Der grüne Tod
nicht blind auf etwas zu stürzen, von dem wir nichts wissen.«
Teal stand jetzt an der Höhlenkante und versuchte, nach oben zu spähen. »Tut ihm nicht weh! Er ist noch ein Kind!«
»Hey, da ist eine Frau!« Bedauerlicherweise war es eine Stimme, die Flinx zu kennen glaubte.
Sein Verdacht wurde rasch bestätigt. »Philip Lynx, kommen Sie raus aus Ihrem Loch. Wir wissen, dass Sie da unten sind.«
»Wie haben Sie meinen richtigen Namen herausgefunden?« Er musste Pip davon abhalten, zum Angriff überzugehen.
»In Ihrem Shuttle erfährt man eine Menge«, erwiderte Jack-Jax Coerlis’ Stimme. »Nicht alles, was ich mir erhofft hatte, aber allemal genug. Was ist? Kommen Sie jetzt hoch?«
»Sicher. Einen anderen Ausgang gibt es ja nicht. Tun Sie nur dem Jungen nichts an.«
»Wieso sollte ich ihm etwas antun wollen? Er ist ein komischer kleiner Wilder mit ausgesprochen mieser Laune, aber das will ich ihm nicht weiter verübeln. Mir würde es nicht anders gehen, wenn ich so viel Zeit hier verbracht hätte. Wie auch immer, wo ein kleiner Junge ist, da ist für gewöhnlich auch eine Mutter. Warum kommt ihr also nicht einfach gleich alle heraus? Sie wissen ja, worum es mir geht, Lynx. Ahnungslose Zuschauer da mit hineinzuziehen war nie Teil meines Plans – jedenfalls nicht, solange Sie kooperieren.«
»Hier ist niemand außer mir.« Flinx gab sich Mühe, so überzeugend wie möglich zu klingen.
»Legen Sie’s nicht drauf an, Lynx. Wir haben Sie und Ihre Begleiter da unten reden hören. Ich weiß, dass noch eine Frau und ein Mädchen bei Ihnen sind. Ich hab gehört, wie Sie mit der Frau gesprochen haben.«
Er hat mich gehört, dachte Flinx beunruhigt. Dann fiel ihm ein, dass Coerlis noch nichts von den Furcots wusste; weder Saalahan noch Moomadeem hatten nach dem Erwachen mehr verlauten lassen als ein Flüstern.
»Diese Leute … Sie werden Dwell doch nichts tun?« Teals Augen weiteten sich ungläubig.
»Ich sage es nur ungern, Teal, aber dort, wo ich herkomme, gibt es einen Überschuss an Menschen. Es ist nicht nötig, zusammenzuarbeiten, um zu überleben. Es wäre klug und vernünftig, ja, aber nötig ist es nicht. Wir sollten kein Risiko eingehen. Du wirst sehen, es kommt alles wieder in Ordnung. Ich bin es, mit dem sie reden wollen.«
»Sie zuerst, Lynx«, rief Coerlis zu ihm hinunter. »Unsere Waffen sind schussbereit. Ich würde also vorschlagen, Sie halten Ihren Minidrachen zurück, wenn Sie möchten, dass er die ganze Sache überlebt.«
Flinx fasste Pip sanft, aber bestimmt knapp unterhalb ihres Kopfes. »Ganz ruhig«, raunte er ihr zu. Sie war so straff gespannt wie ein Draht, konnte sein Unbehagen spüren. Flüsternd wandte er sich an Saalahan. »Sie haben keine Ahnung, dass du hier unten bist. Wir sollten dafür sorgen, dass es so bleibt. Kannst du mir rauf helfen?«
Der große Furcot nickte. Dann packte er Flinx an den Hüften, hob ihn mühelos vom Boden und hievte ihn nach draußen. Dabei stellte Flinx fest, dass Saalahans mächtige Pranken von der Astkrümmung verdeckt wurden. Mit grimmiger Miene kletterte er auf die obere Seite des Asts, ohne den Abgrund, der sich unter ihm auftat, zu beachten.
Oben angekommen, erwartete ihn der Anblick eines Alienwesens, dessen Gesichtszüge und bullige Statur ihm vollkommen unbekannt waren. Es war in etwa so massig wie ein Furcot, doch nicht halb so gedrungen. Sein emotionaler Zustand blieb Flinx verschlossen, doch im Moment konnte er nicht einmal Teals Empfindungen lesen.
Zwei der vier Alienarme hielten einen sich heftig zur Wehr setzenden, zappelnden Dwell in Schach, während die anderen beiden ein großes Gewehr auf Flinx richteten. Die meisten Zehnjährigen wären durch den Mu’Atahl völlig eingeschüchtert gewesen, doch nicht so Dwell. Verglichen mit den Gefahren, die ihn tagtäglich in den luftigen Höhen der Bäume erwarteten, war der Alien nichts wirklich Beeindruckendes für ihn.
Zum ersten Mal, seit sich ihre Pfade gekreuzt hatten, sah Flinx ein zufriedenes Lächeln in Coerlis’ Gesicht. »Überrascht?«
»Ja und nein. Ja, was Ihre Mittel betrifft, nein hinsichtlich Ihres obsessiven Verhaltens.«
»Was für den einen obsessives Verhalten, ist für den anderen Beharrlichkeit.«
In diesem Moment entwand sich Pip Flinx’ Griff und schoss nach vorn. Noch bevor irgendjemand dazu kam, zu reagieren, zielte die fliegende Schlange auf Coerlis’ Augen. Der Mann schrie, als der dünne, unter hohem Druck hinausgeschleuderte Giftstrahl seinen Helm
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