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Der gruene Heinrich [Zweite Fassung]

Der gruene Heinrich [Zweite Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Zweite Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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nur mit dem Unterschiede, daß es nicht immer unschädliches Bohnenmehl ist, aber mit der nämlichen rätselhaften Vermischung von Arbeit und Täuschung, innerer Hohlheit und äußerm Erfolg, Unsinn und weisem Betriebe, bis der Herbstwind der Zeit alles hinwegfegt und auf dem Blachfelde nichts übrigläßt als hier einen Vermögensrest, dort ein verfallendes Haus, dessen Erben nicht mehr zu sagen wissen, wie es vordem entstanden, oder es nicht zu sagen lieben.
    Will ich nun, grübelte ich weiter, ein Beispiel wirkungsreicher Arbeit, die zugleich ein wahres und vernünftiges Leben ist, betrachten, so ist es das Leben und Wirken Friedrich Schillers. Dieser, aus dem Kreise hinausfliehend, zu welchem Familie und Landherr ihn bestimmt, alles im Stiche lassend, was ihn nach ihrem Willen beglücken sollte, stellte sich in früher Jugend auf eigene Faust, nur das tuend, was er nicht lassen konnte, und schaffte sich sogar durch eine Ausschweifung, eine überschwengliche und wilde Räubergeschichte, Luft und Licht; aber sobald er dies gewonnen, veredelte er sich unablässig von innen heraus, und sein Leben wurde nichts anderes als die Erfüllung seines innersten Wesens, die folgerechte kristallinische Arbeit des Idealen, das in ihm und seiner Zeit lag. Und dieses einfach fleißige Dasein verschaffte ihm endlich alles, was seinem persönlichen Wesen genügte. Denn da er, mit Respekt zu melden, ein gelehrter Stubensitzer war, so lag es eben nicht in ihm, ein reicher und glänzender Weltmann zu sein. Eine kleine Abweichung in seinem leiblichen und geistigen Wesen, die eben nicht Schillerisch war, und er wäre es auch geworden. Aber nach seinem Tode erst, kann man sagen, begann sein ehrliches, klares und wahres Arbeitsleben seine Wirkung und seine Erwerbsfähigkeit zu äußern, und wenn man ganz absieht von der geistigen Erbschaft, die er hinterlassen, so muß man erstaunen über die materielle Bewegung, über den bloß leiblichen Nutzen, den er durch das treue Hervorkehren seiner Ideale hinterließ. So weit die deutsche Sprache reicht, sind in den Städten nicht viele Häuser, in welchen seine Werke nicht stehen, und auf den Dörfern sind sie wenigstens in einem oder zwei Häusern zu finden. Je weiter aber die Bildung der Nation sich verbreitet, desto größer wird diese Vervielfältigung werden und zuletzt in die niederste Hütte dringen.
    Hundert Gewinnhungrige lauern nur auf das Erlöschen des Privilegiums, um die edle Lebensarbeit Schillers so massenhaft und wohlfeil zu verbreiten wie die Bibel, und der umfangreiche Nutzverkehr, der während der ersten Hälfte eines Jahrhunderts stattgefunden, wird während der zweiten Hälfte um das Doppelte wachsen. Welch eine Menge von Papiermachern, Druckersleuten, Verkäufern, Angestellten, Laufburschen, Lederhändlern, Buchbindern verdienten und werden ihr Brot noch verdienen. Dies ist, im Gegensatze zu der Revalenta arabica manches Treibens, auch eine Bewegung und doch nur die rohe Schale eines süßen Kernes, eines unvergänglichen nationalen Gutes.
    Das war ein einheitliches organisches Dasein; Leben und Denken, Arbeit und Geist dieselbe Bewegung. Aber es gibt doch auch ein getrenntes, gewissermaßen unorganisches Leben von gleicher Ehrlichkeit und Friedensfülle: das ist, wenn einer täglich ein bescheidenes dunkles Werk verrichtet, um die stille Sicherheit für ein freies Denken zu gewinnen, Spinoza, der optische Gläser schleift. Aber schon bei Rousseau, der Noten schreibt, verzerrt sich das gleiche Verhältnis ins Widerwärtige, da er weder Frieden noch Stille darin sucht, vielmehr sich wie die anderen quält, er mag sein, wo er will.
    Was ist nun zu tun? Wo liegt das Gesetz der Arbeit und die Erwerbsehre, und wo decken sie sich?
    Dergestalt spintisierte ich über etwas, worin ich zunächst gar keine Wahl hatte; denn die Not und der Ernst des Lebens standen zum ersten Mal wirklich vor der Türe. Das fiel mir auch endlich ein; ich gedachte auch jener Spinne, die ihr zerstörtes Netz von neuem herstellte, und sagte mir, indem ich mich erhob Es hilft nichts, ich muß wieder anfangen! Ich sah mich unter meinen Habseligkeiten um und suchte nach Gegenständen, welche zu einer zierlich bunten Behandlung in anspruchslosen kleinen Schildereien geeignet schienen.
    Nichts Minderes führte ich plötzlich im Sinne, als eine derartige Praktik aufzutun, welche sich, wie ich wähnte, jederzeit beiseite legen ließ. Es handelte sich nicht um jene höhere Schönmalerei, wie sie der Motive

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