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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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mir der Name bekannt vor. Wer hat ihn engagiert?«
    Kahlius will mir nicht erzählen, wer Demanius engagiert hat, und er will ebenfalls nicht verraten, woher er weiß, dass Demanius an etwas arbeitet, das Lisutaris betrifft. Trotzdem halte ich seine Informationen für verlässlich. Das Büro des Konsuls hat seinen eigenen, höchst effizienten Nachrichtendienst. Es bestürzt mich, dass sechs weitere Männer ums Leben gekommen sind. Aber noch beunruhigender ist es, dass Demanius am Tatort war und ich nichts davon erfahren habe.
    »Es erscheint mir sehr wenig plausibel, dass sich so viele Morde bei der Suche nach einem schlichten Tagebuch ereignen können, ganz gleich, wie viele Gedichte es enthalten mag«, schließt der Konsul.
    »Ich habe mit diesen Todesfällen nichts zu tun, Konsul. Sie haben sich ereignet, als ich zufällig in der Nähe war. Natürlich führt mich die Spur des Tagesbuchs an verschiedene höchst zwielichtige Schauplätze. Es sind Orte, die man unter normalen Umständen nur sehr ungern besuchen möchte, aber als Detektiv hat man keine Wahl. Meiner Meinung nach steht die Gewalt, die dort stattgefunden hat, in keiner Weise mit mir in Verbindung. Oder mit Lisutaris.«
    Kahlius trägt einen Goldreif am Mittelfinger seiner rechten Hand. Es ist ein offizieller Siegelring, eines der Embleme, die sein Amt als Oberster Repräsentant des Königs unterstreicht. Er betastet ihn nachdenklich.
    »Sollte ich herausfinden, dass Ihr mich belügt, Detektiv, dann werdet Ihr dafür bestraft werden.«
    Ich versichere ihm, dass ich nicht lüge. Ich habe es eilig, weiterzukommen, aber Kahlius ist noch nicht mit mir fertig.
    »Als Zitzerius Euch zu einem Tribun ernannte, hat er meines Wissens unmissverständlich klargemacht, dass diese Ernennung nur ehrenhalber stattgefunden hat.«
    »Das hat er.«
    »Und trotzdem benutzt Ihr die Macht des Tribunats gegen den ausdrücklichen Willen der Regierung.«
    Es ist sinnlos, in diesem Punkt Lügen zu erzählen.
    »Ich hatte das Gefühl, dass es berechtigt war«, erwidere ich.
    »Gab es nicht einen Mordanschlag auf Euch, als Ihr das letzte Mal diese Macht eingesetzt habt?«
    »Das stimmt.«
    »Ich hätte gedacht, dass dieses eine Mal genügt, um Euren Enthusiasmus zu bremsen«, meint Kahlius. »Jemand wie Ihr hat sich nicht in die Politik dieser Stadt einzumischen. Seid gewarnt. Eure Machtbefugnisse sind rein symbolisch. Wenn Ihr wegen Eurer Aktionen in Schwierigkeiten geratet, wird die Regierung Euch nicht unterstützen.«
    Kahlius entlässt mich aus seiner Karosse. Sein Kutscher nimmt die Zügel auf, und sie rumpeln davon. Was für eine Art Strafe Kahlius wohl im Sinn hat? Sollte ich nicht lieber meine Sachen packen und schleunigst die Stadt verlassen? Und vor allem: Warum gibt es in Thamlin keine Tavernen? Ich brauche dringend ein Bier.
    Ich kann keinen Miet-Landauer finden, also muss ich den langen Weg zurück zur Stadtmitte zu Fuß antreten. Hier sind die Straßen nicht gepflastert, und ich schlucke den erstickenden Staub und verfluche die Hitze. Ich habe den Mond-und-Sterne-Boulevard zur Hälfte passiert, als eine andere Kutsche neben mir hält. Heute ist anscheinend der allgemeine »Wir-suchen-Thraxas-in-der-Kutsche«-Tag. Lisutaris öffnet den Verschlag und winkt mich hinein. Ihre Mitfahrgelegenheit ist luxuriös eingerichtet, aber es riecht ziemlich nach Thazis.
    »Habt Ihr mich mit einem Zauber gefunden?«
    Sie nickt. »Ich glaube, ich habe das Medaillon aufgespürt.«
    »Sehr gut. Der Konsul vermutet nämlich, dass Ihr es verloren habt.« Ich schildere ihr meine Begegnung mit ihm. Lisutaris ist fassungslos, und nicht zuletzt deswegen, weil ich dem Konsul den Bären aufgebunden habe, dass sie Liebesgedichte schreibt. Ihre vornehmen Gesichtszüge verzerren sich höchst pikiert.
    »Hättet Ihr Euch nicht etwas Überzeugenderes ausdenken können?«
    »Ich hatte keine Zeit, lange nachzudenken. Außerdem ist es nicht so unglaubwürdig. Zauberer hätscheln gelegentlich eine poetische Ader. Und Ihr habt nie geheiratet. Wer weiß, ob Ihr Euch nicht heimlich nach jemandem verzehrt?«
    »Allmählich fange ich an zu glauben, dass Harmonius AlpElfs Einschätzung Eurer Person ganz richtig gewesen ist.«
    »Harmonius? Was hat er gesagt?«
    »Dass Ihr ein Schwachsinniger seid.«
    Lisutaris sieht mich an, als läge ihr noch jede Menge zu diesem Thema auf der Zunge, aber in diesem Moment ertönt der Ruf zum Sabbab, dem Nachmittagsgebet, in der Stadt. Es ist eine gesetzliche Vorschrift für

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