Der gruene Stein
gedrängt, und ich versuche, mich durchzuschlagen. Meine Klientin ist da oben, kämpft mit Georgius Drachentöter und Sarin der Gnadenlosen, und ich sollte wohl bei ihr sein.
Als vier Bewaffnete des Freundeskreises mir mit gezückten Schwertern den Weg versperren, schießt mir kurz durch den Kopf, wie schön es wäre, Makri an meiner Seite zu haben. Allerdings würde sie vermutlich sowohl die Palastwache als auch meine Gegner abschlachten und so die ganze Sache nur noch verschlimmern. Makri kann sich einfach nicht beherrschen, wenn sie ihre Axt erst mal ausgepackt hat.
Aber ich bin auch so nicht allein. Demanius taucht an meiner Seite auf, und wir stellen uns gemeinsam unseren Feinden. Der Freundeskreis ist hier weit von seinem Territorium entfernt. Es ist gefährlich für dessen Mitglieder, sich südlich über den Fluss zu wagen, wo die Bruderschaft ihr Zepter schwingt. Ich vermute, dass diese Schläger am liebsten so schnell wie möglich verschwinden würden, da sie jetzt erkennen müssen, dass ihr Plan fehlgeschlagen ist. Ich will ihnen gerade die Gelegenheit dazu geben und damit ein großes Gemetzel vermeiden, als hinter mir die Pfeife eines Zivilgardisten ertönt. Ich riskiere einen Blick zurück. Zwanzig Zivilgardisten unter der Leitung von Hauptmann Rallig stürmen in das Lagerhaus.
Die Kämpfer des Freundeskreises verlieren schlagartig ihr Interesse an mir, weil sie auf keinen Fall von der Zivilgarde gefasst werden wollen. Sie drehen sich um und fliehen die Treppe hinauf. Ich folge ihnen, und Demanius hat sich an meine Fersen geheftet.
Jetzt ist das Lagerhaus voller Bruderschaftsbrüder, Freundeskreisfreunde, Palastwachenwächter, Zivilgardegardisten und einem Haufen Detektive, Zauberer und mörderischer Abenteurerinnen. Also kann ich wohl behaupten, dass sich jede Geheimnistuerei um Lisutaris’ Problem hiermit erledigt hat. Als ich den zweiten Stock erreiche und Harmonius AlpElf mit wehendem Regenbogenumhang durch ein Fenster hereingesegelt kommt, wird mir klar, dass sich Lisutaris, Herrin des Himmels, wohl einer scharfen Befragung durch die Zaubererinnung gegenübersieht, falls ihr Verhör bei der Palastwache jemals endet. Natürlich nur, wenn Lisutaris überhaupt überlebt. Ich ignoriere das Kampfgetümmel und stürme die Treppe hinauf.
Ich befinde mich unmittelbar unter dem obersten Stockwerk, als ein Blitz aufflammt und eine Explosion das Gebäude erschüttert. Holz und Steine regnen mir auf den Kopf. Die Bodendielen knarren Furcht erregend, als magische Kräfte die Bude unnachgiebig auseinander nehmen. Überall schreien die Leute vor Panik auf, als das Lagerhaus heftig zu schwanken anfängt.
»Raus hier!«, brüllt Demanius.
Ich laufe weiter. Ich muss meine Klientin retten. Ihr magischer Zweikampf mit Georgius Drachentöter hat das Lagerhaus vernichtet, und ich kann nicht wissen, ob sie nicht bewusstlos am Boden liegt, während Sarin die Gnadenlose mit einer Armbrust auf sie zielt.
Die Wände verbiegen sich, und Holzstücke fliegen mir um die Ohren, während ich in das oberste Stockwerk des Lagerhauses stürme. Ein Feuer ist ausgebrochen, und Rauch quillt hervor und breitet sich rasch aus. Als ich endlich den letzten Raum im obersten Stock erreiche, stürzt das Dach ein. Ich werde von einem Dachsparren von den Füßen geholt, der mich auf dem Boden festnagelt. Vergeblich versuche ich, mich zu befreien.
»Thraxas?«
Lisutaris steht über mir. Sie wirkt gelassen und unbekümmert. »Ich habe Euch eine sichere Landung gewährt. Warum seid Ihr zurückgekommen?«
»Um Euch zu retten.«
Ich glaube, Lisutaris lächelt. In dem dichten Rauch kann ich das nicht genau erkennen.
»Danke«, sagt sie nur.
Die Zauberin wedelt mit der Hand. Der Dachsparren fliegt weg. Ich rapple mich mühsam hoch.
»Wir müssen hier weg!«, keuche ich. »Das Gebäude stürzt gleich in sich zusammen.«
Es gibt einen Knall, der sich anhört, als würde ein ganzes Schwadron Kriegsdrachen auf die Erde fallen, und dann bricht das Lagerhaus zusammen. Zum zweiten Mal in wenigen Minuten finde ich mich etwa dreißig Meter hoch in der Luft wieder, und habe nichts, was meinen Sturz mindern könnte.
Nichts?
Lisutaris ist neben mir. Wir schaukeln beide sanft in der Luft. Es ist ein sehr angenehmes Gefühl.
»Seid Ihr wirklich zurückgekommen, um mich zu retten?«
»Ja.«
»Das Gebäude drohte einzustürzen. Das war sehr dumm von Euch.«
»Ich habe eine Verpflichtung meinen Klienten gegenüber.«
Der Wind bläst Rauch aus den
Weitere Kostenlose Bücher