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Der gute Liebhaber

Der gute Liebhaber

Titel: Der gute Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steinunn Sigurdardóttir
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hat uns beide unterschiedlich behandelt, nachdem ich auf die Welt gekommen bin.
    Hab ich’s nicht gesagt, Mütter wissen nicht, was sie tun, wenn es um Söhne geht.
    Schreibst du immer noch darüber?
    Mein neues Buch ist fertig, es wird in Kürze erscheinen. Beim Verlag ist man überzeugt, dass es ein Bestseller wird. Meine Partnerin sagt das auch.
    Super.
    Ja, das ist super. Ich rate dir, das Buch zu lesen.
    Natürlich lese ich das Buch.
    Danach sollte ich dich einladen und dich fragen, was du davon hältst. Oder vielleicht auch nicht, Liina ist so eifersüchtig.
    Liina?
    Ja, die Frau, mit der ich zusammenlebe. Liina Minuti.
    Woher kommt sie denn mit dem Namen?
    Ihr Vater ist Italiener, aber ihre Mutter stammt aus Finnland. Sie heißt Liina mit zwei i.
    Was macht sie beruflich?
    Sie ist Psychologin.
    Was für eine geniale Paarung – eine Psychologin und eine Psychiaterin.
    Ja, ich weiß. Klingt nach Vademecum. Sie kümmert sich auch um meinen Blutdruck und dergleichen. Ich habe das Gefühl, ich brauche das. Und ich kriege mehr zustande, als wenn ich ganz allein leben würde. Selbstverständlich ist das egoistisch.
    Es hatte doch keine Eile damit, den Männern den Rücken zu kehren.
    Es war allerhöchste Eisenbahn. Ich habe einfach gesehen, wie die Zukunft sein würde. Enttäuschungen über Enttäuchungen, die man lieber meiden sollte, und deswegen duldete diese Entscheidung keinen Aufschub. Im Übrigen gebe ich gern zu, dass mir Männer lieber sind als Frauen und mir mehr geben – leider bin ich also noch nicht mal perfekt lesbisch. Aber einer Frau komme ich im Bett näher. Dich rechne ich nicht mit. Du hast ganz besondere Fähigkeiten.
    Es ist eine Frage der Konzentration.
    Das kommt aufs Gleiche heraus. Warte einen Moment, ich brauche Nachschub.
    Und Karl Ástuson nutzte die Gelegenheit, um heißes Wasser in den Jacuzzi nachlaufen zu lassen, denn ihm war inzwischen kühl geworden. Als Doreen Ash wieder den Hörer zur Hand nahm, klang sie so, als hätte sie einen Kloß im Mund:
    Und was hast du jetzt mit dieser Person da im nächsten Haus oder wo immer sie stecken mag, vor?
    Ich kann doch nicht einfach rübergehen und mitten in der Nacht auf der Matte stehen.
    Du könntest sie vielleicht anrufen.
    Ihr Mann ist doch bestimmt zu Hause.
    Falls er drangeht, kann man ja auflegen. Ich an deiner Stelle würde jetzt die Spukfrau wecken und sie um Rat fragen. Hast du nicht gesagt, sie sei intelligent?
    Ja, und zwar mehr als das. Sie ist geradezu hellseherisch veranlagt. Hier in Island befassen sich ja praktisch alle mit irgendwelchem Hokuspokus. Manche glauben sogar an Elfen. So war es schon, als ich klein war. Grauenvoll.
    Also ein Grund mehr, die Frau da wegzuholen.
    Ja, es hat schon vielen anderen gutgetan, von Geringerem befreit zu werden.
    Nur eins noch. Wenn du tatsächlich den Schritt tust und Öna gegenüberstehst, um herauszufinden, dass du aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz die Hauptsache für sie bist, dann mach bloß keine Halbheiten. Wenn du zauderst, spürt sie das sofort und lässt sich davon abschrecken. Wenn es dir ernst damit ist, dass daraus etwas werden soll, dann sei bereit, alles in die Waagschale zu werfen. Sei auch bereit, ein Kind mit ihr zu bekommen, falls sie das verlangen sollte, aber um deinetwillen – und euretwillen – hoffe ich, dass sie das nicht tut. Und dann schass deine Sekretärin und stell eine ältere und hässlichere ein.
    Das kannst du nicht von mir verlangen. Eine hässliche Frau, nein, das könnte ich nicht.
    Bist du bereit, für diese Person alles in die Waagschale zu werfen?
    Ich muss nichts in die Waagschale werfen.
    Oh doch. Du kannst doch nicht ewig mit diesem Kreuz-und-quer-Sex weitermachen.
    Nein, wozu auch? Ich bräuchte das doch gar nicht. Das wäre das Letzte, was ich bräuchte.
    Das glaubst du.
    Ich glaube es nicht, ich weiß es. Aber was in aller Welt soll ich jetzt tun?
    Das habe ich dir doch gerade gesagt. Weck die spukige Frau und hör dir an, was sie dazu meint. Du kannst ja erst einmal auskundschaften, wie es um diese Ehe steht. Und wenn du dann glaubst, dass es Sinn macht, kannst du die Spukfrau womöglich dazu bringen, Una auf dich aufmerksam zu machen. Vielleicht lässt du sie zuerst anrufen. Du kannst auch heute Nacht jederzeit noch einmal mit mir telefonieren, falls ich dir irgendwie helfen kann. Du bedeutest mir so viel, dass du privilegiert bist – ich hab nämlich noch nie jemandem gestattet, mich nachts zu belästigen, bis auf ein einziges Mal,

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