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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Leben. Wodurch sie die Alleinerbin des riesigen Familienvermögens wurde. Seitdem erfüllt sie ihre Doppelrolle als Mitglied des Hochadels und mächtige Zauberin ohne allzu viel Skandale, und das in einer Stadt, die über das Ungewöhnliche sofort die Nase rümpft. Ihr erstklassiger Leumund während des Krieges schützt sie noch vor jeder Kritik, obwohl ihr enormer Konsum von Thazis ihren Adelsgenossen bekannt sein muss. Der Berühmte und Wahrheitsgetreue Chronist hat gelegentlich einige schneidende Seitenhiebe über ihre Ehelosigkeit gelandet, aber selbst das wird bei einer Zauberin als nicht so ungewöhnlich betrachtet. Zauberern sieht man selbst ein hohes Maß an Exzentrik nach, vor allem einer Zauberin, die ganze Regimenter von Orgks mit ihren Zaubersprüchen durch die Luft gewirbelt hat. Zudem hat ihre kürzliche Wahl zur Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung Turai viel Ehre gemacht. Da sich unter diesem Dachverband die meisten Zauberer des Weiten Westens versammeln, bringt es auch ein bisschen mehr Sicherheit für unsere Stadt mit sich.
    Unsere Kutsche hält neben einem großen Lagerhaus, das nicht weit vom Hafen entfernt liegt.
    »Sarin ist da drin«, erklärt Lisutaris.
    Ich schenke mir die Frage, woher sie das weiß. Lisutaris hat eine Macht des Sehens, die ich nicht einmal annähernd erreichen könnte, selbst wenn ich mein ganzes Leben studiert hätte. »Schön«, sage ich. »Wie kommen wir an den Zentauren vorbei?«
    »Zentauren?«
    In diesem Augenblick biegen drei Zentauren um die Ecke. Es sind Wesen, halb Mensch, halb Pferd, die in Turai so gut wie nie gesehen werden. Sie sind noch seltener als Einhörner. Ich habe einige im Feenhain getroffen, aber abgesehen von diesem Ort weiß ich nicht, ob sie noch irgendwo auf der Welt existieren. Wir starren sie an. Unsere Münder stehen mehr oder weniger weit offen.
    »Sie können nicht hier sein«, sagt Lisutaris. »Ein Zentaur würde diese Stadt niemals besuchen.«
    »Und wenn, dann würden sie sich bestimmt nicht ausgerechnet nach ZwölfSeen verirren.«
    »Die menschliche Umgebung ist ihnen ein ausgesprochenes Gräuel.«
    Während wir zusehen, wie die Zentauren vor dem Lagerhaus stehen bleiben, überlege ich, ob ich nicht besser mein Schwert ziehen sollte. Zentauren können ziemlich grob werden, wenn man sie aufschreckt. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe sie kämpfen sehen. Aber sie schenken uns keine Aufmerksamkeit, sondern traben weiter um das Lagerhaus herum und verschwinden schließlich um die nächste Ecke. Ihre Menschenköpfe recken sie stolz empor, und die Pferdeschwänze peitschen hinter ihnen die Luft.
    Wir biegen vorsichtig um die Ecke des Lagerhauses und sehen uns um. Keine Zentauren zu sehen.
    »Sie können nicht so einfach verschwunden sein«, murmelt Lisutaris. »Ich sollte die Behörden verständigen.«
    »Es gibt keine Hufspuren.«
    »Was?«
    »Sie haben keine Spuren hinterlassen. Echte Zentauren hätten jede Menge Spuren im Staub gemacht. Es war eine Art Erscheinung. Ist hier Zauberei benutzt worden?«
    »Ja«, bestätigt Lisutaris kurz darauf meinen Verdacht. »Aber ich bin nicht sicher, welche Art oder von wem.«
    Drei geheimnisvolle Zentauren sind eigentlich interessant genug, aber wir haben hier etwas anderes zu erledigen. Ich schlage vor, dass wir das Warenhaus untersuchen, bevor sich Sarin ebenfalls in Luft auflösen kann. Drinnen ist es dunkel. Lisutaris zieht einen kurzen Stab aus ihrem Mantel, murmelt ein Machtwort, und das Licht aus dem Stab erhellt selbst den letzten Winkel des Gebäudes. Überall stehen Kisten und Kästen herum.
    »Sie ist oben«, meint Lisutaris.
    Ich folge ihr eine Holztreppe hinauf und halte dabei die ganze Zeit scharf nach Sarin der Gnadenlosen Ausschau.
    »Sie ist tödlich mit ihrer Armbrust«, flüstere ich.
    »Ich beschütze Euch«, erwidert Lisutaris ebenfalls flüsternd.
    Ich hatte das eher als Warnung gemeint denn als Bitte um Schutz, sage aber nichts mehr. Ich mache mir eher Sorgen wegen des Mächtigen Nutzers der Magie, der laut Lisutaris zu uns unterwegs ist. Man weiß nie, wer gerade den einen Zauberspruch bei sich trägt, der den eigenen Schutzzauber durchdringt.
    Wir steigen einen langen Weg hinauf. In dem Lagerhaus ist es so heiß wie in der orgkischen Hölle. Bei der dritten Treppe rinnt mir der Schweiß unter meinem Wams den Rücken hinunter. Meine Intuition droht überzuschnappen, nachdem sie bereits von den Zentauren angefacht wurde. Gefahr ist im Verzug. Lisutaris dämmt das Licht ihres

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