Der grüne Tod
Lynx-Sir.« Caavax war wachsam wie immer. »Ihr giftiges Schoßtier bleibt da, wo es ist. Zur anhaltenden Beruhigung aller.«
Ein dumpfes Dröhnen drang aus der Höhe zu ihnen herab und hallte durch das gelbgrüne Himmelsgewölbe. Das Gefühl der Erleichterung, das es bei den AAnn-Kriegern hervorrief, war ausgesprochen präsent.
Ein paar von ihnen wandten den Blick auf das Tal in den Bäumen, doch nicht einer verließ seinen Posten. Es gab keinen Jubel, keine einzige ungestüme Bekundung von Freude. Sie waren viel zu gut gedrillt für derart öffentliche Begeisterungsbezeugungen. Dies war eine rein menschliche Schwäche.
Lord Caavax trat hinter Flinx. Dann spähte der Adlige durch den Vorhang aus Lianen nach oben und fixierte den glitzernden Punkt, den er am Himmel ausgemacht hatte und der immer größer wurde, bis er sich schließlich mit Gewissheit identifizieren ließ.
»Es wird eine wahre Wohltat sein, sissink, von dieser mörderischen Welt fortzukommen. Ich hasse die Flora und die Fauna, das Licht, das Klima, einfach alles an ihr. Der unangenehme Tag weicht unerträglicher Nacht. Genauso gut könnte man versuchen, wie ein Mensch schwimmen zu lernen, anstatt diesem teuflischen Regen zu trotzen. Ein solches Klima ist bestenfalls für einen Thranx geeignet, und ich schätze, selbst für sie ist es zu feucht.«
»Mir ist es hier eigentlich auch zu ungemütlich«, sagte Flinx. »Jede Nacht wird man bis auf die Knochen durchweicht.«
»Wenn es so ist, dann dürften Sie Blasusarr bei weitem reizvoller finden.«
Flinx beobachtete, wie sich das Shuttle langsam herabsenkte. »Ich hab’s einmal mit Wüstenklima probiert. Aber ehrlich gesagt mach ich mir nicht viel daraus.«
Die Unterhaltung wurde schwierig, als das Donnern der Shuttle-Triebwerke die Geräusche des Dschungels ebenso wie jedes Wort übertönte. Aufgeregt zeigten Dwell und Kiss nach oben, vor lauter Staunen ihre Angst ganz vergessend.
Teal näherte sich mit ihren Lippen Flinx’ Ohr. »Aus seinem Inneren kommt Feuer! Wieso verbrennt es nicht?«
Er drehte ein wenig den Kopf und erhob seine Stimme. »Das Himmelsboot reitet auf Feuer!«
»Feuer«, erklärte sie ihm, »ist sehr gefährlich! Sehr bedrohlich!« Gebannt starrte sie auf das immer näher kommende Schiff.
Zu Flinx’ Bedauern sah es so aus, als schien der AAnn-Pilot genau zu wissen, was er tat. Das Shuttle sank in einem sanften Bogen zu ihnen herab und würde binnen weniger Minuten längsseits ihres Astes schweben. Ab diesem Punkt allerdings wären seine Optionen drastisch reduziert.
Trotz des ohrenbetäubenden Lärms redete Teal noch immer mit ihm. »Du hast den Regen letzte Nacht ja selbst erlebt. Du weißt also, dass mit dem Regen manchmal auch Feuer kommt, das den Himmel zerkratzt.«
Er nickte abwesend, nur am Rande auf ihre Worte achtend. »Blitze.«
»Genau, Blitze. Hast du dich eigentlich nie gefragt, Flinx, weswegen im Wald so selten durch Blitze verursachte Brände entstehen? Wieso es keine größeren verbrannten Stellen gibt?«
»Was?« Leicht ungehalten über ihre Hartnäckigkeit sah er sie an. »Ich nehme an, weil alles so feucht ist.«
»Zum Teil, ja, aber Blitze können so gut wie alles entzünden.«
»Und warum tun sie es dann nicht?«, fragte er, nicht wirklich auf die Antwort gespannt.
Er spürte, wie Teals Lippen sein Ohr berührten, sodass niemand außer ihm sie hören konnte. »Weil der Wald Möglichkeiten besitzt, sich selbst zu schützen.«
Einen Moment lang war er verunsichert. Dann erinnerte er sich. »Sturmfänger-Bäume«, murmelte er.
»Sturmfänger – und andere.« Gemeinsam mit Flinx beobachtete sie die letzte Anflugphase des Shuttles.
Es war größer als sein eigenes Landefahrzeug, doch das war zu erwarten gewesen. Das Shuttle war von schlichter, zweckmäßiger Bauweise und sank auf vier flexibel aufgehängten Hubdüsen herab. Gleich würde es sich längsseits ausrichten und sich auf eine Ebene mit dem Ast, auf dem sie standen, bringen. Der Krieger, mit dem Caavax zuvor gesprochen hatte, hielt seinen Zylinder dicht vor das Maul und sprach unentwegt und gleichmäßig Anweisungen hinein.
Sich auf gleicher Höhe mit ihrem Ast haltend ging das kompakte Landegefährt in einen horizontalen Seitflug über und schwebte langsam auf sie zu. Inzwischen war es viel zu laut, um sich noch weiter zu unterhalten. Als das Shuttle seine Position anpasste, spien die Auslassöffnungen ihren heißen Atem in die darunter liegende Vegetation, der Unzählige wachsende und
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