Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist
etwas zu denken,
müssen Sie daran denken. Zum Beispiel, ich würde zu Ihnen sagen, Sie sollten nicht an den rosa Elefanten denken; Sie dürfen keinesfalls an den rosa Elefanten denken. Was wird passieren?«
»Ich werde an den rosa Elefanten denken.«
»Ja. Die Anstrengung, etwas zu vermeiden, ist erschöpfend und erfolglos und verletzend, denn wenn Sie sich entschließen, ein Wort zu vermeiden, werden Sie mit der Zeit anfangen, die Dinge zu vermeiden, die Sie daran erinnern, und so sperren Sie sich allmählich selbst in ein Gef ängnis der Vermeidung. Denn dies ist die Wahrheit des Inneren: Vermeidung und Flucht stellen keine Lösungen dar, sondern Probleme. Wenn Sie etwas ungern fühlen oder denken wollen, dann werden Sie unwillkürlich genau dies fühlen oder denken. Der Weg, um diesen mit einem bestimmten Wort, einer bestimmten Erinnerung verknüpften Schmerz zu neutralisieren, besteht darin, sich darauf zu zu bewegen; ihn zu akzeptieren, ihn willkommen zu heißen; festzustellen, dass es sich hier um Worte handelt, um Laute und Lippenbewegungen. Kein Wort kann Sie je stärker verletzen als die Gewohnheit der Vermeidung. Lassen Sie uns jetzt üben. Nehmen Sie das Wort Milch. Sagen Sie mir, wofür es steht?«
»Milch ist Nahrung; sie ist ein Getränk; eine Flüssigkeit, die von der Mutter stammt, um ihr Kind zu füttern. Kühe haben auch Milch.«
»Wie sieht Milch aus?«
»Weiß, klebrig, wenn sie trocknet. Mit einem säuerlichen Geruch. «
»Gut, das ist Milch. Das Wort Milch andererseits ist nur ein Geräusch, ein Laut, der aus Ihrer Kehle über Ihre Lippen kommt. Das Wort Milch ist nicht flüssig und ernährt niemanden. Um das zu erfahren, wiederholen Sie jetzt eine ganze Minute
lang das Wort Milch. Konzentrieren Sie sich auf den Klang und auf die Bewegung Ihrer Lippen.«
»Sie möchten, dass ich einfach nur Milch Milch sage?«
»Ja.«
»Wozu?«
»Probieren Sie es aus, und Sie werden sehen.«
»Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch Milch.«
»Gut. Stopp.«
Sie atmet schwer.
»Das ist das Wort Milch . Klang und Lippenbewegung«, sagt er. »Das ist alles.«
Er reicht ihr das kleine Aufnahmegerät.
»Auch das hier – nur Worte. Dreimal täglich, jeden Tag; hören Sie zu, und Sie werden stärker werden.«
21
U nter den Vertretern unseres Fachs gab es heftige Debatten über den Klienten als Reporter«, erzählt der Psychologe den Studenten. »Ein klassisches Beispiel ist natürlich, wenn der Klient von einer Erinnerung spricht, die während der Therapie hochgekommen ist, ein Ereignis aus seiner Kindheit, das plötzlich ins Bewusstsein geschwemmt wurde wie ein verwesender Körper vom Flussgrund des Vergessens. Seit Jahren schon weisen wir dringend darauf hin, die Geschichte des Klienten für bare Münze zu nehmen, umfassend und bedingungslos, um die Empathie und die Beziehung zu festigen, die für den therapeutischen Erfolg so entscheidend sind. Die andere Fraktion weist auf die Schwächen und Tricks des Gedächtnisses hin, auf seine eingeschränkte Verlässlichkeit, seinen Hang zu Verzerrung, Verwirrung und Illusion, von dem wir bereits gesprochen haben. Jede Seite stellt mit ihren Argumenten in diesem Gespräch eine wichtige Stimme dar, doch keine beantwortet die fundamentale Frage: Wie sollen wir die Geschichte des Klienten hören?«
Der Psychologe hält inne und wartet. Sein Blick wandert durch den Raum und bleibt bei dem pinkhaarigen Mädchen hängen. »Was meinen Sie?«
»Ahhh, ich bin mir nicht sicher.«
»Eine kluge Antwort«, sagt der Psychologe. »Erstens, theoretische Debatten sollten aus dem Sprechzimmer ferngehalten werden. Im Sprechzimmer haben wir es mit einer
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