Der gute Liebhaber
an der Tankstelle Rosen gekauft hatte. Da waren nämlich keine Blumen in der Wohnung. Da, wo ich übernachte, müssen immer Rosen stehen. Ich weiß, dass Lotta sie bestellt hat, aber der Vermieter hat das offensichtlich verschusselt.
Wie hat der Taxichauffeur dich in der Bar gefunden?
Das ist es ja, sagte Karl Ástuson mit erhöhter Lautstärke. Genau das ist es eben. Die Saunafrau sagte allerdings, dass es ein Leichtes gewesen wäre, nachzuvollziehen, wo ich zu finden sei, weil ich zu Fuß und ohne Kopfbedeckung nicht weit gekommen wäre.
Und was dann?
Da hat es mir gereicht, und eigentlich schon lange vorher. Das nächste Taxi wurde bestellt, und was glaubst du wohl, schon wieder derselbe Taxifahrer. Ich traute mich nicht, allein mit ihm in die Stadt zu fahren, und akzeptierte das Angebot der Frau, mit zu ihr zu kommen. Sie wohnt im Nachbarhaus.
Im Nachbarhaus?
Im Nachbarhaus meiner Geliebten.
Kannst du wirklich nicht aus dir herausbringen, wie sie heißt?
Eigentlich lieber nicht. Sie heißt Una.
Und du bist im Bad. Was ist mit der Frau des Hauses?
Sie schläft. Es geht nicht um so was.
Du bist nicht verpflichtet, mir über so was oder was anderes Bericht zu erstatten. Es geht mich nichts an, was du so treibst.
Ich habe einfach nur zur Erklärung gesagt, dass sie schläft.
Ich bin mir keineswegs sicher, ob ich das Problem verstehe.
Ich hab ein ganz ungutes Gefühl wegen all dieser Zufälle. Falls es überhaupt Zufälle sind. Drehe ich vielleicht durch?
Habe ich es richtig verstanden, dass diese deine Öna von vor vielen Jahren im Haus neben dem Haus lebt, wo du dich jetzt befindest? Im Bad.
Ja, ich bin im Bad, es ist im Keller. Es gibt auch eine Sauna hier mit allem Drum und Dran.
Weshalb versuchst du nicht, mit der Frau zu reden?
Ich habe die ganzen Jahre nicht mit ihr gesprochen. Hier ist derzeit auch tiefste Nacht. Na ja, wenn man’s genau nimmt, ist ja hier ohnehin das halbe Jahr ewige Nacht.
Vielleicht könntest du diese spukige Saunafrau für dich einspannen? Die beiden müssen sich doch kennen.
Ja. Una hat sogar mit ihr über mich gesprochen. Deswegen hat sie mich auch ins Gelbe Schaf verfolgt. Sie hat mich vor Unas Haus gesehen.
Ist sie verheiratet?
Una? Ja.
Hat sie Kinder?
Nein, sie hat keine Kinder.
Was willst du tun?
Genau das ist es ja, worüber ich mir nicht im Klaren bin. Ich trau mich nicht, ein Taxi anzurufen, ich habe Angst, dass dann wieder derselbe Taxifahrer auftaucht. Ich könnte abwarten, bis die Busse wieder fahren. Ich könnte mir auch eine Mütze und einen Schal klauen und zu Fuß zurück ins Zentrum gehen, wenn ich mir die Haare geföhnt habe. Hier gibt es einen Haartrockner. Oder ich könnte mich krank stellen und einen Krankenwagen anrufen. Das ist wahrscheinlich die sicherste Methode, denn der Taxichauffeur könnte ja das Haus im Auge behalten und mich sehen, wenn ich zu Fuß losmarschiere.
Bist du nicht einfach etwas durcheinander, weil du dich plötzlich im Nachbarhaus von Öna befindest?
Sie heißt Una. Du musst aber doch zugeben, dass die Sache mit diesem Taxifahrer wirklich komisch ist, der taucht ständig wieder auf und verfolgt mich mit einem Rosenstrauß.
Hast du nie daran gedacht, sie wieder zurückzuerobern? Oder willst du einfach, dass es so bleibt? Statt ihrer andere Frauen scharenweise.
Sie hat mich verlassen.
Glaubst du, dass ihr das leidtut?
Ich denke schon.
Denken hilft nichts. Das Problem ist, dass wir nichts über das Gegenüber wissen. Niemals. In gewissem Sinne ist das faszinierend, aber es ist auf keinen Fall praktisch.
Auch wenn ich im Augenblick völlig auf dem Schlauch stehe, ich weiß zumindest, wie es gewesen ist.
Wenn du glaubst, dass sie möglicherweise zu dir zurückkommen möchte, weshalb lässt du es dann nicht auf einen Versuch ankommen?
Sie ist eine verheiratete Frau. Ich habe Angst, mich lächerlich zu machen.
Wäre es nicht das Risiko wert, wenn so viel auf dem Spiel steht?
Es steht viel auf dem Spiel.
Wie ist ihr Mann?
Er ist rücksichtslos, zumindest wirkt er so. Ein uninteressanter Mensch. Ein Geldmensch.
Bist du das nicht auch?
Selbstverständlich.
Hat sie dich seinetwegen verlassen?
Nein. Nein, nein. Zwischen mir und ihm lagen ein paar Jahre. Das sagt jedenfalls meine Schwester Fríða.
Ach, du hast eine Schwester?
Eine Halbschwester.
Was du nicht sagst. Ist sie älter als du?
Zwölf Jahre älter.
Hast du Kontakt zu ihr?
Ziemlich selten.
Weshalb?
Ach, das hat mit Mama zu tun. Ich fürchte, sie
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