount Tamalpais, der Ihnen vollkommen bekannt ist, war ein vorsätzlicher Versuch der US-Regierung, Richard Stier und seine Musik in Mißkredit zu bringen. Wir haben Grund genug zu der Annahme, daß die Regierung ihr Bemühen noch verstärken wird, selbst bis zur offenen Beschlagnahmung der Stier-Schallplatten. Nun, Sie werden höchstwahrscheinlich fragen, warum …?«
    »Warum?«
    »Im November des nächsten Jahres findet die Wahl des US-Präsidenten statt. Es würde für beide politischen Parteien keine geringe Verlegenheit bedeuten, wenn vor diesem Zeitpunkt ein Friedenskandidat zum Premierminister von Kanada gewählt würde. Wir haben einen solchen Kandidaten, und er wird gewählt werden.«
    »Sie meinen –?«
    »Richard Stier. Seine neue Oper wird hier in Stratford zu jener Zeit angekündigt und aufgeführt werden. Bis dahin können Sie uns einen großen Dienst erweisen.«
    »Wodurch?«
    »Die neue Oper wird eine philosophische Deutung fordern, wie Sie sie für Iliyu geliefert haben. Wir haben auch schon Teile Ihres Buches ›Die Vergöttlichung der Null‹ dazu benutzt, Ansprachen zu schaffen, die Stier auf Tonbändern und in den Werbespots seines Wahlkampfes verlesen wird.«
    »Tonbänder und Werbespots, was wollen Sie damit sagen?« fragte Paul. »Wird Stier nicht persönlich erscheinen?«
    »Auf keinen Fall«, antwortete Knowles. »Wir können die Möglichkeit eines politischen Mordes nicht riskieren.«
    »Zum Kuckuck noch mal, wieso erwarten Sie, daß er gewählt wird, wenn ihn nie jemand sieht?«
    »Bitte, Mr. Odeon, wann haben Sie Ihren Präsiden ten zuletzt gesehen? Persönlich gesehen, meine ich. Stier wird im Fernsehen erscheinen, im Rundfunk gehört werden …«
    »Sie wollen das jetzt also alles mit Filmen und Tonbändern machen?« sagte Paul und legte sich flach aufs Bett zurück. »Und mit dem Text soll ich Sie versorgen?«
    »So ist es.«
    »Wenn ich Ihnen mal was sagen darf … als ich mich das letzte Mal auf so einen Handel eingelassen habe, verlor ich alles außer meiner Unterwäsche, wur de fast von einem belgischen Schäferhund aufgefressen, und jeder Polizist in Kalifornien machte Jagd auf mich.« Er sah direkt zu Magdelaine hinüber.
    »Das war von uns nicht so beabsichtigt«, sagte Magdelaine.
    »Ich war in jedem Indianer-Reservat von Sausalito bis hier bekannt als ›der-der-Nachts-alleine-sitzt-und-zittert‹.«
    »Das ist bedauerlich«, sagte Knowles.
    »Dieses Mal fordere ich einen höheren Preis.«
    »Stier wird jeden vernünftigen Preis bezahlen, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Ich werde sofort anfangen –«
    »Ausgezeichnet!«
    »– sobald ich ihn kennengelernt habe.«
    »Stier?« Knowles warf Magdelaine einen Blick zu.
    »Jawohl, Stier. Und zwar nicht nur auf einem Werbefilm.«
    »Er ist … jetzt nicht hier«, sagte Magdelaine.
    »Schön«, sagte Paul und schlug die Arme übereinander. »Dann werde ich warten.«
    Finsteres Schweigen.
    »Wenn Sie darauf bestehen, ihn kennenzulernen –«, Magdelaine drehte sich um und ging ans Fenster, »– es würde nochmals eine lange Reise für Sie bedeuten.«
    »Diesmal kann ich mir eine Fahrkarte leisten.«
    »Magdelaine, vielleicht könnten wir etwas ausmachen …« Knowles sah wieder auf seine Uhr. »Wir müssen irgendeine Entscheidung treffen.«
    »Also gut.« Magdelaine sah wieder zu Paul hinüber. »Sie können morgen ein Flugzeug nach Vancouver nehmen. Ich werde mich heute abend mit Stier in Verbindung setzen und ihm sagen, daß Sie kommen.«
    »Ist die Sache damit im Reinen, Mr. Odeon? Nehmen Sie den Vorschlag an?«
    »Ich lerne Stier morgen kennen?«
    »Ja«, sagte Magdelaine.
    »Persönlich?«
    »Ja.«
    »Abgemacht!« Paul klatschte in die Hände und sprang aus dem Bett. »Wer zuletzt in Chebrexi ankommt, ist ein faules Ei!«
     
    Als das gewaltige silberne Düsenflugzeug bis an die Kante der

Weitere Kostenlose Bücher