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Der grüne Stern

Der grüne Stern

Titel: Der grüne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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halb zugewandten Auge, aus dem plötzlich eine dickflüssige, gelantineartige Substanz sickerte.
    Der Leguan sprang hoch und warf sich halb herum. Ein wütendes Zischen drang aus seinem geöffneten Maul. Ich war befreit!
    Der Pfeil mußte durch das Auge ins Gehirn gedrungen sein.
    Während ich davonkrabbelte, keuchend und mit tanzenden Lichtern vor den Augen, schlug der scharlachrote Leguan im Todeskampf um sich. Als ich auf die Beine kam, sah ich den treuen Panthon ein Stück weiter auf dem Ast stehen und seinen Bogen heben, um einen zweiten Pfeil auf das Tier abzuschießen, das in seiner Todesqual herumschnellte wie ein Fisch auf dem Trocknen.
    Der Pfeil verschwand bis zum gefiederten Ende in der Gurgel der Echse, als sie ihre Kiefer erneut zu einem krampfhaften Atemzug aufklappte. Dieser Pfeil gab dem Ungeheuer den Rest, denn der mächtige Körper zog sich plötzlich mit einem Ruck zusammen, als sei er von einem sengenden Blitzstrahl berührt worden.
    Unglückseliger Panthon! In seinem tapferen Bemühen, mein Leben zu retten, brachte er ungewollt ein anderes, nicht weniger schreckliches Unheil über uns.
    Denn als die Echse sich, schon sterbend, in ihren letzten Zuckungen wand, fegte das Ende ihres langen Schwanzes über den Ast, brach den Zweig ab, an den die Prinzessin sich außer sich vor Angst klammerte, und fegte sie ins Leere hinaus.
    Ich hörte ihren verzweifelten Schrei, sah sie fallen und taumelte hinüber, wo sie gestanden hatte, benommen vom Schreck.
    Ein kurzer Blick in ihr weißes Gesicht mit den angstgeweiteten Augen, ein verzweifelter Aufschrei – und die Frau, die ich liebte, war nicht mehr.
    Ein heißer Stich ging durch mein Herz. Irgendeinem verrückten Impuls folgend, wankte ich zur abfallenden Seite des Asts, stieg über die Borkenterrassen abwärts und spähte – immer wieder ihren Namen rufend – in die Tiefe vor meinen Füßen, als könnte ich sie wieder zurückholen.
    Es geschah, was beinahe unvermeidlich war. Als ich mich, noch benommen und unsicher auf den Beinen, hinausbeugte und über die Astrundung in die Tiefe spähte, verlor ich das Gleichgewicht und fiel kopfüber wie ein Stein in den dämmernden Abgrund.

9. Im Spinnennetz gefangen
    Wahrscheinlich kennt jeder aus Alpträumen das Gefühl, endlos in eine bodenlose Tiefe zu stürzen. Gewöhnlich hört der Traum kurz vor dem Augenblick des Aufschlags auf – unmittelbar bevor das Fleisch sich mit Gehirnmasse und zersplitterten Knochen zu einem grauenvollen Brei verformt.
    Diesen schrecklichen Alptraum erlebte ich jetzt. Ein Fallen, langsam kreiselnd, tiefer und tiefer, endlos, vorbeiwirbelnde Riesenäste, abwärts durch einen Schacht zwischen vorbeisausenden Laubdächern, hinab in das sichere Verhängnis des schattenhaften Abgrunds, der wie ein düsterer Rachen unter mir gähnte.
    Was meinem Alptraum eine besondere Note verlieh, war, daß ich die Prinzessin tatsächlich unter mir sehen konnte, weit unter mir, eine fallende Blume mit tulpengelb und nelkenrot flatternden Kleidern.
    Ich wußte, daß das Ende gnädig sein würde. Selbst wenn wir bei Bewußtsein wären, wenn unsere Körper auf den Riesenwurzeln zerplatzten, würde es keine Empfindung von Schmerz geben -nur einen ungeheuren Schlag, dann Dunkelheit. Aber wahrscheinlich würden wir vorher ohnmächtig. Schon jetzt rang ich keuchend nach Luft, weil bei der rasch zunehmenden Fallgeschwindigkeit die Luft zu schnell an Mund und Nase vorbeirauschte, als daß ich sie hätte einatmen können. Ich hatte von Fallschirmspringern gelesen, die aus großen Höhen abgesprungen waren und mehrere tausend Meter in freiem Fall überwunden hatten, bevor ihre Fallschirme sich selbsttätig öffneten. Sie hatten von erstickungsähnlichen Erscheinungen berichtet. Und andere waren als Tote gelandet – erstickt. Auch das war ein schneller und gnädiger Tod, sagte ich mir. Der Ast, auf dem wir gewesen waren, mußte zwei Kilometer oder mehr über dem Erdboden sein. Wir würden bewußtlos oder tot sein, wenn wir unten aufschlugen.
    Meine Augen tränten vom vorbeizischenden Wind; meine Sicht trübte sich. Ich konnte kaum noch etwas erkennen.
    Und im nächsten Moment krachte ich auf ein Hindernis und verlor das Bewußtsein.
    Als ich erwachte, fühlte ich mich wie gerädert, und mein ganzer Körper schmerzte. Irgendeine seltsame Umschnürung hielt mich fest, und ein dumpfer Druck erfüllte meinen Kopf. Mein Gesicht fühlte sich heiß an, und das Atmen bereitete mir Schwierigkeiten. Mein Herz arbeitete

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