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Der gruene Heinrich [Zweite Fassung]

Der gruene Heinrich [Zweite Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Zweite Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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Herren Schmalhöfer im ganzen bezahlt haben!«
    »Sehen Sie«, sagte der Graf, »das ist vernünftig gesprochen! Ich kann Ihnen gleich sagen, daß ich dem Trödler für die Sachen, die Kartons mit eingeschlossen, dreihundertundzweiundfünfzig Gulden und achtundvierzig Kreuzer bezahlt habe.«
    »Dann hat er wirklich nicht so viel verdient, wie ich gedacht«, versetzte ich, »da ich ungefähr die Hälfte dieser Summe erhalten habe.«
    »Das macht, er hat sich eben auf diesen Zweig seines blühenden Geschäftes nicht sonderlich verstanden! Um aber auf die Kartons zurückzukommen, die Sie beinah vernichtet haben, so verhandeln wir dieselben später, wann sie wiederhergestellt sind. Jetzt zählen wir den Inhalt der Mappe ab, damit Sie, wenn wir zu Tisch sitzen, Ihr Vermögen kennen und der Sorge dieses Tages ledig sind!«
    Ich errichtete nun zwei Haufen für die leichtere und schwerere Ware und warf die Blätter nach ihrer Beschaffenheit ohne langes Besinnen auf einen derselben. Der Graf rettete mehrmals ein zu leicht erfundenes Blatt und legte es auf die bessere Seite. Am Ende wurden beide Haufen gezählt und berechnet, worauf der Mann sich in ein inneres Zimmer begab und mit der Summe, die über anderthalbtausend Gulden anstieg, zurückkehrte. Er legte sie in Gold aufgezählt vor mich hin; ich dankte ihm mit freudeheißem Gesicht, zog mein Lederbeutelchen hervor, in welchem das kümmerliche Reisegeldchen weilte, nahm dieses heraus und tat das Gold hinein, von dem der Beutel ganz rund anschwellte. Ich wußte nun, daß ich in bessern Umständen nach Hause gehen und der Mutter einen Teil des für mich Geopferten wiederbringen konnte.
    »Wie ist Ihnen jetzt zu Mut?« sagte der Graf, als er meine frohe Zufriedenheit bemerkte, da ich eine wirkliche Handvoll jenes Traumgoldes in der Tasche barg; »fahlen Sie nicht die Lust, abermals umzukehren und die Sache doch noch ein Weilchen fortzusetzen? Denn nach diesem Anfang, den herbeizuführen mir vergönnt ist, kann ja die Wendung zum Bessern leicht ihren Fortgang haben!«
    »Nein, das wird sie nicht! Dazu trägt mir das ganze Abenteuer zu sehr das Gepräge einer Einzigkeit, die sich nicht wiederholt. Auch liegt mein Entschluß bereits in einer tieferen Schicht als in derjenigen des leidlichen Fortkommens; ich habe bessere Leute gesehen, als ich bin, die ihn ausgeführt haben, mitten in lohnender Tätigkeit, weil ihre Seele eben nicht recht dabei war.«
    Ich erzählte ihm die Geschichte von Erikson und Lys. Er schüttelte aber den Kopf und meinte: »Diese Fälle sind ja unter sich verschieden und beide wieder von dem Ihrigen! Allerdings sind auch Sie nicht einfach ein dummer Pfuscher, und wären Sie ein solcher, so hätte das Verlassen des Berufes gar keine Bedeutung und könnte uns hier nicht weiter beschäftigen. Allerdings, ich gestehe es, gefällt es mir unter Umständen sehr wohl und erscheint mir als ein Zug geistiger Kraft, ein Handwerk, das man versteht, durchschaut und empfindet, wegzuwerfen, weil es uns nicht zu erfüllen vermag. Allein Sie haben sich, wie mich dünkt, noch nicht genug geprüft. Gerade weil Sie die äußere Höhe, die Sicherheit jener beiden Männer noch nicht erreicht haben, scheinen Sie mir noch nicht berechtigt zu sein, den stolzen Schritt der Resignation zu tun!«
    Ich lachte, indem ich an die Kostspieligkeit eines derartigen Verfahrens für meine Umstände dachte, sagte aber hievon nichts, sondern bemerkte bloß: »Sie täuschen sich, Herr Graf! Ich habe meinen bescheidenen Höhepunkt erreicht und kann wirklich nichts Besseres machen; ich würde auch unter günstigeren Verhältnissen höchstens ein dilettantischer Akademist werden, der etwas Absonderliches vorstellen will und nicht in Welt und Zeit paßt!«
    »Nicht so! Ich sage Ihnen, es war nur Ihr guter Instinkt, der Sie nicht das Gewünschte zuweg bringen ließ. Ein Mensch, der zum Bessern taugt, macht das Schlechtere immer schlecht, solang er es gezwungen macht. Denn nur das Höchste, was er überhaupt hervorbringen kann, macht der Unbefangene recht; in allem andern macht er Unsinn und Dummheiten. Ein anderes ist es, wenn er aus purem Übermut das Beschränktere wieder vornimmt, da mag es ihm spielend gelingen. Und dies wollen wir, denk ich, noch versuchen! Sie müssen nicht so jämmerlich davonlaufen, sondern mit gutem Anstand von dem Handwerk Ihrer Jugend scheiden, daß keiner Ihnen ein schiefes Gesicht nachschneiden kann! Auch was wir aufgeben, müssen wir mit freier Wahl aufgeben, nicht wie

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