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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Maskenball gehen? Ich kann mir auch so genau vorstellen, wie Vizekonsul Zitzerius in einem Kostüm herumstolziert. So etwas ist äußerst unkleidsam. Ich würde mich niemals so demütigen.
    An den Toren des Palasts werde ich nach Waffen durchsucht, und bevor ich auch nur die Außenbezirke betrete, in denen Zitzerius’ Büro liegt, werde ich von einem Regierungszauberer untersucht. Er überprüft, ob ich einen gefährlichen Zauber oder aggressive magische Gegenstände bei mir habe.
    »Ihr werdet nicht zum Vizekonsul vorgelassen, solange Ihr einen Schlafzauber bei Euch tragt.«
    Ich wende mich protestierend an Harrius. »Ich soll meinen Zauber aufgeben? Ich habe nicht um diesen Besuch gebeten.«
    Aber alle Proteste nützen nichts. Die Palastwache reagiert sehr empfindlich auf jeden, der nicht Mitglied der Zaubererinnung ist und einen einsetzbaren Zauber auch nur in die Nähe des Königs bringt. Der Regierungszauberer hält mir einen magisch aufgeladenen Kristall hin, den ich widerwillig umfasse. Ich spüre, wie der Schlafzauber mir durch die Hände rinnt.
    »Es kostet viel Mühe, so etwas zu memorieren, wisst Ihr das? Wird mich jetzt jemand für meinen vergeblichen Aufwand entschädigen?«
    Harrius führt mich durch marmorne Korridore zu Zitzerius’ Büro. Hier ist alles elegant. Der Boden ist blassgelb gefliest, die Wandteppiche sind Elfenarbeit, und jedes noch so kleine Fenster ist mit bunten Scheiben geschmückt. Mit Bedauern erinnere ich mich an mein feines Büro in dem feinen Gebäude, in dem ich residierte, als ich noch Hoher Ermittler im Palast war. Die Residenz des Königs ist eines der prächtigsten Bauwerke im ganzen Westen. Seine Kunstschätze übertreffen die mancher größerer Staaten, und die Gebäude seiner ranghöheren Bonzen sind ebenfalls prächtig ausgestattet. Ich interessiere mich zwar nicht sonderlich für Kunstwerke, aber ich bemerke mit einem gramvollen Stich, dass die meisten Büsten oder Statuen, die hier stehen, mehr kosten, als ich in einem Jahr verdiene. Selbst die Schreibtische der Angestellten sind aus dem dunklen Holz gedrechselt, das von den Elfeninseln importiert wird.
    Wahrscheinlich hätte ich mich bei Rhizinius’ Hochzeit nicht so sinnlos betrinken sollen, dass ich öffentliches Ärgernis erregte und umgehend gefeuert wurde. Aber ich war Rhizinius sowieso ein Dorn im Auge. Er hat nur nach einem passenden Anlass gesucht.
    Meine Visite im Büro des Vizekonsuls läuft nach einem seit langem eingespielten Muster ab. Zitzerius verdammt mich rundheraus für mein Verhalten, und ich versuche vergeblich, mich zu rechtfertigen. Jedes Mal, wenn ich für Zitzerius arbeite, gelangen wir an den Punkt, an dem er es für notwendig erachtet, mir zu erklären, dass ich eine Schande für den ganzen Stadtstaat von Turai bin. Nach einigen vorbereitenden sarkastischen Bemerkungen hat er sich so richtig mit seiner Kritik auf mich eingeschossen, auch wenn ich diesmal gar nicht für sein Büro arbeite, wie ich nebenbei einflechten kann.
    »Aber dieses Büro hat Euch das Amt des Tribunen verliehen. Unter der unmissverständlichen Bedingung, dass Ihr nicht herumlaufen und Eure Macht missbrauchen dürft.«
    »Ich würde nicht sagen, dass ich sie missbrauche. Außerdem hat Professor Toarius die seine zuerst missbraucht.«
    Zitzerius deutet mit seinem knochigen Finger auf mich. »Jede Ausübung Eurer Macht als Tribun ist ein Missbrauch. Das Amt war nur eine Täuschung, damit Ihr den Konvent der Zauberer besuchen konntet. Denkt nur daran, was passiert ist, als Ihr Prätor Raffius letzten Winter daran gehindert habt, die Bewohner aus seinen Häusern zu räumen!«
    »Daran müsst Ihr mich nicht erinnern. Der Prätor hat versucht, mich umzubringen.«
    Zitzerius lässt sich von meinem Einwand nicht aus dem Konzept bringen. Als Turais berühmtester Redner fällt es ihm leicht, einen gänzlich neuen Begriff von Missbrauch zu formulieren. Der Vizekonsul ist der Meinung, dass es nur einen Schritt von totaler Anarchie entfernt ist, wenn ein gemeiner Bürger aus ZwölfSeen sich in die Politik unseres Stadtstaats einmischt.
    »Und wer weiß, was jetzt noch alles passieren wird?«
    Ich bin nicht hier, um mit Zitzerius über Innenpolitik zu streiten, sondern ich möchte, dass er endlich zur Sache kommt, damit ich mit meinen Ermittlungen fortfahren kann.
    »Es war von vornherein keine gute Idee, Tribunen die Macht zu geben, in öffentliche Angelegenheiten eingreifen zu können. Diese Befugnis, solche Dinge vor den Senat zu

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