Der gruene Stein
auch hier gibt oder ob sie eigentlich ganz woanders leben. Im Gegensatz zu Einhörnern, Zentauren, Dryaden und Nymphen bin ich vorher noch nie welchen begegnet.
Harm runzelt die Stirn. »Eigentlich hätte das alles ganz einfach sein sollen. Sarin die Gnadenlose hat das Medaillon erhalten und sollte es an mich weitergeben. Ich würde die Stadt verlassen und hätte ein sehr wertvolles Geschenk für Prinz Amrag gehabt. Ich bin immer noch nicht sicher, was eigentlich schief gelaufen ist. Möglicherweise steckt Georgius dahinter. Er kennt Sarin die Gnadenlose. Vielleicht hat er früher von der ganzen Sache Wind bekommen, als ich erwartet hatte.«
»Möglicherweise dachte Sarin ja auch, dass sie von Georgius mehr Geld bekommen würde.«
»Das ist durchaus denkbar. Sie ist eine sehr tüchtige Frau. Und ich hatte schon mehrfach Grund, sie wegen ihrer Bestechlichkeit zu tadeln.«
»Von wem sollte Sarin eigentlich das Medaillon bekommen?«
»Das ist wohl der springende Punkt in Euren Ermittlungen«, erwidert Harm. »Also möchte ich Euch die Suche nicht verderben, indem ich die Lösung verrate.«
Wir sind mittlerweile wieder in die Vororte der Stadt zurückgewandert und an das kleine Tor gekommen, das von einem gelangweilten Wächter bewacht wird.
»Ich glaube, überall in Turai sterben Leute«, sinniert Harm. »Das ist ebenfalls verwirrend. Als ich von den ersten Toten erfahren habe, nahm ich an, dass sie mit dem Medaillon in Verbindung standen. Es hätte genau diese Wirkung auf den ungeübten Verstand. Aber die Todesfälle sind so weit voneinander entfernt, dass sie unmöglich alle von dem Juwel verursacht worden sein können. Es ist zwar ein magischer Gegenstand, aber es kann trotzdem nicht an mehr als einem Ort gleichzeitig sein.«
»Allerdings, Harm, das ist rätselhaft. Und wenn Ihr behauptet, dass Ihr nichts davon wisst, überzeugt Ihr mich nicht.«
Harm hebt unmerklich seine Augenbrauen, als ob er ein winziges bisschen von meiner Unterstellung irritiert ist, dass er lügt.
»Sagt mir, Detektiv, wenn Ihr zufällig über das Medaillon gestolpert wärt, wieso glaubt Ihr dann, dass Ihr nicht den Verstand verloren hättet?«
»Ich habe starke Willenskraft.«
»Glaubt Ihr wirklich? Das ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen. Sarins Beschreibung von einem Mann, der sich volltrunken in der Gosse wälzt, scheint mir nicht auf einen Menschen mit großer Willenskraft zu passen.«
»Sarin ist eine Lügnerin.«
Harm schaut auf das Meer hinaus und deutet auf einige Felsen weiter entfernt an der Küste.
»Noch drei Tote.«
»Wirklich?«
»Ich glaube, sie gehören zum Freundeskreis. Wahrscheinlich sind sie Georgius gefolgt und haben sich am Ende gegenseitig umgebracht.«
»Georgius Drachentöter«, murmelt Harm. »Ich habe ihn dreimal im Kampf besiegt, aber er scheint immer noch unerschrocken. Ich sollte das wahrscheinlich bewundern, aber allmählich wird er mir lästig. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, muss ich ihn auf jeden Fall töten.«
»Ihr seid ja schnell bei der Hand damit, Leute umzubringen, Harm.«
Harm wirkt überrascht. Am Fuß der Stadtmauer weht eine leichte Brise, in der sich Harms Umhang bauscht. Ich schwitze in der Hitze, aber dem Halb-Orgk-Zauberer scheint sie kein bisschen zuzusetzen.
»Bin ich das? Wen habe ich denn noch gedroht umzubringen?«
»Mich zum Beispiel.«
»Ich halte das für nicht sehr wahrscheinlich«, erwidert Harm. »Warum sollte ich damit drohen, Euch umzubringen? Es gibt nicht die geringste Chance, und die hat es auch niemals gegeben, dass Ihr mich davon abhalten könntet, meine Pläne auszuführen. Ihr seid mir hoffnungslos unterlegen, Thraxas. Und zwar steht Ihr so weit unter mir, dass Ihr das nicht einmal begreifen könnt, Ihr Detektiv, der bei seiner Prüfung zum Zaubergesellen gescheitert ist.« Harm lächelt sein boshaftes Lächeln. »Bitte überbringt Eurer schönen Gefährtin Makri meine Grüße. Sollte ich gezwungen sein, Turai zu verlassen, ohne Ihr vorher noch einmal zu begegnen, dann informiert sie bitte, dass ich versuchen will, sie zu retten, wenn Prinz Amrag diese Stadt auslöscht.«
Harm der Mörderische verbeugt sich höflich vor mir und geht am Fuß der Stadtmauer weiter. Ich durchquere das Tor, und sofort stürmt der Krach von ZwölfSeen auf mich ein.
Es war ein sehr informatives Gespräch. Und ein ausgesprochen höfliches. Als Harm mir klargemacht hat, dass ich es nicht wert bin, an mich einen Gedanken zu verschwenden, hat er mir seine
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