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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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meine Bewegung sieht, wirft es sich herum und galoppiert um die Ecke. Ich stürme hinterher, aber es ist verschwunden.
    »Blödes Vieh!«, knurre ich und renne weiter. Jetzt wird es schon auf dem Quintessenzweg sein, wo es sicher sofort von jemandem eingefangen und für viel Geld verscherbelt wird, der weit weniger bedürftig ist als ich. Wenn ich schnell genug bin, kann ich vielleicht noch einen Anteil fordern.
    Ich rase die Gasse entlang. Hitze und Durst sind vergessen, als ich auf die Hauptstraße stürme. Dort versuche ich hektisch, in alle Richtungen gleichzeitig zu schauen.
    »Es ist meins, ich hab’s zuerst gesehen, Ihr miesen Hunde!«, schreie ich. Ich schwinge mein Schwert, um jeden zu entmutigen, der sich vielleicht in diesen lukrativen Handel drängen will.
    Zwei Frauen an einem Wassermelonenstand starren mich verwirrt an.
    »Was ist deins?«, fragt mich eine.
    »Das Einhorn. Wo ist es hingelaufen?«
    Die Frauen lachen und können sich gar nicht mehr beruhigen. Anscheinend sind meine Worte das Lustigste, was sie seit langem gehört haben. Dabei stehe ich direkt an der Einmündung zu der Gasse. Es kann nur hier herausgekommen sein. Ich stelle die Wassermelonenverkäuferinnen zur Rede.
    »Ist aus dieser Gasse eben etwa kein Einhorn gekommen?«
    Sie schauen mich an, und ihre Blicke wirken irgendwie mitleidig.
    »Boah«, sagt eine.
    »Ein ganz schwerer Fall«, stimmt ihre Freundin ihr zu.
    Ich sehe mich wütend um. Abgesehen von einigen Leuten, die den Verrückten anglotzen, der von Einhörnern faselt, zeigt niemand im Quintessenzweg Zeichen unnormaler Aktivität. Es ist ziemlich offenkundig, dass sich hier in letzter Zeit kein einhörniges Fabelwesen gezeigt hat. Also ist es einfach um die Ecke gebogen und verschwunden.
    Mir wird klar, dass jemand mich hereingelegt hat. Ein Zauberlehrling, der gerade nichts Besseres zu tun hatte, höchstwahrscheinlich. Er wird es büßen, falls ich ihn je erwische.
    »Gut, dann nehme ich eine Wassermelone«, sage ich zu den Frauen.
    Ich esse die Frucht auf der Straße und erhole mich von der Anstrengung. Was habe ich mir bloß dabei gedacht, einer offensichtlichen Täuschung nachzulaufen? Ich muss verrückt geworden sein. Ganze Scharen von Flugratten hocken reglos auf den Dächern. Sie sind bedauerlicherweise sehr real. Diese kleinen schwarzen Aasfresser verbringen ihre Zeit damit, die Abfälle vom Markt zu fressen, aber die entsetzliche Hitze macht selbst ihnen das Überleben schwer. Bei meiner Rückkehr wartet Makri bereits in meinem Büro auf mich. Ich erzähle ihr nichts von dem Einhorn.
    »Weißt du, dass ich aufstehen und vor dem ganzen Kurs eine Rede halten muss?«
    »Ich glaube, das hast du schon erwähnt.«
    »Ich muss vor alle treten und eine öffentliche Rede halten.«
    »Das sagtest du schon.«
    »Aber jetzt ist es noch viel schlimmer geworden. Ich muss aufstehen und vor einem Kurs von Leuten reden, die mich alle für eine Diebin halten! Ist das fair?«
    Wenn Makri schlechte Laune hat, neigen ihre Hände dazu, immer wieder in die Nähe ihrer Schwerter zu kommen, vielmehr an die Stelle, wo sie sich befinden, wenn sie welche trägt. Das geschieht jetzt auch, aber sie hat nur ihr Kettendress an, und ansonsten ist sie unbewaffnet. Die Hitze treibt ihr den Schweiß aus allen Poren, und er rinnt ihr über den Körper. Ich muss wohl akzeptieren, dass dem niederen Volk von ZwölfSeen dieser Anblick gefällt.
    »Hast du schon Beweise für meine Unschuld gefunden? Nein? Warum nicht?«
    »Ich hatte anderes zu tun.«
    »Wird es noch lange dauern?«
    »Ich ermittele in einem sehr wichtigen Fall, Makri. Er ist lebenswichtig für die ganze Stadt. Und überall stolpere ich über Leichen.«
    »Wie viele Leichen?«
    »Neun.«
    Makri spitzt die Lippen. »Ich habe auf vierzehn gewettet. Glaubst du, dass ich erhöhen sollte?«
    »Verschon mich bitte damit.«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Also bin ich nicht so wichtig wie dieser andere Fall?«
    »Nein«, antworte ich.
    »Warum nicht?«
    »Weil dieser andere Fall eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung darstellt!«, bricht es aus mir heraus. »Und außerdem werde ich dafür bezahlt!«
    »Fein!«, schreit Makri zurück. »Als ich dir letzten Winter das Leben gerettet habe, als dieser Kerl mit dem magischen Schwert dich angegriffen hat, habe ich nicht lange gefragt, ob ich bezahlt werde oder nicht. Ich habe nicht gewartet, um mich erst nach einer möglichen Entschädigung zu erkundigen, sondern habe mich einfach in den Kampf

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