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Der grüne Stern

Der grüne Stern

Titel: Der grüne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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versetzten das Netz in Schwingungen. Auf diesem schwankenden Untergrund, dessen Maschen weit genug waren, daß man bei einem Fehltritt unweigerlich durchfiel, standen wir mit bloßen Händen diesem furchteinflößenden, haarigen Untier gegenüber, daß ich es vorgezogen hätte, mit einer Kuchengabel in der Hand in den Käfig eines hungrigen Panthers zu gehen.
    Diese Spinne mit ihren zehn Meter langen, borstig behaarten Beinen, die unablässig über das Netz tasteten, konnte es an Körpergröße leicht mit einem Elefanten aufnehmen. Ihr zylindrischer Vorderleib, von dem die Beine ausgingen, steckte in einem lederartigen, ölig glänzenden Panzer, dem meterlange Borstenhaare entwuchsen. Dahinter begann die Wölbung des mächtig aufgeschwollenen Verdauungstrakts, ein widerlich gedunsenes, blasen-förmiges Gebilde, haarig und prall gefüllt. Die acht chitingepanzerten Gelenkbeine endeten in Haken, mit denen das Tier sich im Netz unglaublich schnell und sicher bewegte.
    Ein scharfer Gestank ging von der Spinne aus, ein stechender, durchdringender Geruch animalischer Wildheit, der einem die Lunge zu versengen schien. Zwischen der Mundöffnung und den Augen ragten zwei dichtbehaarte Kieferpaare wie fleischige Arme aus der Kopfrundung des Vorderleibs, die in spitzen, gebogenen Klauen endeten und in ständiger Bewegung waren.
    Bevor ich reagieren konnte, hatte die Riesenspinne mich mit dem Kieferpaar gepackt. Diese Greifwerkzeuge waren groß und dick wie die Arme eines ausgewachsenen Mannes, die Klauen hatten hohle Spitzen, durch die dem Opfer ein lähmendes Gift injiziert wurde. Der Zugriff dieser Kiefer war stahlhart und erdrückend, und die Klauen hätten sich sicher tief in meinen Oberkörper gebohrt und ihr Gift verspritzt, wäre ich nicht von meinem Schuppenharnisch geschützt worden.
    Niamh kreischte entsetzt, als das stinkende Ungeheuer sich blitzschnell auf mich stürzte und mir das obere Kieferpaar in die Seiten schlug. Ich suchte den Druck gegen meine Rippen zu mildem, indem ich die Kiefer an den vorderen Gelenken packte und mit beiden Händen auseinanderdrückte, aber sofort verstärkte die Spinne ihre Umklammerung. Ich war wie in einem Schraubstock festgeklemmt. Das untere Kieferpaar, kürzer und dicker und ebenfalls mit mörderischen Klauen versehen, die wie Krummsäbel aussahen, war unaufhörlich in Bewegung und funktionierte als eine Art Fördersystem auf die Mundöffnung zu. Es zuckte gierig, als könne das Ungeheuer es nicht erwarten, mich in mundgerechte Stücke zu zerlegen und in sich hineinzustopfen.
    Doch die Kieferklauen, die meinen Brustkorb eingeklemmt hielten, machten keine Anstalten, mich an das untere Kieferpaar weiterzureichen.
    Bald wurde mir klar, warum das so war.
    Eine wasserhelle, säuerlich riechende Flüssigkeit rann aus den hohlen Spitzen, die mich gepackt hielten, über die Platten meines Brustharnischs und versickerte im Stoff meiner Hose. Die Spinne verspritzte ihr Gift, um mich zu lähmen und zu töten, denn sie hatte mich im Griff wie ungezählte andere Opfer vor mir. Daß ihre Klauen nicht in meinen Körper eingedrungen waren, weil der Schuppenpanzer sie daran hinderte, war ein Sachverhalt, der in ihrem programmierten Fangverhalten nicht vorgesehen war und deshalb über ihr Erkenntnisvermögen hinausging. Nun wartete sie auf das Erlahmen meines Widerstands, um mich dann zu verzehren oder auszusaugen.
    Meine Arme begannen allmählich zu erlahmen, wenn auch nicht von der Wirkung des Gifts. Ich hing mehr über dem Netz als daß ich auf ihm stand, hilflos im erdrückenden Zugriff des Spinnenmonstrums, wie eine Maus vor dem zähnestarrenden Maul einer Katze, die sich an der Todesangst ihrer Beute weidet, bevor sie sie frißt.
    Es konnte nicht mehr lange dauern, bis das Programm in den primitiven Ganglien von Töten auf Fressen umschaltete und die Gliederarme des oberen Kieferpaars mich zur Zerfleischung an das untere Paar weiterreichen würden, das mit unheilverkündendem Kratzen und Scharren fünfzig Zentimeter von meinen Beinen entfernt auf und zu schnappte. Die Mundöffnung an der Kopfunterseite öffnete und schloß sich im gleichen Rhythmus mit saugenden und schmatzenden Geräuschen, ein widerwärtiges schleimiges Loch, dessen Rand von einer Art Schließmuskel gebildet wurde. Geöffnet war es weit genug, um meinen Kopf auf einmal zu verschlucken.
    Als die Armgelenke des oberen Kieferpaars sich zu krümmen begannen, wußte ich sofort, was nun kommen sollte. Die Tötungsfrist war

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