Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
Vom Netzwerk:
ist!
    SHEN TE Aber das Kleid der Braut noch mitunter in den Regen kommt!
    SUN Auf alles, was wir uns wünschen!
    SHEN TE Daß es schnell eintrifft!
    FRAU YANG im Abgehen zu Shin: Ich bin entzückt von meinem Sohn. Ich habe ihm immer eingeschärft, daß er jede bekommen kann. Warum, er ist als Mechaniker ausgebildet und Flieger. Und was sagt er mir jetzt? Ich heirate aus Liebe, Mama, sagt er. Geld ist nicht alles. Es ist eine Liebesheirat! Zur Schwägerin: Einmal muß es ja sein, nicht wahr? Aber es ist schwer für eine Mutter, es ist schwer. Zum Bonzen zurückrufend: Machen Sie es nicht zu kurz. Wenn Sie sich zu der Zeremonie ebensoviel Zeit nehmen wie zum Aushandeln der Taxe, wird sie würdig sein. Zu Shen Te: Wir müssen allerdings noch ein wenig aufschieben, meine Liebe. Einer der teuersten Gäste ist noch nicht eingetroffen. Zu allen: Entschuldigt, bitte. Ab.
    DIE SCHWÄGERIN Man geduldet sich gern, solang es Wein gibt.
    Sie setzen sich.
    DER ARBEITSLOSE Man versäumt nichts.
    SUN laut und spaßhaft vor den Gästen: Und vor der Verehelichung muß ich noch ein kleines Examen abhalten mit dir. Das ist wohl nicht unnötig, wenn so schnelle Hochzeiten beschlossen werden. Zu den Gästen: Ich weiß gar nicht, was für eine Frau ich bekomme. Das beunruhigt mich. Kannst du zum Beispiel aus drei Teeblättern fünf Tassen Tee kochen?
    SHEN TE Nein.
    SUN Ich werde also keinen Tee bekommen. Kannst du auf einem Strohsack von der Größe des Buches schlafen, das der Priester liest?
    SHEN TE Zu zweit?
    SUN Allein.
    SHEN TE Dann nicht.
    SUN Ich bin entsetzt, was für eine Frau ich bekomme.
    Alle lachen. Hinter Shen Te tritt Frau Yang in die Tür. Sie bedeutet Sun durch ein Achselzucken, daß der erwartete Gast nicht zu sehen ist.
    FRAU YANG zum Bonzen, der ihr seine Uhr zeigt: Haben Sie doch nicht solche Eile. Es kann sich doch nur noch um Minuten handeln. Ich sehe, man trinkt und man raucht und niemand hat Eile.
    Sie setzt sich zu den Gästen.
    SHEN TE Aber müssen wir nicht darüber reden, wie wir alles ordnen werden?
    FRAU YANG Oh, bitte nichts von Geschäften heute! Das bringt einen so gewöhnlichen Ton in eine Feier, nicht?
    Die Eingangsglocke bimmelt. Alles schaut zur Tür, aber niemand tritt ein.
    SHEN TE Auf wen wartet deine Mutter, Sun?
    SUN Das soll eine Überraschung für dich sein. Was macht übrigens dein Vetter Shui Ta? Ich habe mich gut mit ihm verstanden. Ein sehr vernünftiger Mensch! Ein Kopf! Warum sagst du nichts?
    SHEN TE Ich weiß nicht. Ich will nicht an ihn denken.
    SUN Warum nicht?
    SHEN TE Weil du dich nicht mit ihm verstehen sollst. Wenn du mich liebst, kannst du ihn nicht lieben.
    SUN Dann sollen ihn die drei Teufel holen: der Bruchteufel, der Nebelteufel und der Gasmangelteufel. Trink, Dickköpfige! Er nötigt sie.
    DIE SCHWÄGERIN zur Shin: Hier stimmt etwas nicht.
    DIE SHIN Haben Sie etwas anderes erwartet?
    DER BONZE tritt resolut zu Frau Yang, die Uhr in der Hand: Ich muß weg, Frau Yang. Ich habe noch eine zweite Hochzeit und morgen früh ein Begräbnis.
    FRAU YANG Meinen Sie, es ist mir angenehm, daß alles hinausgeschoben wird? Wir hofften mit einem Krug Wein auszukommen. Sehen Sie jetzt, wie er zur Neige geht. Laut zu Shen Te: Ich verstehe nicht, liebe Shen Te, warum dein Vetter so lang auf sich warten läßt!
    SHEN TE Mein Vetter?
    FRAU YANG Aber, meine Liebe, er ist es doch, den wir erwarten. Ich bin altmodisch genug zu meinen, daß ein so naher Verwandter der Braut bei der Hochzeit zugegen sein muß.
    SHEN TE Oh, Sun, ist es wegen der 300 Silberdollar?
    SUN ohne sie anzusehen: Du hörst doch, warum es ist. Sie ist altmodisch. Ich nehme da Rücksicht. Wir warten eine kleine Viertelstunde, und wenn er dann nicht gekommen ist, da die drei Teufel ihn im Griff haben, fangen wir an!
    FRAU YANG Sie wissen wohl alle schon, daß mein Sohn eine Stelle als Postflieger bekommt. Das ist mir sehr angenehm. In diesen Zeiten muß man gut verdienen.
    DIE SCHWÄGERIN Es soll in Peking sein, nicht wahr?
    FRAU YANG Ja, in Peking.
    SHEN TE Sun, du mußt es deiner Mutter sagen, daß aus Peking nichts werden kann.
    SUN Dein Vetter wird es ihr sagen, wenn er so denkt wie du. Unter uns: ich denke nicht so.
    SHEN TE erschrocken: Sun!
    SUN Wie ich dieses Sezuan hasse! Und was für eine Stadt! Weißt du, wie ich sie alle sehe, wenn ich die Augen halb zumache? Als Gäule. Sie drehen bekümmert die Hälse hoch: was donnert da über sie weg? Wie, sie werden nicht mehr benötigt? Was, ihre Zeit ist schon um? Sie können

Weitere Kostenlose Bücher