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Der gruene Heinrich [Zweite Fassung]

Der gruene Heinrich [Zweite Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Zweite Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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viel anders beschaffen sein mochte.
    Die Bilder wurden an Erikson abgesandt. In meinem Briefe, den ich wegen zu vollen Herzens nicht so ausführlich schrieb, wie er wünschte, bat ich ihn, er möge die Kaufsumme mir in die Heimat schicken, wohin ich abzugehen im Begriffe sei; so brachte ich also nicht nur eine für meine bisherigen Verhältnisse ansehnliche Barschaft mit nach Hause, sondern auch ausstehendes Guthaben, dessen Eingang aus weiter Ferne, nachdem ich selbst so wohlbehalten angekommen und das erste Aufsehen vorüber war, von erfreulichster Wirkung sein mußte.
    Allein als ob das unglückliche Träumen von Gold und Gut im kleinen zur Wahrheit werden wollte, war es hiemit noch nicht genug. Nachdem mein neuer Aufenthalt den Behörden bekannt geworden und eben wieder zu Ende gehen sollte, erhielt ich eine gerichtliche Vorladung, um gewisse Eröffnungen entgegenzunehmen. Schon früher hatte ich meinem alten freundlichen Trödelmännchen Joseph Schmalhöfer einen Besuch abstatten wollen, seine dunkle Behausung jedoch verschlossen gefunden und erfahren, daß der einsame Mensch seit vielen Wochen tot sei. Zu meinem großen Erstaunen wurde mir jetzt auf der Gerichtskanzlei mitgeteilt, daß der Alte, der keine Erben hinterließ, sein nicht ganz unbeträchtliches Vermögen einer wohltätigen Stiftung vergabt und meine Person in seinem letzten Willen mit einem Legate von viertausend Gulden bedacht habe. Sofern ich mich nun darüber ausweisen könne, daß ich wirklich die von dem Legator gemeinte Person sei, so liege die genannte Summe zur Auszahlung bereit, nachdem alle bisherigen Erkundigungen nutzlos geblieben seien. Es handle sich namentlich um die Frage, ob ich derjenige wäre, der dem Verstorbenen eine größere Zahl gewisser Handzeichnungen usw. verkauft und bei Gelegenheit einer fürstlichen Vermählungsfeier Fahnenstangen angestrichen habe.
    Den durchschlagendsten Nachweis konnte der Graf mit zwei Worten leisten, soweit es die Zeichnungen betraf, und für das übrige genügte seine Glaubwürdigkeit dem Gerichtsbeamten vollkommen, als er erklärte, der, welcher die Stecken bemalt, könne kein anderer sein als ich.
    Also wurden mir vier öffentliche Schuldtitel von je tausend Gulden aushingegeben; der Graf verkaufte dieselben und besorgte mir gute Wechsel für den Betrag, so daß ich nun mit Vermögensteilen in dreifacher Form ausgestattet war mit barem Gelde, mit Forderungen und mit Wechseln.
    »Wenn jetzt nur nicht der dicke Tell mit seinem Pfeil und das Kirchendach kommt!« sagte ich, als wir an der Mittagstafel unseres Gasthofes saßen, wo ich zum Überflusse auch noch der Gast des Grafen war; »ich muß trachten, daß ich fortkomme, sonst zerfließt mir das viele unnatürliche Glück zuletzt doch noch zu einem Traum!«
    Ich fühlte mich in der Tat ordentlich beklemmt und fing an, dem Glückswandel nicht mehr recht zu trauen.
    »Was spintisieren Sie mir wieder über der Kümmerlichkeit!« sagte der Graf; »bei allem, was Sie nun besitzen und was Ihnen so ungeheuer erscheint, ist nicht ein Pfennig, dessen rechtmäßige Quelle Sie nicht in sich selbst zu suchen haben! Und wie können Sie von Traum und Glücksfall reden, wo Sie gegenüber den paar Gulden mit Ihren schönen Jahren so im Verluste sind?«
    »Aber die Geschichte mit dem Legat ist doch gewiß das reine Glücksabenteuer!«
    »Auch dies nicht! Auch sie hat ihre Wurzel nur in Ihnen selbst! Ich habe vergessen, Ihnen ein beschriebenes Papier zu geben, das sich in den Falten eines der Schuldbriefe gefunden hat, als ich die Werttitel meinem Bankier brachte. Hier ist der Zettel, den der Alte Ihnen hinterließ!«
    Der Graf gab mir ein Fetzchen Papier, auf welchem mit der mir bekannten unbehilflichen Handschrift des Trödlers, die zudem von eingetretener Körperschwäche noch verschlimmert sein mochte, zu lesen : »Du bist nicht wieder zu mir gekommen, mein Söhnchen, und ich weiß nicht, wo Du zu finden bist. Ich möchte aber, weil ich fürchte, daß der Tod mich bei kurzen Tagen in meinem Kram heimsucht, Dir etwas erweisen und zuwenden, was ich nachher doch nicht mehr brauchen kann, leider! Ich tu es aber, weil Du alleweile mit dem zufrieden gewesen bist, was ich Dir für Deine Malerei gegeben habe, und vornehmlich, weil Du so still und fleißig bei mir gearbeitet hast. Wenn es in Deine Hände kommt, was ich in langen Jahren erspart habe mit Geduld und Vorsicht und Dir jetzt verehren tue, so genieße es mit Gesundheit und Verstand, weil ich leider davon

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