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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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macht mir Angst.«
    »Tja, trotzdem musst du es tun. Und zwar sofort.«
    Makri lässt das Schwert sinken, schlurft durchs Zimmer und lässt sich schwer auf das Sofa fallen.
    »Ich will aber nicht«, wiederholt sie. »Es ist nicht gerecht.«
    Ich ringe nach Luft und habe fast das Gefühl, zu ersticken. So heiß ist mir noch nie gewesen. Ich nehme sogar meinen Wasserkrug und trinke einen großen Schluck. Das Wasser ist abgestanden und warm. Ich biete Makri auch etwas an. Sie trinkt verlegen.
    »Habe ich die Prüfung bestanden?«, fragt sie dann.
    Ihr Gesicht normalisiert sich langsam. Plötzlich schüttelt sie den Kopf und sieht mich beunruhigt an.
    »Was ist passiert?«
    Ich hebe das Medaillon vom Boden auf. »Du hast in das Juwel geschaut.«
    Enttäuschung malt sich auf ihren Zügen ab. »Dann bin ich in Wirklichkeit nicht die Befehlshaberin aller Armeen?«
    »Bedauerlicherweise nicht.«
    »Oh. Ich dachte, ich wäre es. Es hat Spaß gemacht. Wir haben alles vernichtet.«
    Makri trinkt noch mehr Wasser und gießt sich den Rest über das Gesicht.
    »Habe ich denn die Prüfung bestanden?«
    »Du hast sie noch gar nicht abgelegt. Das Juwel hat dich vollkommen verwirrt.«
    »Ich habe sie nicht abgelegt?« Makri lässt die Schultern sinken und verfällt in ein beinahe komisches Brüten. »Keine bestandene Prüfung. Keine Befehlshaberin von Armeen. Natürlich nicht. Ich bin nur eine Kellnerin. Was für ein lausiger Tag.«
    Ich habe inzwischen eine Lotion auf den Schnitt in meinem Finger aufgetragen. Es ist eine Salbe, die Chiruixa, die Heilerin aus ZwölfSeen, für mich zubereitet hat. Sie wirkt sehr gut bei Wunden.
    »Habe ich das gemacht?«, erkundigt sich Makri.
    »Ja. Allerdings habe ich nicht ordentlich gekämpft. Ich habe nur gewartet, bis du dich selbst erschöpfst. Natürlich wollte ich deinen geschwächten Zustand nicht ausnutzen.«
    »Ich glaube, ich kann mich noch sehr genau an unseren Kampf erinnern«, meint Makri. Die Bruchstücke meines Schwertes auf dem Boden sprechen eine deutliche Sprache, also wechsle ich lieber das Thema.
    »Was hast du in meiner Schublade gesucht?«
    »Geld«, erwidert Makri.
    »Natürlich. Hätte ich mir denken können. Bedien dich nur. Mein Geld ist dein Geld.«
    »Ich wollte eine Wette für uns beide abgeben«, erklärt Makri, aber sie scheint keine Lust auf unser gewohntes Geplänkel zu haben. Stattdessen steht sie mühsam auf. Anscheinend hat die Wirkung des Juwels ihr zugesetzt. Ihre Haare sind feucht, und die Spitzen ihrer Elfenohren lugen heraus.
    »Trotzdem danke, dass du mich nicht getötet hast, als du diesen einen Moment die Gelegenheit hattest«, sagt sie, küsst mich leicht auf die Wange und verlässt mein Büro.
    »Gern geschehen.« Meine Worte prallen von der Tür ab.
    Das Medaillon baumelt von meiner Hand herunter. Es ist ein hübsches Schmuckstück. Die silberne Fassung ist Elfenarbeit und der grüne, nicht sonderlich große Stein ist sehr gut geschliffen. Er funkelt in den spärlichen Sonnenstrahlen, die durch die Jalousien meiner Bürofenster fallen. Dieses Juwel ist wirklich tödlich. Wenn man mehr als nur einen kurzen Blick riskiert, wird man aufgesogen. Ich bin zwar versucht, gebe aber nicht nach. Stattdessen reiße ich den Fetzen eines alten Wamses ab, das als Handtuch dient, wickle das Schmuckstück darin ein und verstaue es in meinem Beutel. Es wird Zeit, es Lisutaris zurückzubringen, bevor es noch mehr Schaden anrichtet.
    Als die Aufregung des Kampfes sich allmählich legt, fühle ich mich recht zufrieden. Man engagiert Thraxas, damit er ein verloren gegangenes Medaillon auftreibt, und was passiert? Er findet das gute Stück. Während bösartige Zauberer, gemeine Mörder, ein Haufen Verbrecher und eine ganze Armee von Regierungsbütteln ihre Energie in einer fruchtlosen Suche verschwenden, habe ich, Thraxas, das Medaillon ohne jede magische Hilfe oder die Unterstützung durch einen gut besetzten Nachrichtendienst ausfindig gemacht. Einfach nur durch solide, professionelle Ermittlungsarbeit und die Bereitschaft zu ehrlicher Arbeit. Irgendwie war die Sache unausweichlich. Es musste mehr oder weniger so kommen. Ihr habt ein Problem? Verlasst Euch auf Thraxas! Der Mann hält, was er verspricht. Ich bezweifle, dass man in ganz Turai jemand anderen finden würde, der dieses Medaillon hätte wiederbeschaffen können.
    Jemand klopft an meine Außentür. Avenaris, Lisutaris’ Sekretärin, marschiert in mein Büro.
    »Lisutaris hat das Medaillon wiedergefunden«,

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