Der grüne Tod
schlimm daran?«
Saalahan dachte sorgfältig nach, bevor er antwortete. »Vielleicht ist es für das Gleichgewicht der Welt wichtig, dass es Personen gibt. Auf jeden Fall machen sie das Leben viel interessanter.«
»Ja, das stimmt«, gab Moomadeem ihm recht. »Dwell hat es mit seinen Streichen bisher noch jedes Mal geschafft, mich zu belustigen. Und Kiss auch.«
»Vielleicht besteht ja darin unsere Aufgabe.« Als Saalahan das Gewicht seiner gewaltigen Masse verlagerte, zerbröselte ein Teil der Astrinde unter ihm. »Uns von Personen belustigen zu lassen und ihnen dabei zu helfen zu überleben. Es gibt wesentlich schlechtere Arten des Daseins. Du könntest zum Beispiel ein verschreckter kleiner Käfer sein, der jahrelang in einem Baum heranwächst. Und dann kommst du irgendwann für ein paar Tage hervorgekrochen und funkelst im Sonnenlicht, ganz versessen darauf, dich fortzupflanzen, bevor der Tod dich ereilt.«
»Das wäre wirklich ein armseliges Leben«, musste Moomadeem zugeben.
»Nicht wahr? Da ist es doch besser, ein Furcot zu sein, mit einer ganz eigenen Person.« Saalahan wandte sich wieder zu den Menschen und den herumtollenden Kindern um. »Egal, wie gut dies fliegende Geschöpf den Bedürfnissen eines Menschen auch gerecht zu werden vermag, ich hab ein ungutes Gefühl dabei, dass diese Flinx-Person keinen Furcot hat, der auf ihn aufpasst. Manchmal macht er einen ganz zufriedenen Eindruck, und dann wieder wirkt er ausgesprochen bekümmert. Ich spüre, dass er glücklich ist mit seinem kleinen Begleiter, aber sehr unglücklich mit sich selbst.« Träge bohrte Saalahan mit einer seiner mächtigen Krallen in einem der Nasenlöcher. »Und das, Moomadeem, mein Kind, ist viel schlimmer, als ein verschreckter, kleiner Käfer zu sein.«
Teals Vorschlag folgend verbrachten sie schließlich eine weitere sichere Nacht inmitten der spektakulären Umgebung der ausgebrannten Höhle. Die Wolken zogen sich in dieser Nacht erst einige Stunden nach Sonnenuntergang zusammen, und zum ersten Mal, seit er in den Orbit eingetreten war, hatte Flinx Gelegenheit, einen flüchtigen Blick auf die zwei großen Monde zu erhaschen. Von der Planetenoberfläche aus betrachtet beherrschten sie den nächtlichen Himmel völlig.
Sie warfen ein zwiefaches Licht auf das Tal im Dschungel, dann und wann die Bahn eines großen nächtlichen Räubers erhellend, wenn dieser lautlos vorbeizog und wieder in die Nacht eintauchte. Zum ersten Mal waren auch die einzigartigen Nachtblüher zu erkennen, die sich vordem hinter Dunkelheit und Regen im Verborgenen geöffnet hatten. Eine völlig neue und verlockende Welt brach in Tausenden von Grauschattierungen hervor, um den Hunger seiner Blicke zu stillen.
Wie eine Hand voll in die Luft geschleuderte Messer stieß ein Schwarm von Raubtieren mit spitzen Stacheln hinab in die Niederungen. Trotz ihrer große Zahl gingen doch nur wenige als Sieger hervor, um sich sodann ihre Beute von jenen Gefährten streitig machen zu lassen, die nicht so erfolgreich gewesen waren. Gespenstisch hallten ihre durchdringenden Schreie durch das mondbeschienene Tal, wurden leiser und leiser, als sich die nächtlichen Räuber in ihrem Kampf um die Lufthoheit wieder entfernten.
Einige von ihnen waren aus dem Schwarm ausgebrochen, um sich auf eine Schar dicht gefiederter Früchtefresser zu stürzen.
Sie besaßen keine Flügel; ihre torpedoförmigen Körper waren stattdessen von einer zylindrischen Röhre umschlossen, die sie stoßweise durch die Luft beförderte. Imstande, ein phänomenales, jedoch nur kurzzeitiges Tempo vorzulegen, stoben sie kreischend in die Baumkronen davon, um dort Schutz und Sicherheit zu suchen.
»Quinifer.« Teal hob einen Arm und deutete hinaus in das Tal. »Sie sind außerordentlich wendig, aber dummerweise fast blind. Einmal ist ein ganzer Schwarm von ihnen in das Haus unseres Schamanen geflogen. Wir haben sie, völlig benommen, wie sie waren, einzeln wieder vom Boden aufgelesen und so lange gestreichelt, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Zum Essen sind sie nicht besonders geeignet. Zu viele Knorpel und Sehnen.«
Flinx’ Talent hatte beschlossen, für eine Weile auf Urlaub zu gehen, und auch wenn er sich noch so viel Mühe gab, war es ihm nicht möglich zu ergründen, was die Frau wirklich empfand. Also nickte er nur, während irgendetwas mit drei riesigen gelben Augen an ihm vorbeiflatterte. In welche Richtung man sich auch wandte, wohin man auch sah, überall manifestierte sich ein neues
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