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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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ich ihre Unschuld beweise, wird sie davon Abstand nehmen, alle Dozenten und Studenten der Innungshochschule abzuschlachten, die ihr gerade vor die Klinge springen. Ich nehme an, dass man dies ein Arrangement nennen kann.«
    Zitzerius ist zwar nicht sonderlich glücklich, aber er befindet sich in einer höchst unangenehmen Lage. Er bringt es nicht über sich, ausgesprochen ungerecht zu handeln, und selbst wenn er das wollte, hätte er keine Möglichkeit, mein Votum als Tribun zu umgehen. Nur ich selbst könnte es aufheben, und ich habe soeben sehr deutlich gemacht, dass ich nicht im Traum daran denke.
    »Einverstanden«, sagt er schließlich. »Ihr könnt mit Eurer Untersuchung fortfahren. Und wenn die Angelegenheit tatsächlich vor einen Untersuchungsausschuss des Senates kommt, werde ich dafür sorgen, dass sie gründlich überprüft wird. Aber ich warne Euch: Sollte es irgendwelche politischen Hintergedanken bei Euren Handlungen geben und sollten Senator Lohdius und seine oppositionelle Partei Euch erneut zum Werkzeug für ihre Machenschaften gegen die Regierung machen können, werde ich persönlich Eure Lizenz als Detektiv einziehen. In Anbetracht Eurer Vergangenheit wäre das vollkommen angemessen.«
    Ich habe nichts weiter zu sagen und will aufbrechen.
    »Einen Moment noch«, sagt Zitzerius. »Warum hat Lisutaris, die Herrin des Himmels, Euch besucht?«
    »Wieso wollt Ihr das wissen?«
    »Lisutaris ist die Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung und eine Persönlichkeit größten öffentlichen Interesses für diesen Stadtstaat. Wenn sie in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt, möchte ich das natürlich erfahren.«
    »Wenn sie in Schwierigkeiten stecken würde und mich um Rat gefragt hätte, würde ich Euch das wohl kaum auf die Nase binden. Ich respektiere immer das Vertrauensverhältnis zu meinen Klienten. Aber sie hat nicht mich besucht, sondern Makri.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Sie hat sie zu ihrem Ball eingeladen.«
    Das überrascht Zitzerius. Noch vor zwanzig Jahren hätte man einer Frau wie Makri niemals gestattet, an einem solchen gesellschaftlichen Ereignis teilzunehmen.
    »Also achtet besser darauf, wem Ihr des Nachts über den Weg lauft. Wenn es eine wahnsinnig aussehende Frau mit einer Axt ist, solltet Ihr sie nicht auf die Innungshochschule ansprechen.«
    Ich gehe und lasse einen Zitzerius zurück, der über die Laschheit der Manieren im modernen Turai höchst erbost ist. Während ein Zauberer den Bann murmelt, der mich aus dem Gebäude herauslässt, überlege ich, welches Kostüm unser Vizekonsul wohl für den Ball auswählen wird. Ich kann ihn mir einfach nicht in einer verrückten Verkleidung vorstellen.

8. KAPITEL
    In ZwölfSeen nehme ich die Abkürzung durch die Sankt-Rominius-Gasse. Es ist mir egal, dass auf diesem dunklen Weg jede Menge Boahhändler ihrem Gewerbe nachgehen. Sollten sie mich belästigen, werden sie es bitter bereuen. Ich bekomme jedoch keine Boahhändler zu Gesicht, dafür aber ein Einhorn. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und starre es verblüfft an. In Turai stößt man normalerweise nicht auf Einhörner. Man kann gelegentlich welchen im Magischen Raum begegnen, der nur mithilfe von Zauberei besucht werden kann. In der realen Welt tauchen Einhörner dagegen nur an sehr wenigen Orten auf, von denen jeder eine große mystische Bedeutung hat. Zum Beispiel der Feenhain, der tief verborgen in den Wäldern liegt, die Turai von den Ödlanden trennen. Dort laufen einige von diesen einhörnigen Wesen herum, und angeblich gibt es eine ganze Herde von ihnen weit entfernt im Weitesten Westen. Ansonsten muss man sich auf eine der entlegeneren Elfeninseln begeben, wenn man eins zu Gesicht bekommen will. Wo auch immer man erwartet, auf ein Einhorn zu stoßen, eine laute, geschäftige, schmutzige Straße in Turai rangiert jedenfalls ganz unten auf dieser Liste. So etwas ist für eine so verfeinerte Rasse ein Gräuel.
    Und doch steht es da, schneeweiß, mit einem goldenen Horn, auf dieser schäbigen Gasse, und beäugt mich, als wäre es das Normalste von der Welt. Beim Anblick dieses Fabelwesens durchzuckt mich der Gedanke, dass ich es für einen stattlichen Profit an den Zoo des Königs verschachern könnte, falls es mir gelänge, es zu fangen. In dem Zoo herrscht akuter Mangel an Fabelwesen, seit der Drache vor ein oder zwei Jahren zerhackt worden ist.
    »Braves Einhorn«, sage ich beruhigend und strecke die Hand aus. Vorsichtig mache ich einen Schritt auf das Tier zu. Als das Einhorn

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