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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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stärker. Jeden Tag werde ich in jeder Weise stärker und stärker. Jeden Tag werde ich in jeder Weise stärker und stärker. Jeden Tag werde ich in jeder Weise stärker und stärker. Jeden Tag werde ich in jeder Weise stärker und stärker.«
    »Und jetzt werde ich bis drei zählen, und Ihre Augen werden sich langsam öffnen, und Sie werden sich entspannt fühlen und sicher. Eins, zwei, drei …«
    Sie öffnet langsam die Augen. Sie schweigt lange Zeit. Sie zieht ihre Beine unter sich auf das Sofa.
    »Woher wissen Sie, dass ich Gutes in mir habe?«
    »Sie fragen, weil Sie es nicht glauben?«
    »Wahrscheinlich. Ja.«
    »Es fällt Ihnen schwer, mir zu glauben, aber leicht, Ihrem betrunkenen, schmierigen Vater zu glauben?«
    »Woher wissen Sie, dass ich Gutes in mir habe?«
    »Man kann es sehen.«
    Sie sitzt still da.
    »Wir müssen für heute aufhören«, sagt er.
    Sie kuschelt sich noch immer auf das Sofa und starrt ihn an. Ihre Augen sind weich und weit aufgerissen. Ihr Gesicht schimmert plötzlich in einem neuen Licht. Die Atmosphäre zwischen ihnen ist unversehens aufgewühlt wie von unsichtbarer Hand. Er hält den Atem an, als hätte sein Körper eine Veränderung wahrgenommen, die sein Gehirn erst noch verarbeiten muss. Sie steht vom Sofa auf und geht auf ihn zu. Ihr Duft, scharf und süß, umfängt ihn.
    »Nehmen Sie mich in die Arme«, flüstert sie. »Nehmen Sie mich, umarmen Sie mich.«
    Einen Augenblick lang sitzt er wie versteinert in seinem Sessel. Er blickt zu ihr auf. Sie ragt über ihm auf, zu nah, ihre
Hüften auf Höhe seiner Augen. Einen Augenblick lang dröhnen seine Sinne, er schmilzt dahin, in seinem Kopf dreht sich alles. Dann sammelt er sich, sieht ihr ruhig ins Gesicht, steht auf und geht zur Tür.
    »Die Sitzung ist vorüber«, sagt er fest. »Sie müssen jetzt gehen. «

20
    E r ruft Nina an.
    »Dr. Michaels.« Ihre Stimme leuchtet.
    »Dr. Michaels«, sagte er, »eine Minute Ihrer Zeit?«
    »Für dich auch zwei Minuten.«
    »Heute gab es einen Zwischenfall mit der Stripperin.«
    »Während der Sitzung?«
    »Ja.«
    »Ein sexueller Ausbruch oder ein aggressiver?«
    »Sexuell. Sie ist zu ihrem Kindheitstrauma zurückgekehrt. Hat ein bisschen den Schornstein gefegt. Hat einiges herausgelassen, und dann habe ich eine einfache Hypnoseübung mit ihr gemacht, um sie zu stärken. Sie ist mitgegangen, und plötzlich stand sie vor mir und wollte umarmt werden.«
    Nina seufzt. »Was meinst du, Grenzverlust aufgrund von Borderline, eine Fantasie, die sie ausagiert hat, oder ein Versuch, die Behandlung zu sabotieren?«
    »Das ist unklar. Mir scheint, dass das die Sprache ist, die sie versteht, ihre Muttersprache oder, in ihrem Fall, ihre Vatersprache«, sagt er.
    »Wie hast du dich gefühlt?«
    »Wie ich mich gefühlt habe? Miserabel.«
    »Und jetzt?«
    »Seit wir miteinander sprechen, sehr viel besser.«
    »Hast du dich selbst überprüft?«
    »Inwiefern?«

    »Vielleicht hast du mit ihr geflirtet oder sie aufgezogen.«
    »Nein. Ich bin mir sehr bewusst. Sie weckt so etwas nicht in mir.«
    »Was weckt sie in dir?«
    »Etwas anderes. Väterliche Gefühle vielleicht.«
    »Du hast angedeutet, ihr Vater habe sie sexuell missbraucht.«
    »Ja, das hat sie gesagt.«
    »Vielleicht ist das der Schlüssel. Sie hat väterliche Gefühle in dir geweckt. Vielleicht hat sie das gespürt und entsprechend reagiert.«
    »Entsprechend?«
    »Denk nach, du Genie, ihr Vater hat die Vater-Kind-Beziehung sexualisiert. In der Therapie mit dir hat sich eine Vater-Kind-Dynamik entwickelt. Wie würde sie reagieren?«
    »Eine interessante Hypothese. Darüber muss ich nachdenken. «
    »Du bist ihr Psychologe, nicht ihr Vater.«
    »Ich verstehe. Danke, du hast mir geholfen. Ich schulde dir was.«
    »Gleichfalls.«
    Er sagt nichts.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragt sie.
    »Das werden wir sehen. Ich habe mich noch nicht entschieden. Wie auch immer, wir werden das verarbeiten müssen. Vielleicht hat sich hier eine Tür geöffnet.«
    »Vorsicht vor Ego.«
    »Ich bin nicht mehr vorhanden.«
    »An jedem Pokertisch sitzt ein Trottel. Wenn du dich umsiehst und den Trottel nicht erkennst, dann bist du es.«
    »Ich spiele nicht Poker. Ich bin von Natur aus kein Spieler, aber trotzdem danke.«

    »Achte darauf, alles zu dokumentieren. Schütze dich.«
    »Richtig.«
    »Und arbeite nicht schwerer als sie.«
    »Richtig.«
    »Und ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst.«
    »Wenn ich Hilfe brauche. Und wenn ich das Bedürfnis habe?«
    »Wenn du

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