Der gruene Stein
Verachtung in der wohlgesetztesten Sprache zu verstehen gegeben. Auf meinem Weg zur Rächenden Axt bin ich sehr nachdenklich. Trotz seines überlegenen Gehabes hat Harm keine Ahnung, wo das Medaillon ist. Und er kann es auch nicht durch Zauberei finden. Was mir eine genauso gute Chance einräumt wie ihm.
Eigentlich stehen meine Chancen sogar besser. Ich bin Ermittler. Und zwar die Nummer eins am Platze, wenn es um Nachforschungen geht. Er ist nur ein sehr, sehr mächtiger Zauberer, der zufällig auch noch über ein eigenes Königreich herrscht. Vielleicht hat er wirklich große Macht, seitdem er aus dem Jenseits wiedergekehrt ist. Ich denke noch einmal über die Gerüchte nach, dass Harm angeblich schon einmal tot war. Ich hätte ihn danach fragen sollen. Allerdings kann man so ein Thema wohl nur sehr schwer beiläufig in ein Gespräch einflechten. Mir ist aufgefallen, dass er schon wieder Makri erwähnt hat. Ganz offensichtlich hat er an ihr Gefallen gefunden. Wahrscheinlich ist es schon ziemlich lange her, dass ihn das letzte Mal eine Frau ins Gesicht geschlagen hat. Und möglicherweise ist das genau der Kitzel, den er in einer Beziehung sucht. Mich beschleicht plötzlich das ungute Gefühl, dass Harms Vorstellung von einer idealen Frau einer entspricht, die er zuerst aus dem Reich der Toten zurückholen muss. In dem Fall könnte ich mir vorstellen, dass Makri einige ziemlich deutliche Einwendungen machen würde. Ich ebenfalls. Makri ist zwar eine wahre Nervensäge, aber noch bin ich nicht so weit, dass ich ihr den Tod wünsche.
Ob Harm lebt, nicht lebt oder sich irgendwo dazwischen befindet, ich werde das Medaillon finden, und wenn auch nur, um ihm in sein arrogantes Gesicht zu spucken.
Als ich das glühende, erstickende Stück Landschaft erreiche, das man Quintessenzweg nennt, fällt mir wieder ein, was Dandelion mir gestern erzählt hat. Sie hat angeblich Lichtblitze am Strand gesehen. Vielleicht hatte sie ja noch etwas Interessantes mitzuteilen gehabt, bevor ich ihr über den Mund gefahren bin. Ich suche sie in der Kaschemme und erfahre, dass sie sich oben in Makris Zimmer aufhält.
Ich klopfe an die Tür, aber niemand antwortet. Also trete ich ein. Dandelion sitzt auf dem Boden und hält ein Medaillon in ihrer Hand, das sie leicht pendeln lässt. In der silbernen Fassung befindet sich ein grünes Juwel, das die junge Frau fasziniert anstarrt.
»Gib es mir!«, schreie ich sie an.
Sie scheint in einer anderen Realität zu schweben, schüttelt den Kopf und blinzelt, als ich ihr das Medaillon entreiße und es in meinen Beutel stopfe. Ich bereite mich darauf vor, sie zu schlagen, falls sie verrückt ist, wenn sie aufwacht. Auch wenn das in ihrem Fall schwer zu unterscheiden ist.
»Hübsche Farben.«
»Ja. Schön bunt, nicht?«
Dandelion lächelt, legt sich auf den Boden und schläft augenblicklich ein. Sie sieht nicht so aus, als habe sie etwas Gewalttätiges im Sinn. Ich bin verwirrt. Alle anderen, die in das Juwel starrten, haben sich in bösartige Wahnsinnige verwandelt. Vielleicht muss man aber bereits eine Neigung dazu haben, die von dem Juwel nur verstärkt wird. Möglicherweise macht es einen nicht verrückt, wenn man Blumen und Delfine mag.
Ich lasse Dandelion ihren Rausch ausschlafen. In meinem Zimmer überlege ich, was ich mit dem Schmuckstück anfangen soll. Ich empfinde einen beinah übermächtigen Drang, hineinzusehen, nur, um auszuprobieren, wie es sich anfühlt. Mit viel Mühe reiße ich mich zusammen und werfe das Schmuckstück in meine Schreibtischschublade.
Ich habe das Medaillon wiederbeschafft. Gute Arbeit, auch wenn ich mich damit selbst lobe. Eigentlich war es vor allem eine gehörige Portion Glück, selbst wenn ich das niemand gegenüber zugeben würde. Ich habe einfach nur darauf gewartet, bis Dandelion an den verseuchten Strand hinunterspaziert und Harm dem Mörderischen das Schmuckstück unter der Nase wegschnappt.
Was soll ich jetzt tun? Das Medaillon kann nicht hier bleiben. Das wäre viel zu riskant. Ich sollte es so schnell wie möglich Lisutaris zurückgeben. Für einen kleinen Abstecher an den Tresen und ein Bier ist aber noch Zeit. Bei der Gelegenheit bitte ich Ghurd, ab und an nach Dandelion zu sehen und sich zu vergewissern, dass es ihr gut geht.
»Hat sie Ärger?«
»Wahrscheinlich nicht. Sie hat etwas betrachtet, was sie nicht hätte ansehen sollen, aber ich glaube nicht, dass es ihr Schaden zugefügt hat. Wo steckt eigentlich Makri?«
»Auf der Jagd nach
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